Ski-Riesen unter Kartellverdacht: EU durchsucht Atomic und Fischer
Die EU-Kommission hat Razzien bei den österreichischen Ski-Größen Atomic, Fischer und Blizzard durchgeführt. Der Verdacht: illegale Preisabsprachen im europäischen Markt für Wintersportausrüstung.
Die konzertierte Aktion traf das Herz der österreichischen Ski-Industrie nur wenige Tage vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden. Ermittler der EU-Kommission, begleitet von der Bundeswettbewerbsbehörde, durchsuchten die Hauptsitze der Branchenriesen in Altenmarkt (Atomic), im Innviertel (Fischer) und Mittersill (Blizzard).
Alle drei Unternehmen bestätigten die Durchsuchungen und versicherten ihre vollständige Kooperation. Die Tecnica Group, Mutterkonzern von Blizzard, erklärte, "überzeugt zu sein, stets in voller Übereinstimmung mit den geltenden Gesetzen gehandelt zu haben".
Verdacht auf millionenschwere Preismanipulation
Im Zentrum der Ermittlungen steht der Vorwurf geheimer Absprachen zur künstlichen Preiserhöhung. Die Kartellwächter prüfen, ob sich die Hersteller über Preise, Rabatte oder Marktaufteilung verständigt haben könnten.
Solche Kartellabsprachen sind nach EU-Recht strengstens verboten - sie untergraben den freien Wettbewerb und treiben die Verbraucherpreise in die Höhe. Die Ermittler werten nun sichergestellte Dokumente und digitale Daten aus, um Beweise für mögliche illegale Vereinbarungen zu finden.
Eine EU-Kommissionssprecherin betonte, dass die Razzien weder eine Vorverurteilung darstellen noch dem Untersuchungsergebnis vorgreifen.
Globale Konzerne mit österreichischen Wurzeln
Die Ermittlungen enthüllen die internationale Verflechtung der traditionsreichen Marken:
- Blizzard gehört seit 2006 zur italienischen Tecnica-Gruppe
- Atomic ist Teil der finnischen Amer Sports, mehrheitlich im Besitz des chinesischen Konzerns Anta Sports
- Fischer Sports befindet sich als einziger noch vollständig in österreichischem Besitz
Der Schweizer Hersteller Stöckli ist laut Berichten nicht von den Durchsuchungen betroffen.
Millionenschwere Strafen drohen
Bei bestätigten Kartellverstößen drohen drastische Konsequenzen. Das EU-Recht sieht Geldbußen von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes vor - für die Mutterkonzerne von Atomic und Blizzard könnten das dreistellige Millionenbeträge bedeuten.
Zusätzlich zu den finanziellen Sanktionen riskieren die Hersteller Schadenersatzklagen und erhebliche Imageschäden, die das Konsumentenvertrauen nachhaltig erschüttern könnten.
Weckruf für die gesamte Branche
Experten sehen in den Ermittlungen ein wichtiges Signal für die von wenigen Großkonzernen dominierte Wintersportindustrie. Die enge Vernetzung und der intensive Wettbewerb könnten ein Umfeld schaffen, in dem legale Kooperation und illegale Absprachen verschwimmen.
Der Fall zwingt bereits jetzt alle Hersteller dazu, ihre Compliance-Praktiken zu überprüfen. Unabhängig vom Verfahrensausgang hat die Razzia für erhöhte Sensibilität bezüglich Wettbewerbsregeln gesorgt.
Jahre der Ungewissheit
Die Auswertung der sichergestellten Unterlagen wird voraussichtlich mehrere Monate bis Jahre dauern. Erst danach entscheidet die EU-Kommission über ein mögliches formelles Verfahren.
Für Wintersportler sind die Auswirkungen vorerst nicht spürbar. Mittelfristig könnte eine Zerschlagung von Preisabsprachen jedoch zu mehr Wettbewerb und günstigeren Preisen für Skier, Schuhe und Bindungen führen.
Der Ausgang dieses Verfahrens könnte die Spielregeln in der milliardenschweren Wintersportindustrie nachhaltig verändern.








