Stillstand in Washington, Turbulenzen in Peking – und Europa mittendrin
Die Welt ordnet sich neu, doch die Regeln des Spiels bleiben unklar. Während in den USA der längste Government Shutdown der Geschichte zu Ende geht, ohne die tieferen Gräben zu schließen, kämpft China mit einer Kreditklemme, die das Fundament des Wachstumsmodells erschüttert. Für Europa wird die Gemengelage zur strategischen Zerreißprobe: Wie positioniert man sich, wenn die beiden größten Volkswirtschaften der Welt gleichzeitig schwächeln – die eine aus politischer Lähmung, die andere aus struktureller Überdehnung?
Willkommen zur Finanzmarkt-Analyse am Donnerstagnachmittag. Heute werfen wir einen Blick auf drei Entwicklungen, die mehr verbindet, als es auf den ersten Blick scheint: das Ende eines Shutdowns, der nichts gelöst hat, Chinas Kampf gegen die eigene Kreditblase und die Frage, was das alles für Anleger diesseits des Atlantiks bedeutet.
Washington: Der Shutdown ist vorbei – die Spaltung bleibt
Nach 43 Tagen ist der US-Regierungsapparat wieder hochgefahren. Flughäfen funktionieren, Sozialleistungen fließen, über eine Million Bundesbedienstete kehren an ihre Arbeitsplätze zurück. Doch wer glaubt, damit sei die Krise überwunden, übersieht das Wesentliche: Die politische Architektur der USA ist brüchiger denn je.
Das Finanzierungspaket, das den Stillstand beendet, läuft bereits am 30. Januar aus. Drei Monate Atempause – mehr nicht. Die Frage nach der Kontrolle über Staatsausgaben, die Rolle des Präsidenten gegenüber dem Kongress, die Zukunft der Gesundheitssubventionen für 24 Millionen Amerikaner: All das bleibt ungeklärt. Und so steht bereits im Januar der nächste Showdown bevor.
Was bedeutet das für die Märkte? Kurzfristig Erleichterung. Langfristig Unsicherheit. Die Congressional Budget Office schätzt, dass der Shutdown das US-BIP um 1,5 Prozentpunkte gedrückt hat – etwa 50 Milliarden Dollar an verzögerter Wirtschaftsleistung. Ein Teil davon wird aufgeholt, doch 14 Milliarden Dollar bleiben unwiederbringlich verloren. Noch gravierender: Investoren und Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass politische Blockaden zur neuen Normalität werden. Das erhöht die Risikoprämie für US-Staatsanleihen – und schwächt die Verlässlichkeit des Dollars als sicherer Hafen.
Für Europa ist das eine zweischneidige Entwicklung. Einerseits könnte ein schwächerer Dollar europäische Exporte belasten. Andererseits macht die politische Instabilität in Washington den Euro als alternative Reservewährung attraktiver – wenn die Europäische Zentralbank es schafft, Vertrauen zu bewahren.
Peking: Wenn das Kreditwachstum stockt
Während Washington mit sich selbst ringt, kämpft Peking mit den Folgen jahrzehntelanger Kreditexpansion. Die Zahlen aus China sind ernüchternd: Im Oktober vergaben chinesische Banken nur 220 Milliarden Yuan an neuen Krediten – ein dramatischer Einbruch gegenüber den 1,29 Billionen Yuan im September. Analysten hatten mit 500 Milliarden gerechnet. Das ist keine statistische Schwankung. Das ist ein Warnsignal.
Besonders alarmierend: Haushaltskredite, also Hypotheken und Konsumentenkredite, schrumpften um 360 Milliarden Yuan. Chinesische Verbraucher nehmen kein Geld mehr auf – sie zahlen zurück. Das ist das Gegenteil dessen, was eine wachsende Wirtschaft braucht. Auch Unternehmenskredite brachen von 1,22 Billionen auf 350 Milliarden Yuan ein. Kein Wunder: Die Immobilienkrise schwelt weiter, das Vertrauen in die Zukunft schwindet, und die Handelsspannungen mit den USA – trotz kurzfristiger Entspannung – bleiben eine Hypothek.
Die Regierung in Peking versucht gegenzusteuern. Ein 500-Milliarden-Yuan-Programm zur Ankurbelung von Investitionen wurde aufgelegt. Doch bislang zeigt sich kaum Wirkung. Die Zentralbank spricht von "unzureichender Nachfrage" – ein Euphemismus für eine Wirtschaft, die nicht mehr aus eigener Kraft wächst. Und während Staatsanleihen zur Schuldenrestrukturierung auslaufen, fehlt es an neuen Impulsen.
