FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag
weiter nachgegeben und ist wieder unter die Marke von 13 000 Punkten
gerutscht. Zum Handelsschluss stand das Börsenbarometer mit 0,55
Prozent im Minus bei 12 956,66 Zählern. Die Sitzung war erneut von
Vorsicht geprägt, da sich die Anleger wegen der anhaltenden
Rezessionssorgen kaum vorwagen. Deutlichere Ausschläge als im
deutschen Leitindex waren im MDax zu sehen: Für den
Index der mittelgroßen Unternehmen ging es um 1,38 Prozent auf 24
455,09 Punkte abwärts.
"Die Aktienmärkte verarbeiten immer noch den Inflationsschock und
den Ausverkauf an der Wall Street vom Dienstag", schrieb Konstantin
Oldenburger von CMC Markets. Seit dem Erholungshoch vor zwei Tagen
ist der Dax inzwischen um gut 600 Punkte abgesackt.
Weiterhin wird am Markt befürchtet, dass die straffe Geldpolitik der
Zentralbanken zur Eindämmung der hohen Inflation die Wirtschaft in
eine ausgeprägte Rezession abgleiten lässt. Eine dauerhaft zu hohe
Inflation wäre aber noch gefährlicher, was die Notenbanken unter
Druck setzt. CMC-Experte Oldenburger verwies zudem auf den am
Freitag anstehenden großen Verfallstag an den Terminbörsen, weshalb
sich viele Marktteilnehmer ebenfalls zurückgehalten hätten.
Große Kursschwankungen im Dax blieben am Donnerstag indes aus. Nach
dem Rutsch um einige Punkte unter das Vortagestief hatte sich der
deutsche Leitindex wieder stabilisieren können. Die Eröffnung der
Wall Street stützte hingegen nur kurz, denn auch an den US-Börsen
blieb die Stimmung unter den Marktteilnehmern angeschlagen.
Dem Bernecker-Börsenbrief zufolge geht "der Kampf um die
Stabilisierung der Märkte gegen die Ängste einer deutlichen
Zinsanhebung" weiter. 30 Prozent aller Akteure in New York setzten
bei der Zinssitzung der US-Notenbank am Mittwoch auf einen
Zinsschritt von einem Prozentpunkt. Das habe es ganz selten gegeben.
Vor diesem Hintergrund waren europaweit abermals Bankaktien
gefragt, denn höhere Zinsen verbessern in der Regel
die Ertragschancen der Finanzinstitute. Auch am hiesigen Aktienmarkt
war die Branche gefragt: So gewannen die Papiere der Deutschen Bank
an der Dax-Spitze 2,4 Prozent. Im MDax zogen die
Anteilsscheine der Commerzbank um rund zweieinhalb
Prozent an.
Die Nase vorn im MDax hatten die Aktien von Vantage Towers
mit einem Aufschlag von mehr als elf Prozent. Der
britische Telekommunikationsanbieter Vodafone hat
Kreisen zufolge Interessenten zu einer Auktion für seine
Funkturmtochter geladen. Unter den Bietern befänden sich die
Finanzinvestoren KKR und Global Infrastructure
Partners sowie EQT aus Schweden,
berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Da eine Fusion mit
Wettbewerbern im Moment nicht möglich sei, scheine dies derzeit die
einzige Option für die Briten zu sein, um Anteile zu versilbern,
urteilte der JPMorgan-Experte Akhil Dattani.
Ebenfalls zu den MDax-Favoriten zählten die Lufthansa
-Anteile mit einem Plus von gut zweieinhalb Prozent.
Nach dem Ausstieg des Staates geht die Fluggesellschaft nun den
Teilverkauf der Wartungssparte Lufthansa Technik an, wie das
"Handelsblatt" unter Berufung auf Insider berichtete. Geplant sei
eine erste Runde der Gespräche für Anfang Dezember, wobei vor allem
Private-Equity-Investoren Interesse haben sollen. Das Unternehmen
wollte den Bericht nicht kommentieren.
Der spanische Infrastrukturkonzern ACS stockt derweil
seinen Anteil am deutschen Bauunternehmen Hochtief
auf. Dessen Anteilsscheine führten mit einem Plus von 5,7 Prozent
die Gewinnerliste im Nebenwerteindex SDax an.
Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um
0,72 Prozent abwärts auf 3541,79 Punkte. Die Leitbörse in Paris gab
ähnlich nach, in London schloss der FTSE 100 gegen
den schwächeren Trend mit einem moderaten Plus. Der New Yorker
Leitindex Dow Jones Industrial stand zum europäischen
Handelsende rund ein halbes Prozent im Minus.
Der Kurs des Euro bewegte sich kaum. Er kostete am
Abend 0,9991 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den
Referenzkurs zuvor auf 0,9992 (Mittwoch: 0,9990) Dollar festgesetzt.
Der Dollar hatte damit 1,0008 (1,0010) Euro gekostet.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,62 Prozent am Vortag
auf 1,64 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,20
Prozent auf 130,61 Punkte. Der Bund-Future gab um
0,53 Prozent auf 142,81 Punkte nach./tav/jha/
--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---
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