Sumann erhält olympische Bronzemedaille nach elf Jahren

Christoph Sumann bekommt nachträglich die Bronzemedaille für den Massenstart bei Olympia 2010 in Vancouver. Das IOC bestätigte diese Woche die Neuvergabe nach der endgültigen Disqualifikation des russischen Dopingsünders Jewgeni Ustjugow.
Für den österreichischen Biathlon-Star bedeutet dies die vierte olympische Medaille seiner Karriere - mehr als ein Jahrzehnt nach seinem ursprünglich vierten Platz. Zusätzlich rückt die österreichische Herren-Staffel von Sotschi 2014 von Bronze auf Silber vor.
Schweizer Bundesgericht beendet Rechtsstreit
Der jahrelange juristische Kampf fand im Mai sein Ende. Das Schweizer Bundesgericht wies Ustjugows Einsprüche gegen seine Dopingsperre endgültig ab. Damit sind alle Sanktionen der Biathlon Integrity Unit (BIU) und des Internationalen Sportgerichtshofs rechtskräftig.
Ustjugow verliert sämtliche Ergebnisse zwischen Januar 2010 und Ende der Saison 2013/14. Grundlage: Anomalien in seinem biologischen Athletenpass sowie Beweise aus dem Moskauer Labor-System, die systematisches Doping belegen.
Medaillenregen für saubere Athleten
Die Umwertungen haben weitreichende Folgen für zwei Olympische Spiele:
Vancouver 2010 - Massenstart Herren:
- Gold: Martin Fourcade (Frankreich)
- Silber: Pavol Hurajt (Slowakei)
- Bronze: Christoph Sumann (Österreich)
Sotschi 2014 - Staffel Herren:
- Gold: Deutschland (statt Silber)
- Silber: Österreich (statt Bronze)
- Bronze: Norwegen (neu)
Die österreichische Staffel mit Sumann, Simon Eder, Daniel Mesotitsch und Dominik Landertinger profitiert von der Disqualifikation des russischen Teams.
"Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan"
Sumann, heute Sportlicher Leiter beim ÖSV, reagiert gefasst auf die späte Ehrung. "Entscheidend ist, dass das System hartnäckig geblieben ist", erklärt der 48-Jährige. Gleichzeitig räumt er ein: Die unmittelbare Olympia-Euphorie lässt sich nicht nachholen.
Auch die deutschen Athleten, die nun Olympiasieger sind, zeigen gemischte Gefühle. Erik Lesser betont trotzdem die Wichtigkeit: "Es ist ein starkes Signal, dass auch nach elf Jahren noch für Fairness gesorgt wird."
Zeremonie bei Olympia 2026?
Das IOC plant nun die offizielle Übergabe der Medaillen. Mehrere Athleten haben den Wunsch geäußert, ihre Auszeichnungen bei den Winterspielen 2026 in Mailand/Cortina zu erhalten - idealerweise in einem Biathlon-Stadion vor großem Publikum.
Für Sumann wäre es ein emotionaler Abschluss eines langen Kapitels. Der Fall zeigt einmal mehr: Doping-Aufarbeitung braucht Zeit, aber sie lohnt sich für die Glaubwürdigkeit des Sports.