Neue Eskalationsrunden im Handelsstreit zwischen den USA und China haben die Wall Street am Freitag auf Talfahrt geschickt. Die wichtigsten Aktienindizes gerieten nach einem verhaltenen Start immer weiter unter Druck und schlossen tiefrot. China hatte zunächst neue Vergeltungszölle auf US-Importe beschlossen, nachdem die USA Anfang August ähnliche Maßnahmen angekündigt hatten. US-Präsident Donald Trump reagierte kurz darauf mit Verbaltattacken und kündigte noch für Freitagnachmittag (Ortszeit) eine Reaktion an. Als sicher empfundene Anlagen wie Staatsanleihen und auch Gold waren hingegen gefragt.

Das "Wie Du mir, so ich Dir" im internationalen Handelskonflikt schürte bei den Anlegern einmal mehr die Furcht vor einer Abkühlung der Weltwirtschaft. Insofern knickte der Dow Jones Industrial um 2,37 Prozent auf 25 628,90 Punkte ein. Auch Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 0,99 Prozent.

Der marktbreit aufgestellte S&P 500 sackte am Freitag um 2,59 Prozent auf 2847,11 Punkte ab. Für den technologieorientierten Nasdaq 100 ging es um 3,15 Prozent auf 7465,00 Zähler nach unten. Das Barometer reagiert in der Regel besonders sensibel auf konjunkturelle Nachrichten. Der Markt bekomme die Wut Trumps zu spüren, schrieb Marktanalyst David Madden vom Handelshaus CMC Markets UK.

China wird zusätzliche Zölle in Höhe von fünf bis zehn Prozent auf US-Waren mit einem Volumen von 75 Milliarden US-Dollar (68 Milliarden Euro) erheben. Die Zölle sollen in zwei Schritten am 1. September und 15. Dezember angehoben werden.

Eine Rede von US-Notenbank-Präsident Jerome Powell beim Zentralbanker-Treffen in Jackson Hole, Wyoming, hatte nur zu Handelsbeginn für etwas Entspannung gesorgt. Powell sieht zwar "signifikante Risiken" für die amerikanische Wirtschaft. Insgesamt befinde diese sich jedoch in einem günstigen Zustand. Der Fed-Chef habe insofern keine neuen Erkenntnisse geliefert, schrieb Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Powell habe die Flexibilität sowie die Handlungsbereitschaft der Fed betont und sich so wie erwartet alle Optionen offen gehalten.

Angesichts der Vergeltungsspirale im Handelsstreit schlossen fast alle 30 Dow-Werte im Minus. Am deutlichsten traf es die Aktien des Computerkonzerns Apple , die 4,6 Prozent einbüßten. Ein wenn auch nur moderates Plus schafften lediglich die Papiere des Flugzeugbauers Boeing . Sie knüpften damit an ihrem zuletzt guten Lauf an.

Unter den weiteren Einzelwerten stemmten sich Aktien von Software-Anbietern gegen den negativen Trend. Die Papiere von Intuit zum Beispiel stiegen um gut 1 Prozent. Das Unternehmen hatte mit seinen jüngsten Quartalszahlen positiv überrascht. Die Anteilscheine von Salesforce verzeichneten an der Spitze des S&P 500 ein Plus von mehr als 2 Prozent. Das Unternehmen hatte nach starken Quartalszahlen seine Jahresziele angehoben.

Beim Computerkonzern HP Inc hingegen war der Umsatz im dritten Geschäftsquartal nahezu unverändert geblieben und lag damit unter der Durchschnittsprognose der Analysten. Zudem steht beim Unternehmen ein Chefwechsel bevor. Die Aktien sackten um rund 6 Prozent ab. Um knapp 19 Prozent ging es für die Papiere von Foot Locker abwärts. Der Sportartikelhändler hatte mit seinen Umsatz- und Ergebniszahlen zum zweiten Quartal die Konsensschätzungen verfehlt.

Am Devisenmarkt profitierte der Euro von der allgemeinen Schwäche des US-Dollars und notierte zuletzt bei 1,1136 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1065 (Donnerstag: 1,1083) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9038 (0,9023) Euro gekostet. Richtungweisende zehnjährige Anleihen zogen angesichts des Kurseinbruchs an der Wall Street um 24/32 Punkte auf 100 27/32 Punkte an. Sie rentierten mit 1,532 Prozent./la/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

 ISIN  US2605661048  US6311011026  US78378X1072

AXC0259 2019-08-23/22:45

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.