FRANKFURT (dpa-AFX) - Die wieder angefachten Inflations- und Zinsängste haben den Dax am Freitag nach einigen recht soliden Tagen wieder deutlich belastet. Hinzu kamen weltweite Sorgen um den Finanzsektor, nachdem am Vortag die Schieflage des Startup-Finanzierers SVB Financial in den USA bei den Anlegern Erinnerungen an die Finanzkrise weckte. Auch der zu Wochenschluss veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht brachte keine Entspannung.

Der Dax verabschiedete sich 1,31 Prozent tiefer bei 15 427,97 Punkten in das Wochenende. Zeitweise war die Nervosität der Anleger noch größer, wie das Tagestief von 15 316 Punkten zeigt. Die Wochenbilanz wurde mit einem Abschlag von gut einem Prozent noch negativ. In der zweiten Börsenreihe büßte der MDax am Freitag 1,55 Prozent auf 27 998,63 Punkte ein.

Die Zinssorgen blieben, nachdem US-Notenbankchef Jerome Powell zuletzt ein wieder stärkeres Zinserhöhungstempo als möglich bezeichnet hat. Nicht wirklich gemindert wurden sie davon, dass der Jobbericht aus den USA am Freitag ein robustes Bild ergab. Zwar war die Arbeitslosigkeit im Februar überraschend gestiegen und der Anstieg der Stundenlöhne fiel etwas geringer aus als erwartet, es wurden aber auch mehr Arbeitsplätze geschaffen als gedacht.

"Trotz des widrigen Umfeldes mit hoher Inflation und gestiegenen Zinsen läuft der Job-Motor ziemlich passabel", resümierte Bernd Krampen von der NordLB. "Der US-Arbeitsmarkt hat nur vom vierten Gang in den dritten Gang heruntergeschaltet." Eine robuste Beschäftigungsdynamik habe im Kampf gegen die hohe Inflation eine Kehrseite, da es Ende März wohl eine weitere Zinsanhebung der US-Notenbank Fed geben werde. Immerhin betonte er, die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung um einen halben Prozentpunkt sei gesunken.

Als durchaus besorgniserregend bezeichnete Daniel Pfändler, Portfoliostratege bei Mainsky Asset Management, die Situation im US-Bankensektor. Er sprach zwar bei dem Startup-Finanzierer SVB von einem besonderen Einzelfall, sodass er die Wahrscheinlichkeit einer systemischen Bankenkrise aktuell als gering einstufe. Allerdings zeigten die Verwerfungen, dass im Bankensektor "ein schwierigeres fundamentales und ein restriktives geldpolitisches Umfeld aufeinanderprallen".

So wunderte es kaum, dass Banken europaweit das Schlusslicht im Branchenvergleich waren. Hierzulande büßten die Aktien der Deutschen Bank 7,4 Prozent ein und hielten im Dax die rote Laterne. Die Anteile der Commerzbank gaben um 2,6 Prozent nach. Die RBC-Analystin Anke Reingen hält die Kursverluste im Sektor für übertrieben, denn europäische Banken seien finanziell wesentlich besser diversifiziert und strukturiert.

Für die Papiere des Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck ging es um 4,5 Prozent abwärts. Der Dax-Konzern nimmt sich nach einem guten Lauf im vergangenen Jahr auch für 2023 viel vor. Nach gutem Lauf - die Papiere hatten vor wenigen Tagen das höchste Niveau seit mehr als einem Jahr erreicht - half es aber nicht mehr, dass die Ziele über den Erwartungen lagen. Anleger nahmen in dem schwachen Marktumfeld Gewinne mit.

Nach einer Abstufung durch Morgan Stanley gerieten die Papiere von Kion im MDax als zweitgrößter Verlierer mit fünf Prozent unter Druck. Analyst Ben Uglow sieht erst mittelfristig wieder Kurspotenzial für die Aktien des Gabelstapler-Herstellers. Kurzfristig ist er angesichts der deutlich auseinander gedrifteten Preis- und Volumina-Entwicklung vorsichtig gestimmt.

Im SDax gab es heftige Kurseinbrüche: Die Anteile des Finanzdienstleisters Hypoport sackten dort um 17,2 Prozent ab und jene des Diagnostikspezialisten Stratec um 13,5 Prozent. In beiden Fällen wurden enttäuschende Geschäftsziele dafür verantwortlich gemacht. Im Falle von Hypoport sprachen Händler gar von einem "desaströsen" Ausblick. Das Unternehmen bekommt die derzeitige Lage in den Finanz- und Immobilienbranchen stark zu spüren.

Auf internationaler Ebene sah das Gesamtbild an den Börsen nicht besser aus: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 1,32 Prozent auf 4229,53 Punkte ein. Der französische Cac und der britische FTSE 100 folgten dem mit Abgaben von bis zu 1,7 Prozent. In New York hatte der Dow Jones Industrial die Verluste am Vorabend schon vorweg genommen: Er bewegte sich zuletzt auf wenig verändertem Niveau.

Der Euro war gefragt, er wurde mit zuletzt 1,0667 US-Dollar deutlich höher gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0586 (Donnerstag: 1,0554) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9446 Euro gekostet.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,77 Prozent am Vortag auf 2,61 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,83 Prozent auf 124,22 Punkte. Der Bund-Future zog um 0,88 Prozent auf 133,30 Punkte an./tih/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

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AXC0247 2023-03-10/18:05

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