Vizekanzler Andreas Babler holt den ehemaligen Kunstminister Rudolf Scholten als ehrenamtlichen Sonderberater ins Team. Eine strategische Entscheidung in turbulenten Zeiten für die österreichische Kulturpolitik.

Scholten, der von 1990 bis 1997 unter Bundeskanzler Franz Vranitzky als Kulturminister amtierte, soll seine Expertise vor allem bei Film, Bundestheatern und Bundesmuseen einbringen. "Rudolf Scholten ist einer der renommiertesten Kulturpolitiker der zweiten Republik", begründet Babler die Berufung.

Die Rückkehr des erfahrenen Kulturpolitikers kommt zu einem kritischen Zeitpunkt: Das Kulturbudget steht unter Druck, neue Förderrichtlinien treten in Kraft und die Branche kämpft um jeden Euro.

Preisregen für österreichische Künstler

Trotz budgetärer Sorgen glänzt die heimische Kunstszene mit internationaler Ausstrahlung. Der Österreichische Kunstpreis 2025 würdigt sechs Künstler und zwei Kollektive mit jeweils 20.000 Euro.

Die Preisträger im Überblick:
* Bildende Kunst: Florian Pumhösl
* Darstellende Kunst: Kollektiv "Theater im Bahnhof"
* Literatur: Hanno Millesi

Acht weitere Talente erhalten Outstanding Artist Awards mit 10.000 Euro Preisgeld. Eine besondere Ehre wurde dem ukrainischen Autor Serhij Zhadan zuteil: Er erhielt bei den Salzburger Festspielen den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur 2025.

Neue Regeln, alte Probleme

Seit Juli gelten neue Kunstförderungsrichtlinien des Bundes. Die Neuerungen bringen Erleichterungen bei Nachweispflichten und führen eine Gemeinkosten-Pauschale ein. Nachhaltigkeit und faire Bezahlung stehen im Fokus.

Doch die Realität sieht anders aus: 2026 drohen Kürzungen von 38,1 Millionen Euro bei den Kulturförderungen. Besonders die erfolgreiche Filmförderung "ÖFI+" muss mit drastischen Einschnitten rechnen.

Die Wiener Festwochen-Kontroverse um Intendant Milo Rau zeigt zudem: Kunstfreiheit und Politik bleiben ein Spannungsfeld. Raus politischer Aufruf führte zu FPÖ-Rücktrittsforderungen.

Luxustanker versus freie Szene

Die Bundestheater und Bundesmuseen können sich über höhere Basisabgeltungen freuen – Planungssicherheit für die Großen. Die freie Szene hingegen blickt mit Sorge auf sinkende Projektförderungen.

Kann Rudolf Scholtens internationale Erfahrung diesen Spagat meistern? Seine Aufgabe wird sein, strategische Kontinuität in unsicheren Zeiten zu gewährleisten.

Minister Babler unterstrich erst gestern auf der Frankfurter Buchmesse Österreichs Anspruch als internationale Kulturnation. Die entscheidende Frage bleibt: Reichen die Mittel, um diesen Anspruch von den großen Bühnen bis zu den kleinsten Initiativen zu sichern?