Die blau-schwarze Landesregierung der Steiermark steuert auf eine Zerreißprobe zu. Während Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) und Finanzlandesrat Willibald Ehrenhöfer (ÖVP) mit einem rigorosen Sparkurs den Schuldenberg von über sieben Milliarden Euro bekämpfen wollen, droht ein Machtkampf mit den Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes.

Die Fronten sind verhärtet: Kommende Woche fällt die Entscheidung über ein Budget, das den finanzpolitischen Kurs der Steiermark für Jahre prägen wird.

Erstmals "Zero-Based Budgeting" - jeder Euro muss neu begründet werden

Radikal neu ist der Budgetansatz für 2026. Statt Ausgaben aus dem Vorjahr fortzuschreiben, müssen alle 7.800 Budgetzeilen von Grund auf neu begründet werden. 300 bis 500 Millionen Euro sollen jährlich eingespart werden.

"Mehr Selbstverantwortung, weniger Full-Service-Land", so Ehrenhöfers neue Devise. Die Methode verspricht echte strukturelle Einsparungen - doch der politische Widerstand wächst.

Gehaltspoker mit dem öffentlichen Dienst

Besonders brisant: Die Landesregierung will den bereits vereinbarten Gehaltsabschluss für 2026 wieder aufschnüren. Der Zwei-Jahres-Vertrag sah eigentlich eine Erhöhung um Inflationsrate plus 0,3 Prozent vor.

Am 21. Oktober treffen Regierung und Personalvertreter aufeinander. Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst hat bereits klargestellt: Nulllohnrunden sind inakzeptabel.

Als politisches Signal führt die Landesregierung selbst eine Nulllohnrunde für alle Spitzenpolitiker ein - vom Landeshauptmann bis zu den Landtagsabgeordneten.

Österreich als EU-Schlusslicht belastet Verhandlungen

Die schwache Konjunktur verschärft den Druck zusätzlich. Wirtschaftsinstitute wie WIFO und IHS prognostizieren für 2025 minimales oder gar negatives Wachstum. Österreich bleibt EU-Schlusslicht - erst 2026 wird eine leichte Erholung um 1,0 Prozent erwartet.

Geringere Steuereinnahmen treffen auf steigende Kosten in Gesundheit, Pflege und Soziales. Der finanzielle Spielraum schrumpft dramatisch.

Entscheidung fällt in den nächsten zwei Wochen

Der Zeitplan ist eng getaktet:

  • 16. Oktober: Budgetentwurf wird in der Landesregierung beschlossen
  • 21. Oktober: Budgetrede im Landtag und entscheidendes Gespräch mit Personalvertretern

Insider rechnen nicht vor dem letztmöglichen Termin mit einer Einigung. Das Ergebnis entscheidet, ob die Steiermark in einen Herbst voller Konflikte steuert oder den schmerzhaften Konsolidierungskurs gemeinsam trägt.

Kann die größte Budgetreform der Nachkriegszeit gelingen? Die kommenden Tage werden zeigen, ob harte Zahlen oder politischer Widerstand siegen.