Skispringen: Verletzungsschock überschattet Olympia-Test

Eva Pinkelnigs Kreuzbandriss beendet ihre Karriere. Die Österreicherin stürzte bei der Olympia-Generalprobe in Predazzo schwer und verpasst die Winterspiele 2026. Mehrere weitere Top-Springerinnen erlitten ähnliche Knieverletzungen – jetzt reagiert die FIS.
Schwarzes Wochenende im Val di Fiemme
Was als festlicher Auftakt zu den Olympischen Spielen 2026 geplant war, wurde zum Albtraum. Die 37-jährige Gesamtweltcupsiegerin von 2022/23 kam am Donnerstag bei der Landung zu Fall. Die Diagnose aus der Tiroler Privatklinik Hochrum war verheerend: Kreuzbandriss, Meniskusrisse und Knorpelschaden im linken Knie.
Für Pinkelnig bedeutet dies nicht nur das Olympia-Aus, sondern wahrscheinlich das Karriereende. "Die Verletzung ist so schwer, dass eine Rückkehr auf Weltcup-Niveau fraglich ist", erklären Mediziner.
Unheimliche Serie setzt sich fort
Einen Tag später traf es die kanadische Ex-Weltmeisterin Alexandria Loutitt. Sie stürzte in der Qualifikation für den Großschanzen-Bewerb und zog sich ebenfalls einen Kreuzbandriss zu. Auch die japanische Nordische Kombiniererin Haruka Kasai verletzte sich schwer.
Die Häufung der Unfälle alarmierte die Verbände. Der ÖSV und der kanadische Verband zogen ihre Frauenteams "aus Sicherheitsgründen" vor dem Samstags-Wettbewerb zurück.
Anzüge werden zur Gefahr
Die Ursache liegt nicht in der neuen Schanze, sondern in der Materialentwicklung. Moderne Sprunganzüge ermöglichen immer weitere Flüge – mit verheerenden Folgen für die Kniegelenke bei der Landung.
"Die enormen Kräfte beim Aufprall überfordern die Gelenke", erklärt ein Biomechanik-Experte. Während Männer dieselbe Schanze problemlos bezwangen, häuften sich bei den Frauen die Stürze.
Österreichs Chiara Kreuzer brachte es auf den Punkt: "Man sollte einen Schritt zurück machen, dass wir gebremst werden und harmonischer zur Landung kommen."
FIS kündigt sofortige Maßnahmen an
Der Weltverband reagiert schnell. In einer Krisensitzung wurden erste Regeländerungen beschlossen:
- Anzug-Modifikationen: Weniger Volumen und kürzere Schrittlänge sollen die Fluggeschwindigkeit reduzieren
- Schanzen-Anpassung: Das Profil der Normalschanze in Predazzo wird überarbeitet
- Schnelle Umsetzung: Tests mit neuen Anzügen beginnen sofort
"Die Sicherheit steht an vorderster Front", betont ÖSV-Sportdirektor Florian Liegl. FIS-Materialchef Mathias Häfele sieht beim Anzug-Volumen den effektivsten Hebel für mehr Sicherheit.
Wettlauf gegen die Zeit
Für die FIS beginnt ein Rennen gegen die Uhr. Die Regeländerungen müssen vor Saisonbeginn stehen – und das Vertrauen der Athletinnen zurückgewinnen.
Die Olympia-Generalprobe wurde zur bitteren Lehrstunde: Technischer Fortschritt darf nicht über die Gesundheit der Sportlerinnen gehen. Für Pinkelnig und Loutitt kommt diese Erkenntnis zu spät.