FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat zum
Wochenausklang wieder geschwächelt. Am Freitag verlor der Dax
0,61 Prozent auf 23.787,45 Punkte, damit büßte er auf
Wochensicht ein Prozent ein. Sein Plus seit Jahresbeginn liegt zwar
noch immer bei fast 20 Prozent. Das Rekordhoch von vor einem Monat
bei 24.479 Zählern ist aber in etwas weitere Ferne gerückt. Der MDax
der mittelgroßen Werte fiel vor dem Wochenende um
0,35 Prozent auf 30.280,91 Punkte.
"Die Zoll-Unsicherheit ist zurück", konstatierte Analyst Thomas
Altmann von QC Partners. US-Präsident Donald Trump will ab dem
kommenden Mittwoch weitere Zölle in Höhe von 50 Prozent in Kraft
treten lassen, wenn die Europäische Union ihm in Handelsfragen nicht
entgegenkommt. Es sei zwar möglich, dass ein Last-Minute-Deal
abgeschlossen werde, betonte Altmann. "Viele Staaten werden sich
aber schon in der kommenden Woche höheren Zöllen ausgesetzt sehen.
Und Stand jetzt gehören dazu auch die Staaten der EU."
Jenseits der Zoll-Thematik fehlte es an frischen Impulsen, zumal die
US-Märkte aufgrund des US-amerikanischen Unabhängigkeitstages
geschlossen bleiben. "Die Börse ist mitten im Sommerloch",
kommentierte Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Falls sich
im Dax unterhalb der runden Marke von 24.000 Punkten ein Widerstand
etabliere und gleichzeitig Erfolgsmeldungen im Handelskonflikt
ausbleiben sollten, erwartet Stanzl erste spürbare Verkäufe im
Leitindex.
Die Zollsorgen belasteten am Freitag vor allem Zykliker wie die
Autowerte. BMW , Mercedes-Benz , die
Porsche AG und Volkswagen gaben
zwischen 0,6 und 1,2 Prozent nach. Nach Ansicht von Marktbeobachter
Andreas Lipkow ist bei den Handelsgesprächen zwischen der EU und den
USA mit einem Kompromiss zu rechnen, der mit hoher
Wahrscheinlichkeit die Autobranche treffen wird. Lipkow bezweifelte,
dass die Investoren das bereits zur Genüge eingepreist haben.
Ein zusätzlicher Dämpfer war ein schwacher Auftragseingang der
Industrie im Mai. Nach der jüngsten Erholung sind die Bestellungen
wieder ins Stocken geraten. Siemens verlor am
Dax-Ende 2,4 Prozent, auch Brenntag ,
BASF und Airbus schwächelten
deutlicher als der Leitindex selbst.
Für die Rheinmetall-Aktien ging es dagegen als
Dax-Spitzenreiter um 3,3 Prozent auf 1.755 Euro aufwärts.
JPMorgan-Analyst David Perry sieht für die Papiere nach der zuletzt
unterbrochenen Rekordrally weiterhin viel Luft nach oben und erhöhte
sein Kursziel auf 2.250 Euro. Damit gehört er zu den größten
Optimisten am Markt. Perry schraubte außerdem seine
Ergebnisschätzungen bis 2030 nach oben, sieht jenes Jahr aber noch
nicht als Höhepunkt.
Vonovia fielen nach einer Analystenabstufung hingegen
um 1,4 Prozent. Die Aktien des größten deutschen Immobilienkonzerns
setzen nun ihre jüngste Konsolidierung fort, nachdem sie Ende Juni
noch ihr höchstes Niveau seit Februar erreicht hatten. Das
Analysehaus Van Lanschot Kempen drehte sein Votum für Vonovia von
einer Kauf- in eine Verkaufsempfehlung.
Die Titel von Hugo Boss schafften es nach schwächerem
Start ins Plus und gewannen als MDax-Spitzenreiter 4,0 Prozent. Der
Ausbau der Beteiligung des Großaktionärs Frasers Group weckte neue
Fantasie. Hinter dem britischen Einzelhändler steckt der
Geschäftsmann Michael Ashley. Laut Mitteilung vom Vorabend
überschritt die Frasers Group die Schwelle von 25 Prozent der
Stimmrechte.
Jungheinrich und DWS gehörten nach
negativen Analystenstudien mit Kursabschlägen von 1,1 und 4,5
Prozent zu den schwächsten Werten im MDax. Das Analysehaus Exane BNP
hatte die Aktien des Gabelstapler-Herstellers auf "Neutral"
abgestuft und das Rating für die Papiere der Fondstochter der
Deutschen Bank auf "Underperform" gesenkt.
Auf europäischer Bühne gab der EuroStoxx 50 1,02
Prozent auf 5.288,81 Punkte nach. In der Schweiz und in London
bewegten sich die Leitindizes letztlich kaum. An den US-Börsen wird
am "Unabhängigkeitstag" nicht gehandelt./niw/stw
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
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