Rückschlag für die österreichische Industrie zu Herbstbeginn

Mit Beginn des Herbsts hat sich die Industriekonjunktur in Österreich etwas eingetrübt. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank im September auf 47,6 Punkte. Der Aufwärtstrend über den Sommer geriet ins Stocken. Der Indikator verfehlte die Neutralitätslinie von 50 Punkten, ab der Wachstum in der verarbeitenden Industrie signalisiert wird, wieder deutlich“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Die ungünstige Entwicklung in Österreich wird von der Verschlechterung der Industriekonjunktur in weiten Teilen Europas begleitet, insbesondere in Deutschland und Frankreich kam Gegenwind für das verarbeitenden Gewerbe auf. „Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für den Euroraum fiel im September auf 49,5 Punkte zurück und damit wieder unter die Marke von 50 Punkten, die auf Wachstum hinweist. Dazu hat der Rückgang der Einkaufsmanagerindizes in den Hauptmärkten Deutschland und Frankreich auf 48,5 bzw. 48,2 Punkte wesentlich beigetragen“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Insbesondere der deutliche Rückgang der Auftragseingänge, belastet auch von der US- Zollpolitik, lässt darauf schließen, dass von den europäischen Handelspartnerländern zumindest kurzfristig kaum frische Impulse für die österreichische Industrie ausgehen werden.“
Die positive Dynamik in der heimischen Industrie, die sich im Sommer zeigte, hat sich im September verflüchtigt. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank im September um 1,5 Punkte gegenüber dem Vormonat, verursacht durch eine Verschlechterung aller Teilindizes, insbesondere der nachfrageseitigen Komponenten. Das Neugeschäft aus dem In- und Ausland hat stark nachgelassen, so dass die Betriebe die Produktionsmenge verringerten. Das Personal wurde mit erhöhtem Tempo abgebaut. Deutlich gestiegene Kosten belasteten stark, zumal die Abgabepreise leicht reduziert wurden. Die nach vorne ausgerichteten Indikatoren, neben den Auftragseingängen die Menge der Einkäufe, Lagerstände und die Geschäftserwartungen, deuten in den kommenden Monaten nicht auf eine Verbesserung der herausfordernden Situation der österreichischen Industrie hin“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage zusammen.
Produktionsleistung gesunken, zu wenig Neugeschäft
Der Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im September war vor allem auf die Verringerung der Produktionsleistung der heimischen Industriebetriebe zurückzuführen. Der Produktionsindex sank zwar nur geringfügig auf 49,7 Punkte, dies stellte jedoch eine klare Wende gegenüber dem Wachstum im Vormonat dar, dem stärksten seit mehr als drei Jahren. Ausschlaggebend für die Zurücknahme der Produktion war der beschleunigte Rückgang der Auftragseingänge.
„Eine hohe Unsicherheit auf Seiten der Kunden löste eine Verschiebung von Aufträgen bzw. eine große Zurückhaltung bei Neubeauftragungen aus. Zudem sorgte die protektionistische US-Zollpolitik und die starke Konkurrenz aus dem Ausland, angesichts einer verringerten preislichen Wettbewerbsfähigkeit nach starken Kostenanstiegen, für einen verstärkten Rückgang des Neugeschäfts. Fast ein Drittel der befragten Unternehmen erhielt weniger Neubestellungen aus dem In- und Ausland, während nur etwas mehr als 20 Prozent mehr Aufträge als im Vormonat verbuchen konnten“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Noch mehr Jobs gehen verloren
Aufgrund der geringeren Auslastung haben die heimischen Industriebetriebe im September erneut den Beschäftigtenstand reduziert, vordringlich durch die Nicht-Nachbesetzung frei gewordener Stellen. Seit mittlerweile 29 Monaten in Folge verringert die österreichische Industrie ihren Personalstand. In der Sachgütererzeugung werden derzeit rund 620.000 Personen beschäftigt, knapp 26.000 weniger als im Frühjahr 2023.
