Vor 30 Jahren sah ich diese Basketballschuhe im Schaufenster für den Preis von 250 DM. Ein unerhörter Preis – gar nicht daran zu denken, dass man sich als Teenager so etwas leisten könnte. Doch Idol Michael Jordan und die coolen Jungs auf dem Basketballplatz trugen genau diese Schuhe und das Verlangen war groß.

25 Jahre später war es dann soweit – die Nike Air Jordan 6 Black infrared wurden zum wiederholten Mal neu aufgelegt und so bezahlbar. Das Original gibt es inzwischen online für über 1500 Euro zu kaufen. Hätte man die Schuhe damals als Investition betrachtet, wäre das eine Rendite von 8,2% p.a. Diese hätte locker mit der Entwicklung des DAX mithalten können. Das wirft eine Frage auf: Wie stehen die Chancen von Sneakern als Geldanlage?

Sneaker als Geldanlage.

Eine Geldanlage ist etwas, in das man (langfristig) Geld investiert, in der Hoffnung, dass man laufende Einkünfte oder eine Wertsteigerung erzielen kann. Geht man von dieser Definition aus, können Sneaker, Sammelkarten, Star-Wars Memorabilia, Kunst, Oldtimer oder diverse Alkoholika auch eine Geldanlage sein. Ob sich der Wunsch nach einer Wertsteigerung der eigenen Sammlung erfüllt, steht auf einem anderen Blatt.

Der Markt für Sneaker oder andere Sammelobjekte eignet sich, wie bei allen Geldanlagen, für die Menschen, die sich in diesem Bereich besonders gut auskennen. Nur durch den Wissensvorsprung, den man Anderen gegenüber in diesem Bereich hat, kann man Chancen und Risiken im Markt rechtzeitig erkennen und diese für sich nutzen. Deswegen sind Sneaker keine Geldanlage für jedermann.

Für einen Anleger, der sich bei Sneakern jedoch auskennt, sich an den Schuhen erfreut und nur einen kleinen Teil seines Vermögens darin investiert, spricht nichts dagegen. Denn sogar, wenn sich die Träume von einer gute Rendite nicht erfüllen, bleibt die schöne Erinnerung an die Momente in der Vergangenheit, die man in oder mit diesen Schuhen erlebt hat. Wer jedoch nur auf das schnelle Geld aus ist, ohne sich im Markt auszukennen, findet in anderen Märkten ein erfolgversprechenderes Betätigungsfeld.

Ein paar der Risiken stecken im Aufbau dieses Marktes. Er wird von den großen Schuh-Herstellermarken (Adidas, Nike, Puma, etc.) wesentlich beeinflusst. Was auf den regulierten Kapitalmärkten verboten ist, etwa Insider-Trading oder Marktmanipulation, gehört auf den Märkten für Sneaker zum normalen Risiko. Die Preise für Sneaker richten sich zwar nach der Nachfrage, aber diese ist von vielen nicht vorhersehbaren Einflussgrößen abhängig. Dazu zählen, welcher Star einen Schuh öffentlich getragen oder beworben hat – für den Anleger eher ein Glücksspiel. Wenn man Pech hat, bringt eine Marke einen beliebten Sneaker noch einmal neu heraus, von dem man dachte, er würde limitiert und damit entsprechend wertvoll bleiben. Oder der Schuh, den man günstig gekauft hat, erweist sich gegenüber einem Experten als Fälschung.

Das Interesse am Kaufen von seltenen oder limitierten Sneakern hat neue Möglichkeiten geschaffen. Es gibt bereits Marktplätze, an denen man sich die Investition in einen teuren Sammler-Sneaker mit anderen teilen kann. Bei timeless.investments konnten bis zu 140 Anleger gemeinsam in ein Paar „Nike / Dior Jordan 1 Retro High x DIOR“ zu 7000 Euro investieren und ab 50 Euro Anteilspreis dabei sein. Die Webseite weist aus, dass die Schuhe, die im Jahr 2020 mal 1900 Euro gekostet haben, angeblich heute für bis zu 15.000 Euro den Besitzer wechseln. Solche Geschichten ziehen weitere Menschen in ihren Bann.

