Eva Pinkelnig reißt sich das Kreuzband, Alexandria Loutitt folgt einen Tag später. Nach einer Serie schwerer Stürze bei der Olympia-Generalprobe in Predazzo zieht Österreich seine Springerinnen zurück. Im Fokus der Kritik: die Sprunganzüge der Damen.

Was als wichtiger Test für die Olympischen Spiele 2026 beginnt, wird zum Albtraum für mehrere Athletinnen. Am Donnerstag stürzt die 37-jährige Eva Pinkelnig auf der Normalschanze und zieht sich dabei eine verheerende Knieverletzung zu: Kreuzbandriss, Innen- und Außenmeniskus gerissen, dazu ein Knorpelschaden. Das bedeutet nicht nur das Saison-Aus, sondern beendet auch ihre Olympia-Träume.

Einen Tag später erwischt es die kanadische Ex-Weltmeisterin Alexandria Loutitt. Auch sie reißt sich das Kreuzband. Die japanische Kombiniererin Haruka Kasai stürzt ebenfalls. Drei schwere Unfälle binnen 24 Stunden – das alarmiert die gesamte Skisprung-Szene.

Österreich zieht die Reißleine

Der Österreichische Skiverband reagiert drastisch und zieht sein komplettes Damenteam aus dem Wettkampf zurück. "Wir wollen nichts riskieren. Wir haben leider schon Eva Pinkelnig verloren", erklärt Damen-Cheftrainer Thomas Diethart. Sportlicher Leiter Florian Liegl wird deutlicher: "An vorderster Front steht die Sicherheit. Man hat gesehen, dass man etwas tun muss."

Der Rückzug sendet ein klares Signal an die FIS. Die Botschaft: So geht es nicht weiter.

Sprunganzüge unter Verdacht

Die Kritik richtet sich weniger gegen die neu gebauten Schanzen als gegen das Material. Experten vermuten: Die Sprunganzüge der Frauen erzeugen zu viel Auftrieb. Die Springerinnen fliegen extrem hoch und weit – die Kräfte bei der Landung überfordern ihre Kniegelenke.

ÖSV-Springerin Chiara Kreuzer bringt es auf den Punkt: "Auch wenn wir immer für Gleichberechtigung kämpfen, finde ich, man sollte einen Schritt zurück machen, dass wir ein bisserl gebremst werden und wir harmonischer zur Landung kommen."

FIS-Materialchef Mathias Häfele sieht bereits Lösungsansätze: Das Volumen der Anzüge reduzieren, die Schrittlänge verändern – so ließe sich der gefährliche Auftrieb verringern.

Österreichisches Team im Umbruch

Die Verletzungsmisere trifft das ÖSV-Team zur Unzeit. Mit Sara Marita Kramer und Jacqueline Seifriedsberger haben bereits zwei Leistungsträgerinnen ihre Karrieren beendet. Seifriedsberger bestätigt: Die jüngsten Stürze hätten ihren Entschluss nochmals bekräftigt.

Vor dem Olympia-Winter bricht dem österreichischen Verband fast die gesamte erfahrene Garde weg.

FIS unter Zugzwang

Der Weltverband steht massiv unter Druck. Nach einer Saison voller Manipulationsvorwürfe rund um die Anzüge geht es jetzt um die physische Sicherheit der Athletinnen. Ein "Verletzungs-Fiasko" bei Olympia muss verhindert werden.

Bereits kommende Woche berät die FIS in Zürich über die Situation. Regeländerungen sind wahrscheinlich – die Zeit drängt, der Weltcup-Winter steht vor der Tür. Als schnellste Lösung gilt eine Anpassung der Anzug-Regularien, um die gefährlichen Flugkurven zu entschärfen.

Die kommenden Wochen zeigen, ob die Verantwortlichen das Vertrauen der Athletinnen zurückgewinnen können.