Die Billigfliegergruppe Ryanair mit den Töchtern Lauda Europe, Buzz und Malta Air setzt in Wien weiter auf Wachstum. Im Sommer soll die Zahl der in Wien stationierten Flugzeuge von 14 auf 19 steigen, davon 12 Airbus und 7 Boeing, sagte DACH-Sprecher Andreas Gruber im Gespräch mit der APA. Die Gruppe rechne am Flughafen Wien mit einem Marktanteil von etwa 25 Prozent. Mit den 19 Flugzeugen seien direkt 600 und indirekt in Schwechat 4.000 Jobs verbunden.

Das Angebot von Wien aus werde heuer "deutlich höher" sein als vor der Coronapandemie, im Vergleich zu 2021 soll es um 1 Million Sitzplätze mehr geben. Die Buchungslage, vor allem für den Sommer, sei sehr gut. "Wir erwarten, dass die Flugpreise steigen werden", sagt Gruber. Das liege auch daran, dass andere Fluglinien die Kapazitäten gesenkt haben, sodass das Angebot um etwa 25 Prozent zurückgehen dürfte. Gruber erwartet heuer rund 400 Abflüge pro Woche zu 90 Destinationen - besonders gefeiert wird, dass die österreichische Fußball-Nationalmannschaft Ende März mit Ryanair zum WM-Play-Off nach Wales fliegen wird.

Auch mittelfristig will Ryanair in Wien weiter wachsen. Jetzt sei man hinter der AUA "die klare Nummer zwei mit 25 Prozent, das wollen wir natürlich weiter ausbauen". Nun schaue Ryanair auch, was die anderen Airlines machen, "und wenn der Mitbewerb schrumpft, was momentan der Fall ist, freut uns das natürlich", so Gruber. Generell laufe es darauf hinaus, dass es in Wien mit der AUA und Ryanair zwei starke Airlines gibt, "danach kommt lange nichts".

Die Flugzeuge der Ryanair-Gruppe fliegen nicht mehr unter österreichischer Kennung, das habe steuerliche Gründe, sagt Gruber. Die Gruppe ist noch mit der Laudamotion GmbH in Österreich vertreten, die allerdings keine Flüge mehr abwickelt, sondern mit rund 15 Mitarbeitenden administrative Tätigkeiten für die Gruppe übernimmt, etwa für den Charter-Verkauf.

Die diversen Vorwürfe gegen Ryanair in Bezug auf den Umgang mit Mitarbeitern oder Passagieren hält Gruber für substanzlos. Piloten hätten sehr wohl ein Fixum, das sei im österreichischen Arbeitsrecht anders nicht möglich. Zur Höhe der Entlohnung wollte er sich aber nicht äußern. Jedenfalls habe Ryanair kein Problem Mitarbeiter zu finden. Das Recruiting für den Sommer laufe bereits. Hohe Gebühren für ein Check-In erst am Flughafen gebe es weiter, es werde aber inzwischen umfassend mehrfach darauf hingewiesen und der Anteil derer, die diese Gebühr zahlen müssen, sei "minimal". Auch der Vorwurf, das fliegendes Personal große Mengen Bargeld durch Europa transportiert habe, sei einerseits mit der Abrechnung von Barkäufen leicht und gesetzlich gedeckt zu erklären - und andererseits inzwischen hinfällig, da in der Pandemie Bargeldzahlungen an Bord abgeschafft wurden. Das dürfte sich in nächster Zeit auch nicht ändern.

Für den Passagier will die Gruppe nur mehr als Ryanair auftreten, die Flüge werden dann von den Tochterfirmen abgewickelt. Gruber sieht auch keine Kannibalisierung der Abflüge von Wien vom Flughafen Bratislava. Jedenfalls werde das Angebot an beiden Standorten parallel weitergeführt. Der anfängliche Versuch, Bratislava als Wien zu verkaufen sei hingegen nicht so gut angenommen worden.

Die Ryanair-Gruppe hat weiter große Wachstumspläne. Wurden vor der Pandemie in einem Jahr 149 Millionen Passagiere transportiert, so sollen es 2026 schon 225 Millionen sein. Ryanair will - vor allem dank moderner Flugzeuge, aber auch mit der Nutzung von synthetischen Treibstoffen den CO2-Ausstoß pro Passagierkilometer bis 2030 um 10 Prozent senken. Schon jetzt habe Ryanair einen um 40 Prozent niedrigeren CO2-Ausstoß als etwa die Lufthansa - das liege an den moderneren Flugzeugen, am Verzicht auf die Langstrecke und daran, dass ausschließlich Direktflüge angeboten werden. Von "Flugscham", also einer Zurückhaltung bei der Buchung von Flügen, merke Ryanair eher nicht, "was wir momentan sehen ist eine Erholung und dass die Leute wieder wegfliegen wollen".

Gruber wehrt sich auch vehement gegen die von Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) geplanten Mindestpreise für Tickets. Diese seien einerseits EU-widrig und gegen die Interessen der Konsumenten, ist Gruber überzeugt. Andererseits seien sie "eine weitere Maßnahme, um bereits subventionierte eingesessene Airlines vor der Lowcost-Konkurrenz unter dem Deckmantel des Umweltschutzes zu schützen". Denn die Hälfte des CO2-Ausstoßes der EU-Luftfahrt komme aus der Langstrecke und sei damit überhaupt nicht abgedeckt.

tsk/pro

 ISIN  IE00BYTBXV33
 WEB   http://www.ryanair.com

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