Red Bull Salzburg steckt in der tiefsten Krise seit Jahren. Nach der 0:2-Heimniederlage gegen Sturm Graz am Samstag gerät Trainer Thomas Letsch massiv unter Druck. Die "Bullen" kassieren bereits die zweite Liga-Niederlage in Folge und rutschen auf Platz fünf ab.

Die Fans pfiffen gellend, der Trainer wirkte ratlos: Was sich in der Red Bull Arena abspielte, kannte man aus Salzburg so nicht. Gegen den Titelverteidiger aus Graz agierte der Serienmeister über weite Strecken harmlos und ideenlos.

Platzverweis besiegelt das Salzburger Schicksal

Das Spiel kippte bereits in der 22. Minute. Mittelfeldspieler Soumaila Diabaté grätschte Maurice Malone brutal um und sah nach VAR-Eingriff die Rote Karte. In Unterzahl fanden die Salzburger nie zu ihrem gewohnten Spiel.

Kurz vor der Pause schlug Tomi Horvat zu (41.), Seedy Jatta erhöhte per Kopf auf 2:0 (50.). Danach passierte praktisch nichts mehr - außer dass die Unzufriedenheit der heimischen Anhänger immer lauter wurde.

"Weiß nicht, wie viel Zeit ich noch bekomme"

Letsch stellte sich nach dem Schlusspfiff schonungslos der Kritik. "Die Performance war nicht gut genug. Ich übernehme die Verantwortung für die Leistung der Mannschaft", erklärte der Deutsche bei Sky. Seine brisante Aussage: "Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich noch bekomme."

Der 55-Jährige gestand Fehler ein: Sein Team habe sich bei den Gegentoren "dumm angestellt" und im Ballbesitz "zu schlampig" agiert. Auch Torhüter Alexander Schlager zeigte sich ratlos: "Wir bekommen zu leicht Gegentore, was uns in den letzten Wochen ständig begleitet."

Sportdirektor gewährt nur Gnadenfrist

Die Reaktion von Sportdirektor Rouven Schröder fiel entsprechend kühl aus. Eine klare Rückendeckung für Letsch? Fehlanzeige. Stattdessen formulierte er ein Ultimatum auf Raten.

"Thomas Letsch sitzt am Donnerstag auf der Bank", bestätigte Schröder die Jobgarantie - allerdings nur für das Europa-League-Spiel gegen Porto. Seine deutlichen Worte: "Wir haben zu wenig Punkte. Keiner darf sich aus der Verantwortung nehmen, auch nicht der Trainer."

Ungewohnte Schwäche beim Dominator

Fünf Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Rapid Wien, nur Platz fünf nach sieben Runden - für Salzburger Verhältnisse ist das eine Katastrophe. Der Klub, der die letzten zehn österreichischen Meistertitel holte, wirkt defensiv anfällig und offensiv ideenlos.

Ausgerechnet der ehemalige Salzburger Sportchef Christoph Freund, heute Bayern-Vorstand, hatte diese Phase vorausgesagt: "Es wird eine Zeit kommen, wo es mal ein bisschen bergab gehen muss." Trotzdem glaubt Freund an eine Trendwende und prophezeite Salzburg erneut den Meistertitel.

Porto wird zum Schicksalsspiel

Am Donnerstag empfängt Salzburg den FC Porto zum Europa-League-Auftakt. Für Letsch könnte es das letzte Spiel als Salzburg-Trainer werden. Nur eine überzeugende Leistung gegen die Portugiesen dürfte seine Position stabilisieren.

Die Ausgangslage ist klar: Eine weitere Enttäuschung und der deutsche Coach ist Geschichte. Die kommenden Tage werden zeigen, ob die Mannschaft noch bereit ist, für ihren angeschlagenen Trainer zu kämpfen.