Die österreichische Steuerfahndung hat ein komplexes Betrugssystem aufgedeckt. Über gefälschte Dokumente und manipulierte Lieferketten prellten zwei Hauptbeschuldigte den Staat um eine Million Euro.

Das Duo operierte über eine Wiener GmbH und baute ein raffiniertes Netzwerk auf. Bei Hausdurchsuchungen an sieben Standorten öffneten die Ermittler 34 Bankkonten - ein Zeichen für die systematische Dimension des Betrugs.

Gefälschte Rechnungen und manipulierte Lieferketten

Die Beschuldigten schalteten nahestehende Personen als Zwischenhändler ein, um die wahren Geldflüsse bei Luxusautos aus Deutschland und Italien zu verschleiern. Viele Geschäfte erfassten sie gar nicht erst in der Buchhaltung.

Das perfide System funktionierte so: Eingangsrechnungen wurden gefälscht, um höhere Einkaufspreise vorzutäuschen. Gleichzeitig manipulierten die Täter Ausgangsrechnungen nach unten. Die Differenz floss direkt ins Privatvermögen.

Von Umsatzsteuer bis NoVA: Betrug auf allen Ebenen

Die Bandbreite des Betrugs überrascht selbst erfahrene Ermittler. Betroffen sind:

  • Umsatzsteuer und Körperschaftsteuer
  • Kapitalertragsteuer
  • Normverbrauchsabgabe (NoVA) bei Neufahrzeugen

Besonders dreist: Luxusfahrzeuge wurden fälschlicherweise als Vorführwagen deklariert. Dieser Trick ermöglichte eine NoVA-Befreiung und unrechtmäßige Vorsteuerabzüge. In Wahrheit nutzte das Unternehmen die hochwertigen Fahrzeuge privat.

Politik reagiert mit scharfen Worten

Finanz-Staatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) betonte: "Leistung und ehrliches Wirtschaften müssen sich lohnen." Jeder hinterzogene Euro treffe letztlich alle ehrlichen Steuerzahler.

Der Schaden geht weit über den finanziellen Verlust hinaus. Experten warnen vor einer Untergrabung des Vertrauens ins Steuersystem. Ehrliche Unternehmen werden dadurch klar benachteiligt.

Europäisches Problem: Umsatzsteuerkarusselle kosten Milliarden

Der Fall reiht sich in ein größeres europäisches Problem ein. Sogenannte Umsatzsteuerkarusselle - Netzwerke aus Scheinunternehmen für grenzüberschreitenden Handel - verursachen allein in Deutschland zweistellige Milliardenbeträge an Schäden.

Die Täter nutzen geschickt die Komplexität des EU-Binnenmarktes aus. Innergemeinschaftliche Lieferungen sind für Exporteure zunächst umsatzsteuerfrei. Kriminelle gründen "Missing Trader" - Scheinfirmen, die Umsatzsteuer kassieren, aber nie abführen.

Juristische Aufarbeitung läuft an

Den Hauptbeschuldigten drohen empfindliche Strafen. Bei bandenmäßiger Steuerhinterziehung sind mehrjährige Haftstrafen möglich. Die Ermittler werten derzeit sichergestellte Unterlagen aus, um weitere Mittäter zu identifizieren.

Finanzminister Markus Marterbauer kündigte verschärfte Kontrollmechanismen an. Die internationale Zusammenarbeit der Behörden soll intensiviert werden, um ähnliche Betrugsmodelle früher zu erkennen.