NEW YORK (dpa-AFX) - Nach zeitweise erneut sehr hohen Verlusten ist
der Wall Street am Freitag zum Handelsschluss noch der Sprung in
positives Terrain gelungen, wenn auch äußerst knapp. Anfangs wirkte
die Senkung eines wichtigen Referenzzinses für langfristige Kredite
durch die chinesische Zentralbank als Stütze, anschließend ging es
umso deutlicher bergab. Der Themenkomplex aus hoher Inflation,
drohender Rezession und steigenden Zinsen beherrschte den Markt und
ließ den marktbreiten S&P 500 vorübergehend mit einem
Minus von mehr als 20 Prozent seit seinem Rekordhoch zu Jahresanfang
in einen Bärenmarkt schlittern. Dann aber griffen Schnäppchenjäger
auf dem tiefen Niveau wieder zu.
Am Ende des Tages machte der S&P 500 die Verluste wett mit plus 0,01
Prozent auf 3901,36 Zähler. Mit einem Minus von gut drei Prozent war
es allerdings die siebte Woche in Folge mit Verlusten. Dies ist die
längste Verluststrecke seit 2001.
Der Dow Jones Industrial schloss am Freitag mit plus
0,03 Prozent auf 31 261,90 Punkten. Auf Wochensicht verlor der Dow
2,9 Prozent. Auch der technologielastige Nasdaq 100
holte gegen Handelsende noch auf, blieb aber im Minus mit 0,34
Prozent auf 11 835,62 Punkten.
Unter den Einzelwerten am New Yorker Aktienmarkt wusste nach
Geschäftszahlen Foot Locker zu überzeugen. Nach einem
soliden ersten Quartal verbreitete der Sportartikelhändler mit Blick
auf die Jahresziele Optimismus. Die Aktien legten um 4,1 Prozent zu.
Für die Titel des Landmaschinen-Herstellers Deere & Co.
ging es um 14,1 Prozent in den Keller. Die
Quartalszahlen seien aufgrund des Kostendrucks schwach ausgefallen,
schrieb Analyst Robert Czerwensky von der DZ Bank. Der Vorstand
versuche dies zu überspielen, indem ein positiver Einmaleffekt in
die Gewinne und den Jahresausblick eingerechnet werde. Der Analyst
kritisierte dies als unübliches Vorgehen.
Die Tesla-Aktien fielen vorübergehend auf den
tiefsten Stand seit Juli 2021 und schlossen 6,4 Prozent schwächer.
Lieferkettenprobleme in Asien, der Ausverkauf von hoch bewerteten
Wachstumsaktien und die Unsicherheit rund um die von Firmenchef Elon
Musk geplante Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter
setzen die Papiere des E-Autoherstellers immer
stärker unter Druck.
Für die Anteile von Ross Stores ging es um 22,5
Prozent abwärts. Der Bekleidungsdiscounter schockte die Anleger mit
schwachen Zahlen für das erste Quartal und der Senkung seiner
Jahresziele. Analysten kappten daraufhin ihre Kursziele. Von den
schlechten Nachrichten wurden aus der Branche auch andere Aktien
erfasst, etwa Burlington Stores mit minus 15 Prozent.
Die Einzelhandelsbranche stand in dieser Woche stark unter Druck.
Walmart , Target und Kohl's
verbreiteten Pessimismus und schickten damit die
Kurse auf Talfahrt. Die hohe Inflation und steigende Transport- und
Lohnkosten bringen die Gewinnmargen in der Branche unter Druck.
Kohl's rutschten am Freitag nochmals um 13 Prozent ab.
Der Euro gab leicht nach. Nach dem US-Börsenschluss
kostete die Gemeinschaftswährung 1,0561 US-Dollar. Die Europäische
Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0577 (Donnerstag:
1,0525) Dollar festgesetzt, der Dollar damit 0,9455 (0,9501) Euro
gekostet.
Am Rentenmarkt stieg der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries
(T-Note-Future) um 0,34 Prozent auf 120,11 Punkte. Die Rendite für
zehnjährige Staatsanleihen fiel im Gegenzug auf 2,79 Prozent./ajx/he
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---
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