Sinner: "Einer der Gründe, warum ich diese Trophäe halte"
Jannik Sinner hat es geschafft! Als erster Italiener überhaupt krönte sich der 23-Jährige zum Sieger der Wimbledon Championships – ein Meilenstein in der Geschichte des italienischen Tennis.
Im mit Spannung erwarteten Finale setzte sich der Weltranglisten-Erste gegen seinen größten Rivalen Carlos Alcaraz in vier Sätzen durch (Spielbericht >>>). Was den Titelgewinn jedoch so besonders macht, geht weit über das Endspiel hinaus.
Nur wenige Wochen zuvor hatte Sinner im Finale der French Open eine bittere Niederlage einstecken müssen. Gegen denselben Gegner, Carlos Alcaraz, verlor er trotz einer 2:0-Satzführung und drei Matchbällen. Die Erinnerung an dieses Duell war noch frisch, als die beiden erneut aufeinandertrafen – diesmal im Rasenmekka Wimbledon.
Sinner wuchs über sich hinaus
"Ich bin sehr emotional. Ich hatte eine sehr harte Niederlage in Paris", sagte Sinner rückblickend. Doch statt daran zu zerbrechen, nutzte er den Schmerz als Antrieb. "Es macht nichts aus, wie du verlierst, du musst verstehen, was du falsch gemacht hast und die Niederlage akzeptieren. Das ist einer der Gründe, warum ich diese Trophäe halte."
Der Turnierverlauf in Wimbledon unterstrich einmal mehr die mentale Stärke des Südtirolers. Nicht nur, dass Alcaraz die letzten fünf direkten Duelle gegen ihn gewonnen hatte – Sinner selbst war körperlich angeschlagen, sein Ellenbogen bereitete ihm Sorgen. Im Achtelfinale drohte sogar das frühe Aus, als Grigor Dimitrov bereits mit zwei Sätzen in Führung lag. Erst eine Verletzung zwang den Bulgaren zur Aufgabe.
Doch Sinner kämpfte sich weiter durch das Tableau. Im Finale gegen Alcaraz servierte er mit eigenem Aufschlag zum Titel und blieb in der entscheidenden Phase eiskalt. "Im letzten Game habe ich sehr gut serviert. Ohne Zweifel gab es schwierige Momente", erklärte er später. "Ich konnte meine Nerven halten und bin deshalb sehr zufrieden, es durchgebracht zu haben."
Mit großem Respekt gratulierte er auch Alcaraz für sein tolles Turnier und "am meisten für den Spieler, der du bist". "Du wirst noch oft diese Trophäe gewinnen, aber du hast ja schon zwei."
"Unsere Rivalität wächst"
Alcaraz zeigte sich als fairer Verlierer und zollte seinem Kontrahenten Respekt. "Es ist schwer zu verlieren, auch wenn ich im Finale gestanden bin. Jannik, du hast die Trophäe sehr verdient, ich bin wirklich glücklich für dich", sagte der 22-jährige Spanier.
Trotz aller Rivalität herrscht zwischen den beiden Topspielern ein spürbares Maß an gegenseitigem Respekt und sogar Freundschaft. Alcaraz betonte: "Unsere Rivalität wächst und ich hoffe auf weitere zahlreiche tolle Duelle mit dir." Auch Sinner ließ keine Zweifel an der Klasse seines Gegners: "Du hast ein unglaubliches Turnier gespielt. Gegen einen Spieler wie dich ist es absolut schwer spielen."
Für Alcaraz war der Weg ins Finale trotz der Niederlage ein persönlicher Erfolg. Der Saisonstart verlief für den Spanier holprig, die Form ließ auf sich warten. "Am Anfang der Saison hatte ich Probleme und habe mich auf dem Platz gemüht", sagte er offen.
Doch mit der Zeit fand er zurück zu seinem Spiel. Er gewann fünf Turniere, darunter die French Open, und holte sich die Spielfreude zurück. "Dank meines Teams habe ich wieder die Aufregung gespürt, den Court zu betreten", so Alcaraz.
Wimbledon, wo er bereits zweimal triumphierte, bleibt für ihn ein besonderer Ort. "Wimbledon ist eines der schönsten, wenn nicht das schönste Turnier auf der Tour", erklärte er – ein Statement, das den Stellenwert des Rasenklassikers unterstreicht.