NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen haben am Mittwoch nach einem
nervösen Auf und Ab mit moderaten Gewinnen geschlossen. Der Dow
Jones Industrial fand den Weg zurück über die Marke
von 31 000 Punkten. Die positiven Impulse kamen nach einem
richtungslosen Verlauf mit der Veröffentlichung des
US-Notenbank-Protokolls in den Markt. Allerdings gab es nichts
wirklich Neues, wie Börsianer sagten. Denn: Angesichts der hohen
Inflation stellten die Währungshüter noch für diesen Monat wie
erwartet weitere deutliche Zinserhöhungen in Aussicht. Die zur
Wochenmitte veröffentlichten Wirtschaftsdaten seien zugleich wohl
unterschiedlich ausgelegt worden.
Der Dow schloss mit einem Plus von 0,23 Prozent auf 31 037,68
Punkte. Tags zuvor noch war der Wall-Street-Index zeitweise unter 30
400 Punkte gerutscht und hatte an seine Verluste aus der vergangenen
Woche angeknüpft. Erst im späten Handel war es ihm dann gelungen,
einen Großteil seiner Tagesverluste wieder wettzumachen.
Der marktbreite S&P 500 legte am Mittwoch nach
einigem Hin und Her letztlich um 0,36 Prozent auf 3845,08 Zähler zu.
Der Nasdaq 100 stieg um 0,62 Prozent auf 11 852,59
Punkte. Er hatte allerdings in der vergangenen Woche um mehr als
vier Prozent und damit besonders kräftig nachgegeben.
Die rückläufigen, aber besser als erwartet ausgefallenen
ISM-Stimmungsdaten des Dienstleistungssektors wurden am Markt
unterschiedlich interpretiert. Die einen verwiesen darauf, dass die
Juni-Daten schwächer ausgefallen waren als zuvor. Daraus schöpften
sie Hoffnung, dass die Aussagen im Protokoll veraltet sein könnten.
Die anderen verwiesen darauf, dass sich die Stimmung im
Dienstleistungssektor weniger deutlich eingetrübt hatte als
erwartet. Zudem liege der ISM Dienste - ebenso wie der wichtige ISM
für die Industrie - weiter im Wachstumsbereich. Von daher dürfte
einem weiteren kräftigen Zinsschritt im Juli kaum noch etwas im Wege
stehen, hieß es.
Für die Investoren sind aggressive Zinsschritte ein zweischneidiges
Schwert, da sie die Wirtschaft abwürgen und in die Rezession treiben
könnten. Die Notenbank dagegen sieht sich angesichts der hohen
Inflation zum Gegensteuern gezwungen.
Unter den Einzelwerten richtete sich der Blick vor allem auf den
Technologiesektor. Bereits am Vortag hatte die Nachrichtenagentur
Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtet, dass die
US-Regierung auf ein Exportverbot nach China für bestimmte Anlagen
des niederländischen Unternehmens ASML zur
Chipproduktion drängt. Dabei geht es um sogenannte DUV-Anlagen, die
zwar nicht mehr der neueste Stand der Technik sind, aber zur
Produktion vieler Standardelektronikchips für Autos, Smartphones und
Roboter eingesetzt werden. Die ASML-Papiere, die bereits am Dienstag
an der Nasdaq knapp 4 Prozent verloren hatten, gaben um weitere 0,8
Prozent nach.
Amazon stiegen an der Nasdaq um 0,7 Prozent. Im hart
umkämpften Geschäft mit Essenslieferungen in den USA bündeln der
Branchenriese Just Eat Takeaway und der weltgrößte
Internethändler ihre Kräfte. US-Kunden von Amazons Bezahlangebot
Prime können ein Jahr lang kostenlos die Abo-Variante des
Lieferdienstes Grubhub nutzen, bei der die Zustellgebühren
entfallen. Auch sicherte sich Amazon über Optionen einen Anteil von
bis zu 15 Prozent an Grubhub.
Eine positive Studie der Bank of America gab den Papieren von Sabre
Auftrieb. Sie stiegen um 3,5 Prozent. Die Aktien des
Anbieters technischer Lösungen für die Reisebranche seien in den
vergangenen drei Monaten kräftig um 44 Prozent gefallen, aber die
Fundamentaldaten seien intakt, schrieben die Analysten. Sie stuften
Sabre daher von "Underperform" auf "Buy" hoch.
Der Euro , der am Mittwoch erstmals seit 20 Jahren
unter 1,02 US-Dollar gefallen war, kostete zum Börsenschluss an der
Wall Street 1,0185 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den
Referenzkurs auf 1,0177 (Dienstag: 1,0290) Dollar fest. Der Dollar
kostete damit 0,9826 (0,9718) Euro. US-Staatsanleihen gaben nach
einem positiven Start nach: Der Terminkontrakt für zehnjährige
Treasuries (T-Note-Future) verlor 0,79 Prozent auf 118,97 Punkte.
Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg im Gegenzug auf 2,93
Prozent./ck/stw
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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