Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) will Unternehmen per Gesetz zu mehr Senioren-Einstellungen zwingen. Ihr Bonus-Malus-System stößt bei ÖVP und NEOS auf massiven Widerstand.

Die Diskussion entbrannte, nachdem Schumann in der ORF-„Pressestunde" erklärte: "Die reine Bitte von mir, mehr Ältere einzustellen, wird zu wenig sein." Sie schlägt branchenspezifische Zielquoten für Mitarbeiter über 60 vor – wer die verfehlt, verliert staatliche Vergünstigungen.

Bonus-Malus-System soll Quote durchsetzen

Schumanns Plan sieht vor: Unternehmen, die genug Senioren beschäftigen, profitieren weiter von Abgabenbefreiungen bei Familienlastenausgleich, Unfallversicherung und Arbeitslosenversicherung. Wer die Quote verfehlt, verliert diese Vorteile.

Zusätzlich sollen Betriebe ab 20 bis 25 Mitarbeitern Ausgleichszahlungen leisten, wenn sie zu wenige ältere Beschäftigte haben. Die Ministerin argumentiert mit der hohen Arbeitslosigkeit in dieser Altersgruppe.

ÖVP und NEOS blockieren geschlossen

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) konterte sofort: "Wir haben Anreize vereinbart, aber keine Strafen." Er warnte vor der Benachteiligung bestimmter Branchen: "IT-Unternehmen oder Dachdeckerbetriebe können nicht einfach 65-Jährige anstellen."

Die ÖVP lehnt den "bürokratischen Mehraufwand" ab und setzt auf Fördermaßnahmen statt Zwang.

NEOS-Deregulierungsstaatssekretär Josef Schellhorn nannte den Vorschlag "nicht zielführend" und kritisierte die mangelnde Koordination innerhalb der Koalition. NEOS-Sozialsprecher Johannes Gasser warnte vor "Quotensenioren" statt echter Wertschätzung älterer Arbeitnehmer.

Wirtschaft sieht "Bürokratiemonster"

Während Wirtschaftsvertreter von einem "Bürokratiemonster" sprechen, sind Arbeitsmarktexperten gespalten. Österreichs Erwerbstätigenquote der über 55-Jährigen liegt im EU-Vergleich noch immer niedrig.

Befürworter sehen die Quote als nötigen Impuls gegen festgefahrene Strukturen. Kritiker warnen vor starren Regelungen, die unterschiedliche Branchenanforderungen ignorieren.

Demografischer Wandel verschärft Debatte

Der Vorstoß trifft auf zwei zentrale Probleme: den Fachkräftemangel und die alternde Gesellschaft. Während Unternehmen händeringend Personal suchen, gehen Millionen Babyboomer in den Ruhestand.

Bisher setzte Österreich auf Freiwilligkeit und Anreize – etwa die geplante "Aktivrente" mit Steuerbegünstigungen. Schumanns Zwangsquote bricht mit diesem Konsens und offenbart tiefe ideologische Gräben in der Koalition.

Einigung nicht in Sicht

Die verhärteten Fronten machen eine schnelle Lösung unwahrscheinlich. Der klare Widerstand der Koalitionspartner blockiert eine Umsetzung des Vorschlags.

Das Thema dürfte die Regierung wochenlang beschäftigen und könnte in den Budgetverhandlungen erneut aufkommen. Vorerst konzentriert sich die Koalition wieder auf die vereinbarten Anreizmodelle.

Ob Schumanns "Weckruf" langfristig zu einem Umdenken führt oder als politisches Störfeuer verpufft, bleibt offen. Die Debatte unterstreicht jedoch die Dringlichkeit nachhaltiger Lösungen für ältere Arbeitnehmer.