Was heißt das für Europa? China ist der zweitgrößte Handelspartner der EU. Schwächelt die chinesische Binnennachfrage, leiden deutsche Autobauer, französische Luxusmarken, italienische Maschinenbauer. Gleichzeitig eröffnet sich eine Chance: Wenn Peking seine Wirtschaft nicht stabilisiert, könnten europäische Unternehmen Marktanteile in Drittmärkten zurückgewinnen – etwa in Südostasien oder Lateinamerika, wo chinesische Anbieter bislang dominant waren.
Europa: Zwischen den Stühlen – oder auf dem Sprung?
Die Gleichzeitigkeit der Krisen in Washington und Peking stellt Europa vor eine strategische Weichenstellung. Beide Großmächte schwächeln – aus unterschiedlichen Gründen, aber mit ähnlichen Folgen: sinkende Investitionssicherheit, volatile Märkte, geopolitische Spannungen.
Für die Europäische Zentralbank bedeutet das einen Balanceakt. Einerseits muss sie die Inflation im Zaum halten, andererseits darf sie die Konjunktur nicht abwürgen. Die jüngsten Inflationsdaten aus der Eurozone zeigen eine leichte Entspannung, doch die Energiepreise bleiben fragil, und die Lohnentwicklung könnte neue Preisschübe auslösen. Zugleich droht eine Rezession, wenn die Nachfrage aus den USA und China weiter nachlässt.
Doch es gibt auch Lichtblicke. Die europäische Industrie könnte von der Schwäche Chinas profitieren, wenn sie es schafft, alternative Absatzmärkte zu erschließen. Die politische Stabilität – trotz aller Querelen in Brüssel – ist im Vergleich zu Washington und Peking ein Standortvorteil. Und die Energiewende, die Europa konsequenter vorantreibt als die USA oder China, könnte sich als Wettbewerbsvorteil erweisen, wenn die Welt in zehn Jahren auf CO₂-Preise und Klimazölle schaut.
Die Frage ist: Nutzt Europa diese Gelegenheit? Oder verharrt es in Abwartehaltung, während sich die Welt neu sortiert?
Was das für Anleger bedeutet
Die Botschaft ist klar: Diversifikation war selten wichtiger. Wer ausschließlich auf US-Aktien oder chinesische Wachstumsstorys gesetzt hat, sollte sein Portfolio überdenken. Europa bietet solide Dividendenwerte, defensive Sektoren und eine vergleichsweise stabile politische Landschaft. Gleichzeitig lohnt ein Blick auf Schwellenländer jenseits Chinas – Indien, Indonesien, Brasilien –, die von der Neuordnung der Lieferketten profitieren könnten.
Gold bleibt eine sinnvolle Absicherung gegen geopolitische Unsicherheit. Die Notenbanken weltweit – von Russland bis zu den Golfstaaten – kaufen physisches Gold in Rekordmengen. Das ist kein Zufall. Es ist ein Misstrauensvotum gegen die Verlässlichkeit von Dollar und Renminbi.
Und schließlich: Geduld. Die nächsten Monate werden volatil. Wer jetzt nervös wird und in Panik verkauft, macht Verluste zu Gewinnen – für die anderen.
Lassen Sie mich Ihnen ein konkretes Beispiel aus meiner Analyse geben, wie Sie in diesem unsicheren Marktumfeld trotzdem außergewöhnliche Chancen nutzen können. Ich habe in den letzten Monaten ein Handelssystem entwickelt, das sich auf maximal zehn handverlesene Aktien konzentriert – Champions aus drei Megatrends: europäische Aufrüstung, KI-Infrastruktur und Energiewende. In meinem Live-Webinar zeige ich Ihnen drei dieser Champions, die bereits über 1.000 Prozent Gewinn erzielt haben, und erkläre, warum fokussierte Portfolios in volatilen Zeiten oft erfolgreicher sind als breite Streuung. Sie erfahren konkret, welche Unternehmen von den strukturellen Verschiebungen profitieren, die ich heute im Artikel beschrieben habe, und wie Sie mit einer klaren Strategie Ihr Portfolio zukunftssicher aufstellen. Details zu meiner 10-Aktien-Strategie und den drei Champions
Ausblick: Die Ruhe vor dem nächsten Sturm
Am Freitag veröffentlicht China seine Wirtschaftsdaten für Oktober. Analysten erwarten eine weitere Abschwächung. In den USA läuft die Frist für das nächste Haushaltsgesetz im Januar ab. Und in Europa? Dort wird man beobachten, abwägen – und hoffentlich handeln.
Die Welt steht nicht still. Aber sie dreht sich langsamer. Und manchmal ist das gefährlicher als ein offener Crash. Denn im Schleichgang merkt man oft zu spät, dass man längst vom Kurs abgekommen ist.
Bis nächste Woche – bleiben Sie wachsam.
Eduard Altmann
Donnerstag, 13. November 2025








