ROUNDUP/Trotz Kritik: Viele Konzerne bleiben bei Online-Hauptversammlung
03.02.2023 | 06:48
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Demonstrationen vor der Veranstaltungshalle,
hartnäckige Fragen aus dem Saal und lebhafte Debatten zwischen
Aktionären und der Unternehmensführung: Auf Hauptversammlungen haben
sich Anteilseigener auch lautstark ihren Weg gesucht, um sich Gehör
in den Chefetagen zu verschaffen. Doch seit dem ersten Corona-Jahr
ist es ruhiger geworden um die jährlichen Aktionärstreffen, bei
denen Vorstand und Aufsichtsrat den Aktieninhabern Rede und Antwort
stehen. Wegen der Pandemie hielten Unternehmen ihre
Hauptversammlungen in den vergangenen drei Jahren oft online ab. Die
Mehrheit der Dax
Von den 40 größten Unternehmen am deutschen Aktienmarkt plant
bereits mehr als die Hälfte auch in diesem Jahr eine rein digitale
Hauptversammlung. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen
Presse-Agentur hervor. 22 Dax-Konzerne planen Online-Formate, nur 10
Unternehmen haben sich für ein Treffen in Präsenz entschieden -
darunter BASF
Von Aktionärsseite kommt viel Kritik an der rein digitalen Hauptversammlung. Deutsche Aktionärsschützer sehen die Gelegenheit für einen lebendigen Austausch zwischen Aktionären und Unternehmensführung gefährdet und fordern stattdessen etwa ein hybrides Format. "Die Präsenzhauptversammlung ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Aktienkultur in Deutschland", sagte Daniela Bergdolt, Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "In Präsenz ist der lebendige, kritische Dialog zwischen Unternehmen und Aktionären am besten umsetzbar."
Die Möglichkeit einer Hauptversammlung ohne physische Präsenz der Aktionäre wurde zu Beginn der Corona-Pandemie eingeführt. Die jährlichen Treffen, bei denen üblicherweise Tausende Menschen zusammenkommen, um über die Dividendenausschüttung, Kapitalerhöhungen und die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat abzustimmen, durften online stattfinden. Im vergangenen Sommer machte der Bundestag die Sonderregelung dann mit gewissen Änderungen dauerhaft möglich. Die Rechte der Aktionäre sollen dabei auch online uneingeschränkt gewährleistet werden, etwa durch ein Live-Nachfragerecht.
Nach Ansicht von Unternehmen wie Beiersdorf
Bei der Hauptversammlung im Netz fallen die teils hohen Kosten für
Saalmiete, Verpflegung und Personal weg. Das Gesundheitsunternehmen
Fresenius
Noch bis 31. August können die Vorstände der Aktiengesellschaften mit Zustimmung des Aufsichtsrates darüber entscheiden, ob die diesjährige Hauptversammlung in Präsenz oder online abgehalten werden soll. Danach braucht es eine Satzungsänderung, die das Online-Format für bis zu fünf Jahre festlegen kann oder den Vorstand ermächtigt, das Treffen in diesem Zeitraum auch im Netz abzuhalten. Der Vorschlag einer Satzungsänderung steht in diesem Jahr bei einigen Hauptversammlungen auf der Tagesordnung.
"Eine pauschale Ermächtigung über ein oder zwei Jahre hinaus ohne eine Konkretisierung der Ausgestaltung der virtuellen Hauptversammlung und der Aktionärsrechte wird von den Aktionären - privaten wie institutionellen - abgelehnt", sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW. Die Aktionäre wollen demnach konkret wissen, wie ihre Rechte im Online-Format ausgestaltet oder gegebenenfalls beschränkt werden, und fordern eine offene Präsenz-Diskussion über das zukünftige Hauptversammlungsformat.
Den Anfang der Dax-Hauptversammlungen macht am 7. Februar der
Münchner Energiekonzern Siemens Energy
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