FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat nach der jüngsten
Erholung seine Verluste vom Wochenbeginn am Dienstag ausgeweitet und
auf seinem Tagestief geschlossen. Die Anleger am deutschen
Aktienmarkt halten sich vorerst weiter zurück.
Marktexperte Andreas Lipkow sprach von ausgedehnten Gewinnmitnahmen
bei zahlreichen Mitgliedern im Leitindex. "Die Investoren bleiben
vorsichtig und schauen mit zunehmender Spannung in Richtung 9.
Juli." Bis dahin sollen die Verhandlungsergebnisse zwischen den USA
und den anderen Ländern in Bezug auf den Handelskonflikt bekannt
gegeben werden. Lipkow sieht dabei "viel Überraschungspotenzial".
Mit einem Abschlag von 0,99 Prozent auf 23.673,29 Punkte ging der
Dax aus dem Xetra-Handel. Damit sank er zugleich unter die gleitende
21-Tage-Linie, die derzeit bei etwas unter 23.760 Punkten verläuft
und den kurzfristigen Trend anzeigt. Der MDax fiel um
0,77 Prozent auf 30.247,39 Zähler.
Für den Eurozonen-Index EuroStoxx 50 ging es um
moderatere 0,39 Prozent auf 5.282,43 Punkte abwärts, während die
Börsen in London und Zürich leicht zulegten. In den USA bot sich
derweil zum Börsenschluss in Europa ein gemischtes Bild. Während der
Dow Jones Industrial weiter in Richtung Rekordhoch
stieg, das er Anfang Dezember 2024 erreicht hatte, gaben die
rekordhohen, technologielastigen Nasdaq-Indizes nach.
"Der Dax hat jetzt alle Kursgewinne vom Freitag verloren und noch
etwas mehr", kommentierte Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker
CMC Markets. Die Hoffnung auf einen erneuten Anlauf auf das
Rekordhoch dürfte erst wieder zurückkehren, wenn Klarheit über den
Handel mit den USA herrsche und die "drakonischen sektoralen Zölle"
wegfielen. "Ansonsten sieht es in den nächsten Tagen trübe aus am
deutschen Aktienmarkt".
Unter den Einzelwerten im Dax gab es überwiegend Verlierer. Am
kräftigsten büßten die Papiere von Siemens Energy
ein, nämlich 5,8 Prozent auf 92,38 Euro. Zum Handelsstart hatten sie
ihre Rekordrally noch fortgesetzt. Analyst Akash Gupta von JPMorgan
zeigte sich in einem Ausblick auf den Anfang August anstehenden
Quartalsbericht zwar optimistisch für den Energietechnikkonzern und
hob sein Kursziel deutlich auf 78 Euro an. Dennoch sieht er derzeit
kein weiteres Potenzial mehr und blieb bei seinem neutralen
Anlageurteil.
Derweil bauten die Anteilsscheine von RWE mit einem
Kursplus von 1,8 Prozent ihren derzeitigen Jahresgewinn auf 25
Prozent aus. Auch die Anteilsscheine britischer Energienetzbetreiber
waren gefragt. Laut der Investmentbank JPMorgan liegt der vom
britischen Regulierer Ofgem avisierte Eigenkapitalzinssatz über den
Markterwartungen.
Die Aktien von Evonik standen nach einem sehr
schwachen Juni auch zum Start in den Juli unter Druck. Sie büßten
1,4 Prozent ein. Mehrere Analysten senkten vor den Anfang August
anstehenden Quartalszahlen des Spezialchemiekonzerns ihre
Schätzungen und Kursziele, unter ihnen JPMorgan und die Deutsche
Bank.
Im SDax setzten sich die Papiere von LPKF
am Nachmittag ohne erkennbare Neuigkeiten zu dem
Garbsener Technologieunternehmen an die Spitze und stiegen um 7,2
Prozent. Zeitweise hatten sie noch deutlicher zugelegt und bei 9,30
Euro wieder den höchsten Stand seit Anfang Februar erreicht. In
diesem Bereich liegt allerdings ein deutlicher Widerstand./ck/stw
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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