Die Bombe ist geplatzt. Stephanie Venier macht ihren vorzeitigen Rücktritt vom Ski-Rennsport am Streit mit Cheftrainer Roland Assinger fest. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das mit dem Asso hat gar nicht mitgespielt", erklärte die frischgebackene Super-G-Weltmeisterin im Ö3-Interview.

Nur wenige Monate nach ihrem Gold-Triumph bei der Heim-WM in Saalbach hängte Venier im August überraschend die Ski an die Wand. Damals sprach der ÖSV noch von körperlicher Belastung als Hauptgrund. Jetzt wird klar: Der schwelende Konflikt mit Assinger war entscheidend.

„Demütigende Umgangsformen" seit Monaten

Der Zoff zwischen der 31-jährigen Tirolerin und dem Damen-Cheftrainer brodelt bereits seit April. Venier wirft Assinger einen herablassenden Kommunikationsstil vor. Konkret kritisiert sie pauschale negative Bewertungen statt konstruktiver Kritik.

Besonders brisant: Assinger soll sich in ihr Privatleben eingemischt haben. Ein Anruf des Trainers blieb Venier im Gedächtnis: „Wenn du anfängst, Golf zu spielen, wirst du nix mehr dafahren, weil Golfspielen macht langsam."

Das Vertrauensverhältnis? Nachhaltig zerstört. „Mit dem einmaligen Gespräch ist die Sache noch nicht erledigt. Dafür sind einfach zu viele Sachen vorgefallen", macht Venier deutlich.

Team gespalten - ÖSV stützt Assinger

Die Vorwürfe haben das Damen-Team zerrissen. Bereits zurückgetretene Läuferinnen wie Tamara Tippler und Stephanie Brunner stehen hinter Venier. Die aktiven Speed-Spezialistinnen Cornelia Hütter und Mirjam Puchner verteidigen dagegen ihren Coach.

Hütter beschreibt Assingers Stil als „geradlinig und notwendig im Hochleistungssport". Auch sie diskutiere häufig mit dem Cheftrainer - sehe das aber als normale Arbeitsbeziehung.

Der ÖSV reagierte mit einer klaren Entscheidung: Assinger bleibt Cheftrainer für die kommende Weltcup- und Olympiasaison. Eine Entscheidung, die den Graben im Team weiter vertieft hat.

Generationenkonflikt im Spitzensport?

Veniers Kritik geht über persönliche Differenzen hinaus. Sie sieht strukturelle Probleme: Frauen im Team würden „fehlverstanden" und ihre Anliegen fänden weniger Gehör als die der männlichen Kollegen.

Experten bewerten den Fall als klassischen Generationenkonflikt. Autoritäre Coaching-Methoden treffen auf eine neue Athleten-Generation, die mehr Kommunikation auf Augenhöhe fordert.

Unruhige Saison voraus

Obwohl Venier ihre Karriere beendet und inzwischen geheiratet hat sowie schwanger ist, beschäftigt ihr Fall den ÖSV weiter. Ihre klaren Worte setzen Verband und Trainer erneut unter Druck.

Für Assinger beginnt eine Saison unter erschwerten Bedingungen. Er muss nicht nur sportliche Erfolge liefern, sondern auch das Vertrauen des gesamten Teams zurückgewinnen. Der Weltcup-Auftakt in Sölden wird zeigen, ob die Wogen geglättet werden können.

Die Causa Venier wird zum Lackmustest für die Führungskultur der Ski-Nation Österreich.