Die Koalition streitet über die Erbschaftssteuer. Die SPD will Milliardenerbschaften höher besteuern, um Löcher im Bundeshaushalt 2025 zu stopfen. FDP und Union laufen Sturm gegen die Pläne.

Die Sozialdemokraten haben konkrete Reformpläne vorgelegt: Statt alle zehn Jahre 400.000 Euro steuerfrei an die Kinder zu vererben, soll es einen einmaligen "Lebensfreibetrag" geben. SPD-Fraktionschef Matthias Miersch will zudem die "Sonderregeln für die Allerreichsten auf den Prüfstand" stellen.

Das Argument der SPD: Millionenerben zahlen prozentual oft weniger Steuern als normale Arbeitnehmer. Bestehende Schlupflöcher bei Betriebsvermögen sollen geschlossen werden.

Union warnt vor Wirtschaftsschäden

CDU und CSU schlagen zurück. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) nennt Steuererhöhungen "Gift" für die aktuelle Lage. Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) befürchtet: Familienunternehmen müssten verkauft werden, weil das Kapital für Steuern statt Investitionen draufgeht.

Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) lehnt ab: "Echt das falsche Signal." Die FDP fordert das Gegenteil - höhere Freibeträge als Inflationsausgleich.

13,3 Milliarden Euro Potenzial

Die SPD wittert ihre Chance. Parteichef Lars Klingbeil sieht ein "großes Möglichkeitsfenster" für den klammen Haushalt. Die Zahlen geben ihm recht: 2024 brachte die Erbschaftssteuer Rekordeinnahmen von 13,3 Milliarden Euro - 12,3 Prozent mehr als im Vorjahr.

Während die FDP bei Sozialausgaben kürzen will, suchen SPD und Grüne nach neuen Geldquellen. Der Haushaltsstreit wird zum Lackmustest für die Koalition.

Ideologischer Grundkonflikt

Dahinter steckt ein Grundsatzstreit. Umfragen zeigen: Eine Mehrheit der Deutschen befürwortet höhere Erbschaftssteuern für Reiche. Die Befürworter sehen wachsende Vermögensungleichheit als Problem.

Die Gegenseite hält dagegen: Bereits versteuertes Vermögen nochmals zu besteuern schadet dem Standort Deutschland. Familienunternehmen - das Rückgrat des Mittelstands - könnten abwandern oder zerschlagen werden.

Showdown in den nächsten Wochen

Die Haushaltsberatungen werden zur Zerreißprobe. Ein Kompromiss könnte so aussehen: Leicht höhere Freibeträge, dafür geschlossene Schlupflöcher bei Großvermögen.

Scheitern die Verhandlungen, droht der Koalition neuer Ärger. Der Bundeshaushalt 2025 würde sich weiter verzögern - in einer Zeit, in der Deutschland schnelle Entscheidungen braucht.