FRANKFURT (dpa-AFX) - Schwache Börsen in China und Hongkong haben am
Montag die Risikobereitschaft am deutschen Aktienmarkt etwas
gedämpft. Im frühen Handel gab der Dax um 0,24
Prozent auf 14 505,96 Punkte nach. In den vergangenen acht Wochen
hat der deutsche Leitindex mittlerweile um rund 20 Prozent zulegt.
Eine Konsolidierung wäre laut Portfoliomanager Thomas Altmann von QC
Partners daher "durchaus gesund und für die mittelfristige
Kursentwicklung positiv".
Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am
Montagvormittag um 0,29 Prozent auf 25 896,81 Zähler abwärts. Der
EuroStoxx 50 , der Leitindex der Eurozone, sank um
0,20 Prozent auf 3954,41 Punkte.
In China nehmen die Proteste der Bevölkerung gegen die strikten
Maßnahmen der Null-Covid-Politik des Staates derweil zu. Auslöser
des öffentlichen Unmuts in mehreren Metropolen war der Brand in
einer Wohnung in der Millionenstadt Ürümqi im Nordwesten des Landes
am Donnerstagabend mit mindestens zehn Toten. Viele sind der
Meinung, dass die Rettungsarbeiten durch die strengen
Corona-Maßnahmen behindert wurden. Während der größten Protestwelle
seit Jahrzehnten wurden bereits zahlreiche Menschen festgenommen.
"Die Proteste in China sind eine neue Situation für die Börsianer.
Und neue Situationen sind immer mit reichlich Unsicherheit
verbunden", erläuterte Altmann. Die aktuellen Covid-Ausbrüche
schürten zudem Angst vor einer längeren wirtschaftlichen
Durststrecke in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Wie
Commerzbank-Devisenexperte Ulrich Leuchtmann ergänzte, könnten
Chinas Machthaber aber auch mit konjunkturell positiver Lockerung
der Lockdowns auf die Proteste reagieren.
Im Fokus am deutschen Aktienmarkt standen vor allem die Aktien des
Chemikalienhändlers Brenntag . Sie büßten im Dax als
Schlusslicht 9,2 Prozent ein und litten unter Übernahmegesprächen
des Managements mit dem US-Rivalen Univar Solutions .
Analysten sehen Licht und Schatten. Ein solcher Deal könnte enorme
Synergien freisetzen, schrieb etwa Baader-Bank-Analyst Markus Mayer.
Die Frage des Kaufpreises sei zwar noch offen, er rechne aber mit
einem disziplinierten Vorgehen. Für Alex Stewart von der Bank
Barclays wäre der Kauf strategisch gesehen eine Kehrtwende in Sachen
Prioritäten, die er als "unerwünschte Ablenkung" in einer ansonsten
überzeugenden Anlagestory beurteilt.
An der Spitze im Dax legten zugleich die Papiere von Fresenius
nach einer frisch ausgesprochenen Kaufempfehlung der
UBS um 1,8 Prozent zu. Die europäische Medizintechnikbranche sei
trotz ihrer Kurskorrektur im laufenden Jahr zwar nicht günstig, die
Bewertung der Fresenius-Aktie allerdings schon, schrieb Analyst
Graham Doyle.
Analystenurteile bewegten zudem auch die Chemieaktien Lanxess
und Symrise . Goldman-Analystin
Georgina Fraser rechnet mit sinkenden Rohstoffpreisen und rät in der
Chemiebranche zum Portfolioumbau. Bei Lanxess etwa verweist sie auf
die schwache Bilanz und sieht starkes Erholungspotenzial beim
Umlaufvermögen, weshalb sie das Papier auf "Buy" hochstufte. Ihr
Anlageurteil für Symrise revidierte sie dagegen von "Buy" auf
"Neutral". Im Vergleich zu direkten Wettbewerbern habe sich die
Aktie des deutschen Duftstoffe- und Aromenherstellers bereits um 12
Prozent besser entwickelt, so das Argument für ihre
Abstufung./ck/stk
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0073 2022-11-28/09:48
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