Sturm Graz steht vor einer emotionalen Rückkehr nach Herning. Beim Europa-League-Auftakt beim dänischen FC Midtjylland wollen die Grazer alte Wunden heilen – und gleichzeitig ein starkes Zeichen setzen. Die Erinnerung an das bittere Aus 2022 sitzt tief.

Schmerzhafte Lücke im Mittelfeld

Kurz vor dem Abflug traf die Mannschaft eine schlechte Nachricht: Otar Kiteishvili fehlt aus familiären Gründen. Der kreative Georgier reiste überraschend in seine Heimat ab. "Der Ausfall ist sehr schmerzhaft. Seine Qualitäten sind ja bekannt", bedauerte Cheftrainer Jürgen Säumel. Jetzt müssen andere Spieler diese Lücke füllen. Eine positive Nachricht gibt es hingegen bei Jon Gorenc Stankovic. Der angeschlagene Defensivspieler trainierte mit und ist einsatzbereit.

Mit Bundesliga-Schwung nach Dänemark

Das Selbstvertrauen holten sich die Grazer am Samstag mit einem wichtigen 2:0-Heimsieg gegen Red Bull Salzburg. Allerdings sieht Trainer Säumel auch Verbesserungspotenzial: "Wir haben nach dem 2:0 in der 50. Minute zu stark zurückgeschraubt." Die Analyse sei aber gut verlaufen. Nun wartet ein komplett anderer Gegner. Midtjylland setzt auf flinken Flügelfußball und viele Ein-gegen-eins-Situationen. "Wir müssen die Duelle ab der ersten Minute annehmen", fordert Säumel.

"Wir haben eine Rechnung offen"

Die Stimmung im Sturm-Lager ist dennoch zuversichtlich. Jon Gorenc Stankovic blickt der Herausforderung positiv entgegen: "Wir haben super Spiele vor uns. Natürlich wollen wir jedes Spiel gewinnen." Auch Stürmer Maurice Malone, der sein erstes Gruppenspiel in einem europäischen Wettbewerb bestreitet, ist gespannt: "Ich bin gespannt, was wir erreichen können."

Die historische Last wiegt jedoch schwer. Nicht nur die Niederlage von 2022 schwebt über dem Team, sondern auch die jüngste 0:5-Klatsche gegen Bodö/Glimt aus Norwegen. Können die Grazer diesmal im Norden bestehen? Geschäftsführer Thomas Tebbich macht die Motivation klar: "Im Norden ist es immer schwer zu spielen, aber wir haben mit Midtjylland noch eine Rechnung offen."

Midtjylland: Der datengesteuerte Gegner

Der FC Midtjylland ist kein unbekannter Gegner. Der Club erlangte internationale Bekanntheit durch seine datengestützte Spielphilosophie. Big Data und KI sind fest in der Club-DNA verankert. Seit Sommer hat das Team mit Mike Tullberg einen neuen Chef auf der Bank. Der ehemalige Dortmunder Interimscoach ist Däne und sieht in Midtjylland den idealen Ort für seinen nächsten Karriereschritt. "Hier stimmen die Werte und Ambitionen mit meinen eigenen überein", so Tullberg.

Die Botschaft von Sturm Graz ist eindeutig. Man reist nicht als Tourist nach Dänemark, sondern als ernstzunehmender Kontrahent. Cheftrainer Säumel bringt es auf den Punkt: "Wir freuen uns auf diese Spiele, und wir fahren nach Dänemark, um zu gewinnen." Die Europa League bietet mit Gegnern wie Celtic Glasgow, Rangers und Feyenoord eine glamouröse Bühne. Der erste Schritt beginnt in Herning.