Wie sich der Sneakermarkt weiterentwickelt, ist ungewiss. Es gibt ihn einerseits schon seit einiger Zeit, was ein gutes Zeichen ist. Die Community der Sammler ist groß und stabil. Aber werden Sneakerheads in Zeiten, wo ihre Gas- und Stromrechnungen immer teurer werden, die Zinsen auf ihre Hypothek steigen und die Inflation ihren Lebensunterhalt verteuert, weiterhin Höchstpreise zahlen? Es ist zu bezweifeln. Und so droht auch dem Markt für Sneaker eine Abkühlung nach dem Hype der letzten Jahre.

Turnschuhe im Portfolio.

Aus Sicht der Portfoliodiversifikation bieten Sneaker Vor- und Nachteile. Die Korrelation, also die parallele Entwicklung zwischen Sneakerpreisen und der Börse dürfte gering sein, was für Sneaker spricht. Ein wahrer Sammler wird seine Schuhe nicht verkaufen, weil es an der Börse gerade nicht läuft – aber er wird vielleicht keine neuen Schuhe mehr zukaufen. Das könnte den Trend steigender Preise zum Stocken bringen. Der An- oder Verkauf größerer Mengen an Schuhen ist mit deutlich mehr Transaktionskosten als etwa am Kapitalmarkt belastet, da die Ware nicht einheitlich ist und ihre Qualität und damit der Preis variieren kann. Während am Kapitalmarkt sichergestellt ist, dass Angebot und Nachfrage weltweit über den Preis zusammenfinden, stehen dem Sneakerhändler nur diverse kleinere, oft nationale Onlinebörsen zur Verfügung, über die Schuhe gehandelt werden können. Ob der Sammler aus Tokyo, der Deine Schuhe dringend kaufen möchte, diese auch findet, ist damit nicht immer gewährleistet.

Die Faszination für Sneakers als Investition kommt aus den steilen Preisentwicklungen, die man in der Vergangenheit beobachten konnte. Das Schwanken der Preise von Sneakers dürfte höher als bei Aktien sein. Damit steigen die Chancen, aber auch das Risiko für Erfolg oder Niederlage. Wer investiert, sollte das beachten.

Alternativen zum direkten Investment.

Wer sich nicht selbst die Investition in Sneaker zutraut oder den Platz für die Schuhkartons nicht vorhalten möchte, könnte versuchen, indirekt zu investieren – grundsätzlich eine gute Idee. Es gibt einige Plattformen, auf denen Sneakerheads ihren Interessen nachgehen können, etwa Stockx, Afew-Store, The Archivist Store, Sneakersnstuff und viele mehr. Da die dahinterstehenden Unternehmen nicht an der Börse gelistet sind, ist es für den Normalanleger nicht möglich, darin zu investieren. Zudem werden über Sneaker hinaus auf den genannten Plattformen weitere Sammelobjekte gehandelt, sodass die Investition nicht „trennscharf“ nur in Sneakers erfolgen würde.

Alternativ gibt es noch die Möglichkeit, direkt die Aktien von Adidas, Nike oder Puma zu kaufen. Allerdings ist der Zusammenhang zwischen der Entwicklung des jeweiligen Aktienkurses und dem Wert von Sneakers so gering, dass sich nur dafür eine Investition in die Aktien nicht anbietet.

Mit anderen Worten – indirekt in Sneaker zu investieren wäre vielleicht für einige Investoren interessant, aktuell ist das aber leider nicht gut umsetzbar.

Fazit:

Wer bei der Investition seines Vermögens seine private Sammelleidenschaft berücksichtigen möchte, sollte sich des Risikos bewusst sein und entsprechend nur einen kleinen Anteil (5%) in diese sehr spekulative Assetklasse investieren. Wenn Sie etwas sammeln, seien Sie ehrlich zu sich selbst! Dabei reicht die Tatsache, dass das Sammeln dem Eigentümer Spaß bereitet, doch bereits aus! Sehen Sie Ihre Kollektion als das an, was sie ist – eine Quelle der Freude, nicht der Rendite. Und auch wenn sich meine inzwischen benutzten Basketballschuhe in vielen Jahren noch mal gewinnbringend verkaufen ließen – dann wäre das eine positive Überraschung. Aber meine Ruhestandsvorsorge würde ich nicht darauf aufbauen. <

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.

 

Aus dem Börse Express PDF vom 17.01.2023 

Screen 17012023

Sie möchten das Börse Express-PDF regelmäßig in Ihrer Mailbox haben?

Kostenlos und unverbindlich hier bestellen