Skirennsport: FIS verschärft Sicherheitsregeln drastisch

Der tragische Tod des italienischen Skirennfahrers Matteo Franzoso beim Training in Chile zwingt den Weltverband zum Handeln. Die FIS führt für die Saison 2025/26 ein umfassendes Sicherheitspaket ein - ohne Ausnahmen.
Der 25-jährige Speed-Spezialist Franzoso kam diese Woche bei einem Trainingssturz im chilenischen La Parva ums Leben. Nach dem Sturz durchschlug er zwei Sicherheitsnetze und prallte gegen einen Pistenrand-Zaun. Die Folge: ein tödliches Schädeltrauma.
Die Ski-Gemeinschaft reagierte erschüttert. Ex-Weltcupfahrer Matteo Marsaglia forderte ein Ende der "schönen Worte" und konkrete Taten für mehr Athletensicherheit.
Airbag-Pflicht jetzt ohne Ausnahmen
Die FIS zieht die Zügel an: Ab der kommenden Saison müssen alle Fahrer in Abfahrt und Super-G ausnahmslos Airbag-Rückenprotektoren tragen. Bisher verwässerten zahlreiche Ausnahmegenehmigungen die bereits bestehende Regelung.
Die harten Fakten:
* Über 7.000 Tests bestätigen die Zuverlässigkeit der Airbag-Technologie
* Keine Sonderregelungen mehr für etablierte Fahrer
* Gültig für Weltcup und kontinentale Rennserien
"Die Sicherheit der Athleten steht nicht zur Verhandlung", betont FIS-Generalsekretär Michel Vion.
Schnittschutz wird Pflicht
Eine weitere Neuerung: Schnittfeste Unterwäsche wird für alle Weltcup-Fahrer obligatorisch. Diese Maßnahme folgt direkt auf Aleksander Aamodt Kildes schweren Sturz in Wengen im Januar 2024. Der Norweger erlitt eine tiefe Unterschenkel-Schnittwunde und verlor erheblich Blut.
Die Regelung soll schwere Verletzungen durch scharfe Skikanten bei Stürzen verhindern.
Material-Verbot trifft auch die Stars
Die FIS verbietet umstrittene Carbon-Schienbeinschützer, die als steife Skischuh-Verlängerung fungierten. Laut Verband verändern diese das Schuhverhalten und erhöhen das Sicherheitsrisiko. Selbst Stars wie Marco Odermatt müssen auf das Material zur Kraftübertragung verzichten.
Experten fordern noch mehr Änderungen
Die neuen Regeln stoßen auf geteilte Reaktionen. Ex-Abfahrtsstar Kristian Ghedina kritisiert: "Die Ski werden immer schneller, besonders in Kurven. Es ist Zeit, sie zu ändern."
Drei Hauptkritikpunkte der Experten:
* Zu schnelles Material gefährdet die Sicherheit
* Aggressive Kurssetzung befeuert die "Materialschlacht"
* Unzureichende Trainings-Sicherheit abseits der Weltcup-Rennen
Ski-Legende Markus Wasmeier erklärt das Dilemma: Weltcup-Sicherheitsstandards im Training seien finanziell kaum umsetzbar.
Neue Technologien in der Pipeline
Die FIS arbeitet bereits an weiteren Innovationen. "Smarte Bindungen" sollen automatisch auslösen und Knieverletzungen verhindern. Auch dickere Rennanzüge zur Geschwindigkeitsreduzierung stehen zur Diskussion.
Die Saison 2025/26 wird zeigen, ob das Sicherheitspaket greift. Der Skirennsport steht vor der Herausforderung, spektakulär zu bleiben - ohne die Gesundheit der Athleten zu gefährden.