Virtuelle Hauptversammlungen und Wirecard : In ihrem am Freitag veröffentlichten "Schwarzbuch Börse" stellt die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) vor allem diese beiden Themen in den Fokus. Bei der "Mutter aller Bilanzskandale", wie die Sdk den Wirecard-Zusammenbruch nennt, habe es schon vor langer Zeit Hinweise auf fragwürdige Aktionen gegeben.

"Dass Wirecard dubiose Geschäfte macht, war spätestens seit 2008 klar", betonte SdK Vorstandschef Daniel Bauer. Schon damals hat die SdK nach eigener Darstellung kritische Fragen zum Unternehmen gestellt. Auch die Finanzkennzahlen seien nicht nachvollziehbar gewesen. Der ganze Skandal sei die "Geschichte eines kollektiven Versagens" - von Institutionen aber auch der ganzen Gesellschaft.

Insbesondere gegen den Aufsichtsrat, die Abschlussprüfer und die Finanzaufsicht BaFin erhob Bauer scharfe Vorwürfe. Dem Aufsichtsrat warf er ein totales Versagen und einen Mangel an kritischer Distanz vor. Den Abschlussprüfern von EY warf Bauer zudem vor, Hinweisen nicht ausreichend nachgegangen zu sein. Abschlussprüfungen, die so durchgeführt würden, könne man sich sparen, sagte er. Bauer kündigte zudem an, vorerst EY als Abschlussprüfer grundsätzlich abzulehnen.

Zu den virtuellen Hauptversammlungen fordern die Aktionärsschützer deutliche Nachbesserungen. Sie sehen die Rechte der Aktionäre in den Veranstaltungen "über die Maßen" eingeschränkt, wie Rechtsvorstand Markus Kienle sagte. Unter anderem kritisieren die Aktionärsschützer, dass die Anleger keine Möglichkeit zu Nachfragen und Spontanfragen haben.

Alleine an den technischen Gegebenheiten könne dies nicht liegen, sagt Kienle. So wäre es technisch durchaus möglich, Fragen auch während der Veranstaltung zuzulassen. "Viele Unternehmen nutzen die Einschränkung der Aktionärsrechte nun aus, um Beschlüsse möglichst "geräuschlos" zu fassen", kritisiert er im Schwarzbuch./ruc/DP/stw

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AXC0227 2020-12-18/14:25

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