Salvador Dalí in Wien – Eine Reise in das Universum des Genies

Unter dem Titel „SALVADOR DALÍ – The Universe of the Genius“ präsentierte die Schau im Studio F der Stadthalle Wien seit dem 30. Mai 2025 Skulpturen, Objekte und Grafiken aus der weltbekannten Dalí Universe Collection – eine Hommage an einen Künstler, der die Grenzen von Fantasie, Wissenschaft und Religion auflöste.
Über fünf Jahrzehnte sammelte der italienische Kunsthändler Beniamino Levi Werke des Katalanen und schuf damit eine der bedeutendsten Sammlungen dreidimensionaler Dalí-Arbeiten weltweit. Skulpturen aus Bronze, vergoldete Kleinobjekte, surrealistische Möbel und handsignierte Grafiken boten neue Einblicke in die schöpferische Welt eines Künstlers, der einst sagte: „Die Malerei ist ein unendlich kleiner Teil meiner Persönlichkeit.“
Dalí in der dritten Dimension
Im Mittelpunkt der Ausstellung stand Dalís skulpturales Werk – ein oft übersehener, doch faszinierender Teil seines Schaffens. Seine Figuren und Objekte sind geprägt vom Spiel mit Verwandlung und Symbolik. Besonders eindrucksvoll: die Skulptur „St. Georg und der Drache“, eine surrealistische Deutung des ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse, sowie „Hommage à Terpsichore“, eine poetische Würdigung der Muse des Tanzes, die Bewegung und Rhythmus verkörpert – zentrale Motive im Denken Dalís.
Einige seiner ikonischen Gemälde überführte Dalí selbst in skulpturale Formen, etwa Atavistische Ruinen nach dem Regen oder Mannequin Javanais (1969). Werke wie „Toreador Halluciné“ spielen mit der Wahrnehmung des Betrachters – aus scheinbar willkürlichen Formen entsteht eine neue, surreale Realität.
Zeit, Mythos und Metamorphose
Die Ausstellung zeigte auch Radierungen und Lithografien, in denen Dalí literarische Klassiker neu interpretierte – von Shakespeare über Freud bis zum Marquis de Sade. Immer wieder kehrt dabei das Thema Zeit zurück: Die berühmten „schmelzenden Uhren“ aus seinem Gemälde The Persistence of Memory (1931) finden in Skulpturen wie Profile of Time und Woman of Time ihre plastische Entsprechung. Für Dalí war Zeit kein starres Konzept, sondern ein fließendes, subjektives Erlebnis – Symbol der Vergänglichkeit und zugleich des schöpferischen Wandels.
Kunst in Bewegung – vom Glas zur Virtual Reality
Neben Bronze und Gold spielte in der Schau auch Glaspaste eine zentrale Rolle – hergestellt in Kooperation mit der französischen Manufaktur Daum Cristallerie. Dalí betrachtete das Material als ideal, um Metamorphosen sichtbar zu machen: der Übergang vom Flüssigen zum Festen, vom Vergänglichen zum Dauerhaften. Seine Möbel- und Schmuckentwürfe – darunter das legendäre Mae West Lip Sofa – verdeutlichen seinen Einfluss auf Design und Popkultur bis heute.
Ein besonderes Highlight bildete die VR-Experience, die Besucher:innen auf eine immersive 360-Grad-Reise durch Dalís surreales Universum führte – eine Begegnung mit dem „Inneren des Genies“, bei der Realität und Traum verschmelzen.
Ein künstlerischer Irrgarten voller Sinnlichkeit
Die Ausstellung in der Wiener Stadthalle machte deutlich, dass Dalí weit mehr war als der Schöpfer ikonischer Gemälde. Sie zeigte den Denker, Erfinder und Alchemisten, der Materialien und Ideen zu einem vielschichtigen Kosmos verband.
Kein klassisches Museumserlebnis, sondern ein sinnlicher Parcours durch ein Werk, das Traum und Wirklichkeit untrennbar verbindet – humorvoll, rätselhaft und zutiefst menschlich.
Oder, wie Dalí selbst es formulierte:
„Das Original ist nur der Anfang – ich bin das Ende.“