NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen haben nach dem jüngsten
Rückschlag ihre Erholung am Dienstag fortgesetzt. Zugleich wird mit
Spannung auf die zur Wochenmitte anstehende Zinsentscheidung der
US-Notenbank Fed gewartet. Der überwiegend mit Technologieaktien
bestückte Nasdaq-100-Index erreichte unterdessen den
höchsten Stand seit Anfang Februar. Die Sorgen um die Bankenbranche
ließen insgesamt weiter nach. Stützend wirkte, dass die
US-Regierung, wenn nötig, weitere Hilfen für angeschlagene Banken
mobilisieren will.
Der Dow Jones Industrial gewann 0,98 Prozent auf 32
560,60 Punkte und hat inzwischen wieder einen guten Teil seiner
jüngsten Verluste wettgemacht. Vor zwei Wochen - nach Bekanntwerden
der Abwicklung von Silvergate Capital, der Schließung der Silicon
Valley Bank sowie weiterer mittelgroßer Banken - war der bekannteste
Wall-Street-Index steil auf Talfahrt gegangen. Innerhalb weniger
Tage hatte er bis zu sechs Prozent eingebüßt.
Der marktbreite S&P 500 stieg am Dienstag um 1,30
Prozent auf 4002,87 Punkte. Für den Nasdaq 100 ging es um 1,42
Prozent auf 12 741,44 Zähler nach oben. Technologiewerte gelten als
besonders zinssensitiv.
Laut Franck Dixmier, Anleihechef von Allianz Global Investors,
lösten in der vergangenen Woche die Spannungen im US-Bankensystem
mit Blick auf die Fed eine "drastische Korrektur der
Zinserhöhungserwartungen" aus. Inzwischen gingen die Anleger gegen
Jahresende wegen der Probleme im Bankensektor sogar wieder von
Zinssenkungen aus, schrieb er. Zur Wochenmitte dürfte die Fed ihm
zufolge die Zinsen aber erst einmal um weitere 0,25 Prozentpunkte
anheben.
Diesen kleinen Zinsschritt hätten die meisten nun auf dem Zettel,
resümiert Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. "Eine
stärkere Erhöhung dürfte den ohnehin schon angespannten Finanzsektor
wieder unter Druck bringen. Auf der anderen Seite ist die Inflation
in den USA zwar leicht rückläufig, aber mit sechs Prozent immer noch
sehr weit vom Notenbankziel von zwei Prozent entfernt", gibt Molnar
zu bedenken.
Wie in Europa kehrten auch in den USA jene an die Börsen zurück, die
Schnäppchen witterten. Die Papiere der First Republic Bank
sprangen nach einem neuen Rekordtief am Vortag um
knapp 30 Prozent hoch und profitierten von den allgemein in Aussicht
gestellten Hilfsmaßnahmen der US-Finanzministerin Janet Yellen.
Auch die Anteile anderer mittelgroßer Banken stiegen. Die Aktien der
New York Community Bancorp etwa gewannen weitere 6,7
Prozent. Zudem stiegen im S&P 100 die Aktien der U.S.
Bancorp um knapp 9 Prozent, Wells Fargo
gewannen knapp 3 Prozent und Capital One Financial
erholten sich um knapp 5 Prozent.
Kräftige Kursgewinne verzeichneten auch die Großbanken. Die Papiere
der Bank of America oder von Morgan Stanley
etwa stiegen um 3 bis 4 Prozent. Im Dow zählten die
Aktien von JPMorgan und Goldman Sachs
zu den Favoriten mit Gewinnen von jeweils etwa 2,5 Prozent.
Ölaktien wie die von Chevron im Dow oder ExxonMobil
und ConocoPhillips im S&P 100 legten
nach den jüngst kräftigen Verlusten ebenfalls wieder deutlich zu.
Ansonsten blieben die Anteile von Foot Locker im
Blick, die ihre deutlichen Vortagesverluste mit einem Kursplus von
etwas mehr als 7 Prozent mehr als wettmachten. Nicht zuletzt stützte
eine frisch ausgesprochene Kaufempfehlung der Citigroup. Die
Analysten lobten die gute Verfassung des Sportartikel-Händlers sowie
die Kooperation mit dem weltgrößten Hersteller Nike .
Dessen Aktien profitierten mit plus 3,6 Prozent ebenfalls von der
Studie, gaben aber nachbörslich einen kleinen Teil der Gewinne nach
durchwachsenen Quartalszahlen wieder ab.
Der Euro wurde zum Börsenschluss an der Wall Street
mit 1,0768 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den
Referenzkurs zuvor in Frankfurt auf 1,0776 (Montag: 1,0717) Dollar
festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9280 (0,9331) Euro. Am
US-Rentenmarkt büßte der Terminkontrakt für zehnjährige
Staatsanleihen (T-Note-Future) 0,81 Prozent auf 114,16 Punkte ein.
Die Rendite stieg im Gegenzug auf 3,607 Prozent./ck/jha/
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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