FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am
Montag neuen Mut gefasst. Eine Stimmungsaufhellung in der deutschen
Wirtschaft und gute Nachrichten von den kriselnden US-Regionalbanken
lieferten Argumente für die Optimisten an der Börse. Der Leitindex
Dax schloss 1,14 Prozent höher bei 15 127,68 Punkten
und machte so einen Großteil seiner Verluste von vor dem Wochenende
wieder wett. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen
verbuchte zu Wochenbeginn ein Plus von 0,87 Prozent auf 26 714,53
Zähler.
Trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor legte das
Ifo-Geschäftsklima im März überraschend deutlich zu. Es ist der
fünfte Anstieg des Konjunkturbarometers in Folge. "Der
Ifo-Geschäftsklimaindex ist zwar immer noch auf Niveaus, die
durchaus mit einem Schrumpfen der deutschen Wirtschaft konform sind,
doch die gute Nachricht ist, dass ein deutlicher Rückgang des
Bruttoinlandsprodukts nicht gefürchtet werden muss", kommentierte
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.
Derweil erwägt die US-Regierung einem Bericht der Nachrichtenagentur
Bloomberg zufolge weitere Unterstützungen für die First Republic
Bank, um dieser mehr Zeit zur Verbesserung ihrer Bilanz zu geben.
Obendrein fand sich ein Käufer für Teile der Silicon Valley Bank
(SVB) , deren Kollaps neben den gravierenden Problemen
von Credit Suisse die jüngsten Börsenturbulenzen
ausgelöst hatte.
Die vermeintliche Bankenkrise habe sich bisher nur als Sturm im
Finanzwasserglas herausgestellt, schrieb Marktbeobachter Andreas
Lipkow. Oftmals zögen jedoch speziell Unwägbarkeiten im Finanzsektor
merkliche konjunkturelle Abkühlungstendenzen nach sich.
Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater erwartet vor diesem Hintergrund,
dass die bislang abgesagte Rezession in Deutschland wie auch in den
USA womöglich bloß auf später im Jahr verschoben wird. Der
Bankenstress dürfe noch eine Weile anhalten.
Bank-Aktien erholten sich zum Start in die Woche dennoch auf breiter
Front. Die Deutsche Bank setzte sich mit einem Plus
von 6,2 Prozent an die Dax-Spitze, die Papiere der Commerzbank
gewannen 3,8 Prozent. Der Preis für die Absicherungen
gegen Zahlungsausfälle bei Anleihen der Deutschen Bank gab zuletzt
etwas nach. "Die Deutsche Bank ist nicht die nächste Credit Suisse",
stellten die Experten des Analysehauses Kepler Cheuvreux mit Blick
auf die jüngst überraschend notwendig gewordene Notfallrettung der
Schweizer klar. Die drängendste Sorge sei momentan das Engagement in
der Finanzierung von US-Gewerbeimmobilien. Es sei aber sehr
transparent gemacht und gut im Griff.
Auch Merck KGaA war Teil der Spitzengruppe im
Leitindex und legte um 2,6 Prozent zu. Der Pharmakonzern wird
künftig das Krebsmedikament Bavencio alleine vermarkten und anstelle
der derzeitigen Gewinnbeteiligung von Pfizer ab Ende
Juni nur eine Lizenzgebühr auf die Nettoumsätze an den
US-Pharmakonzern zahlen. Im vergangenen Jahr hatte Bavencio Mercks
Pharmasparte kräftig angeschoben.
Lob von Analysten gab es derweil für Heidelberg Materials
: Das Unternehmen habe beim Thema Dekarbonisierung in
der europäischen Baustoffbranche die Nase vorn, schrieb die Expertin
Glynis Johnson von Jefferies. Hierdurch dürfte man auch die
Profitabilität weiterhin stärker steigern können als andere. Die
Anteilscheine stiegen um 3,2 Prozent.
Sorgen über weiter fallende Düngerpreise drückten wiederum die
Aktien von K+S ans MDax-Ende, sie gaben um 2,3
Prozent nach. Im wichtigen Düngermarkt Brasilien halten sich die
Landwirte mit Käufen zurück, da die Getreidepreise fallen und es zu
Verzögerungen bei der Soja-Aussaat kommt. Gleichzeitig ist das
Düngerangebot und damit der Wettbewerb unter den Lieferanten groß.
An der Spitze des Nebenwerte-Index SDax schnellten
die Aktien von Varta um 7,6 Prozent in die Höhe. Der
zuletzt schwächelnde Batteriekonzern hatte sich mit den Banken und
seinem Mehrheitseigner auf einen weitreichenden Umbau geeinigt.
Ebenfalls stark gefragt waren die Anteilscheine des Stahlkonzerns
Salzgitter , die nach der Veröffentlichung von
Jahreszahlen 6,9 Prozent gewannen. Am Markt hieß es, insbesondere
eine ermutigende Jahresprognose und eine überraschend hohe Dividende
hätten die Anleger überzeugt.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone schloss
0,82 Prozent höher bei 4164,62 Punkten. Der französische Cac 40
und der britische FTSE 100 stiegen
beide um 0,9 Prozent. In New York kletterte der Dow Jones Industrial
zum europäischen Handelsschluss ein halbes Prozent
nach oben.
Der Euro profitierte etwas von der gewachsenen
Zuversicht an den Finanzmärkten und notierte zuletzt bei 1,0787
US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf
1,0773 (Freitag: 1,0745) Dollar fest. Der Dollar kostete damit
0,9282 (0,9306) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,02 Prozent am Freitag
auf 2,18 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,59
Prozent auf 126,82 Punkte. Der Bund-Future verlor
0,73 Prozent auf 136,74 Zähler./niw/he
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
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