Marco Schwarz startet sein Olympia-Comeback mit klarer Strategie. Nach zwei schweren Verletzungen fokussiert sich der österreichische Ski-Star auf die technischen Disziplinen - und lässt die riskante Abfahrt vorerst weg.

Der 30-jährige Kärntner konzentriert sich in der neuen Saison auf Riesentorlauf, Slalom und Super-G. Die Königsdisziplin Abfahrt pausiert er bewusst, um seinem lädierten Körper die nötige Stabilität zu geben. "Ich will mehr auf den Körper hören", erklärte Schwarz bei einer Pressekonferenz in Wien.

Schmerzhafter Lernprozess: Vom Getriebenen zum Strategischen

Die vergangene Saison war für Schwarz ein Alptraum. Kreuzbandriss, Meniskusriss und Knorpelschaden nach seinem Sturz in Bormio im Dezember 2023. Als wäre das nicht genug, folgte im August eine Bandscheiben-Operation.

"Ich bin ein Getriebener. Aber ich habe letztes Jahr sehr viel dazu gelernt", blickt der Gewinner der kleinen Kristallkugel von 2021 zurück. Der entscheidende Fehler: "Als es zu Zwicken angefangen hat, bin ich oft über den Schmerz drübergegangen."

Seit Ende Juni ist Schwarz schmerzfrei. Das Trainingspensum wurde radikal angepasst - keine belastenden Laufeinheiten, keine Sprünge. Das operierte Knie soll geschont werden.

Klare Prioritäten statt "Alles-Fahrer"-Mentalität

Statt als Allrounder in den Weltcup zurückzukehren, setzt Schwarz auf fokussierte Disziplinen:

  • Riesentorlauf: Seine größten Stärken
  • Slalom: Die einstige Paradedisziplin
  • Super-G: Ergänzung für Olympia-Vorbereitung

Die Abfahrt? Kommt erst später - falls überhaupt. "Bevor ich nicht 500 Punkte hab, werd ich keine Abfahrt fahren", stellt Schwarz klar. Der Grund: schlechte Startnummern-Situation bei zu wenigen Weltcup-Punkten.

Fünf Wochen Chile: Vertrauen zurückgewonnen

Das intensive Trainingslager in Chile zahlte sich aus. Auf Schnee fasste Schwarz wieder Vertrauen in seinen Körper. "Am Ende des Chile-Camps habe ich gar nicht mehr an das Knie gedacht. Das ist das beste Zeichen."

Das Ergebnis: Er fühlt sich wieder "hungrig aufs Skifahren" und bereit für den Angriff in seinen Kerndisziplinen.

Sölden als erster Gradmesser

Der Weltcup-Auftakt am 25. und 26. Oktober wird zeigen, wie weit Schwarz wirklich ist. Das Rennen auf dem Rettenbachgletscher ist sein erster Härtetest im Riesentorlauf seit der Verletzung.

"In diesem Jahr wird das Ziel sein, sich in allen Disziplinen nach vor zu arbeiten, damit die Ausgangslage passt", erklärt der Österreicher seine mittelfristige Strategie. Erst dann ist wieder an den Gesamtweltcup zu denken.

Kann Schwarz an seine Weltcup-Führung von vor der Verletzung anknüpfen? Die schrittweise Herangehensweise ist jedenfalls der einzig vernünftige Weg - auch wenn die Ski-Welt gespannt auf sein vollständiges Comeback wartet.