„Das Verhältnis des auf 44,4 Punkte gesunkenen Beschäftigtenindex zum deutlich höheren und weniger stark gesunkenen Outputindex von 49,7 Punkten lässt im September, wie schon in den vergangenen eineinhalb Jahren, auf eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität in der heimischen Industrie schließen. Angesichts des Gegenwinds durch die protektionistischen US-Zollpolitik und der hohen Energie- und Lohnkostenanstiege der letzten beiden Jahre wird sich der Personalabbau in der Industrie in den kommenden Monaten fortsetzen. Weiterhin wird es notwendig sein, den Personalstand an die derzeit niedrigeren Produktionserfordernisse anzupassen und die Bemühungen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit im Exportgeschäft zu erhöhen. Der moderate Lohnabschluss der Metaller mit seiner Signalwirkung auf andere Branchen wird dazu einen Beitrag leisten, stellt aber nur einen ersten Schritt dar, dem unter anderem das Aufbrechen der Investitionszurückhaltung und eine Senkung der Energiekostenbelastung folgen sollte“, meint Pudschedl.
Steigende Kosten, sinkende Preise
Während die Inputpreise in der Industrie im Euroraum und vor allem in Deutschland im September sanken, kam es in Österreich zu einer weiteren Beschleunigung des Anstiegs der Kosten. Der Index für die Einkaufspreise stieg auf 54,4 Punkte, den höchsten Wert seit Jänner 2023. Höhere Preise für Energie, Vormaterialien und Rohstoffe belasten die heimischen Industriebetriebe stärker als europäische Mitbewerber und sorgen für einen höheren Inflationsdruck.
„Da die heimischen Industriebetriebe die höheren Kosten im Einkauf angesichts der zurückhaltenden Nachfrage und des starken Wettbewerbs um Neuaufträge nicht an die Kunden weitergeben konnten, sanken die Verkaufspreise im September erneut, sogar mit etwas höherem Tempo als in den Vormonaten. Insgesamt führten die gegensätzlichen Preistrends im Einkauf und Verkauf zu einer weiteren Belastung der Ertragslage der heimischen Industriebetriebe“, meint Pudschedl.
Industrieausblick von Nachfrageschwäche belastet
Die österreichische Industrie wartet weiterhin auf einen Befreiungsschlag. Die Erholungsansätze des Sommers haben sich mit Beginn des Herbsts verflüchtigt. Der Rückgang des Neugeschäfts hat sich verfestigt und begrenzt die Produktionsaussichten.
„Obwohl sich das Verhältnis zwischen Auftragsentwicklung und Verkaufslagerbeständen unmittelbar verbessert hat, liegt es weiterhin im negativen Bereich, der keine Produktionsausweitung zur Erfüllung der vorliegenden Kundenaufträge erfordert. Daher hat auch der Optimismus der Betriebe auf Jahressicht deutlich nachgelassen. Der Erwartungsindex sank im September auf 53,7 Punkte, den niedrigsten Wert seit März dieses Jahres. Damit unterschritt er wieder den langjährigen Durchschnitt“, meint Bruckbauer und ergänzt abschließend: „Während viele Unternehmen auf eine Belebung der Konjunktur und insbesondere der Nachfrage in der Industrie hoffen, haben die Sorgen hinsichtlich der hohen Kosten und der damit verbundenen Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit zugenommen.“
In den ersten sieben Monaten stieg die Industrieproduktion in der Sachgütererzeugung um durchschnittlich 3,2 Prozent real, sodass trotz der zurückhaltenden Aussichten für das Schlussquartal, die der aktuelle UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex vermittelt, die österreichische Industrie das Jahr 2025 mit einem Produktionsplus abschließen wird. Allerdings sank die Produktion 2023 um 1,7 Prozent und 2024 sogar um 4,9 Prozent. Die Produktionsleistung wird somit 2025 das reale Niveau von vor drei Jahren nicht erreichen können.