Salzburg startet Kulturoffensive jenseits von Mozart

Die Mozartstadt setzt in diesem Herbst auf Vielfalt statt nur auf klassisches Erbe. Während das DomQuartier mit seltenen Wandteppichen lockt, erobert Jazz die Altstadt - und sogar das Festspielhaus.
Barocke Schätze im DomQuartier
Das DomQuartier präsentiert derzeit gleich mehrere spektakuläre Ausstellungen. "Paradise Lost" zeigt noch bis 13. Oktober alle sechs monumentalen Wandteppiche aus dem 17. Jahrhundert - eine seltene Gelegenheit, die Brüsseler Meisterwerke aus nächster Nähe zu erleben.
Parallel dazu schafft Tony Cragg mit seiner Ausstellung "Zeiten" einen reizvollen Kontrast: Der britisch-deutsche Bildhauer lässt seine zeitgenössischen Skulpturen mit den Prunkräumen der Residenz in einen Dialog treten. Ein weiteres Highlight: Der historische Fischkalter ist seit März dauerhaft zugänglich.
Jazz erobert die Festspielhaus-Bühne
Revolution in der Konzertsaison: Die Salzburger Kulturvereinigung wagt unter Geiger Benjamin Schmid einen mutigen Schritt. Erstmals etabliert sie eine dreiteilige Jazzschiene im Großen Festspielhaus - ein klarer Bruch mit der reinen Klassik-Tradition.
Die Stars der Szene haben bereits zugesagt:
* Biréli Lagrène mit einem All-Star-Django-Reinhardt-Abend
* Das Orjazztra Vienna unter Christian Muthspiel
* Thomas Gansch mit dem Tonkünstler-Orchester als Auftakt
Altstadt wird zur Jazz-Bühne
Noch bis 19. Oktober verwandelt "Jazz&TheCity" die Salzburger Gassen in spontane Konzertlocations. Das "Blind-Date mit der Stadt" verspricht kostenlose Auftritte an überraschenden Orten.
Ähnlich experimentell zeigt sich "Quer_Beet" mit Pop-Up-Konzerten wie am 15. Oktober. Parallell setzt das Museum der Moderne kontrastierende Akzente mit Sylvie Fleury (bis 5. Oktober) und der Gruppenausstellung "Slice of Life" (bis 19. Oktober).
Mozartwoche 2026: Doppeljubiläum mit Weltstars
Der Januar 2026 wird historisch: Die Mozartwoche feiert Wolfgangs 270. Geburtstag und ihr eigenes 70-jähriges Bestehen. Unter dem Motto "Mozart: lux æterna" entstehen rund 70 Veranstaltungen.
Rollando Villazón inszeniert "Die Zauberflöte" neu, während die Wiener Philharmoniker, Dirigenten wie Ádám Fischer und Solisten wie Sir András Schiff das Programm komplettieren.
Salzburgs strategischer Wandel
Die aktuellen Programme zeigen einen klaren Kurswechsel: Salzburg diversifiziert bewusst sein Angebot jenseits des Mozart-Erbes. Jazz im Festspielhaus, zeitgenössische Kunst in historischen Räumen und innovative Festivalformate - die Stadt positioniert sich für ein jüngeres, internationales Publikum.
Dieser kuratierte Mix stärkt Salzburgs Wettbewerbsfähigkeit als Kulturdestination und zielt auf anspruchsvolle Besucher ab, die Tradition und Innovation gleichermaßen schätzen.