MÜNCHEN (dpa-AFX) - Für die Übernahme des Münchner Waferherstellers Siltronic durch den Chip-Zulieferer Globalwafers fehlen kurz vor Fristablauf noch entscheidende Voraussetzungen. Laut Insidern sind das deutsche Unternehmen und sein Kaufinteressent aus Taiwan sogar zu größeren Zugeständnissen bereit, um das Wohlwollen des Bundeswirtschaftsministeriums zu erlangen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag berichtete. Siltronic sieht bislang jedoch keine Fortschritte in dem Prüfungsprozess. Anleger an der Börse reagierten am Montag verschnupft.

Kurz nach Handelsstart ging es für die Siltronic-Aktie um fast elf Prozent auf 123,50 Euro abwärts. Damit entfernte sich der Kurs weiter von dem Preis, den Globalwafers für die Papiere bietet. Zuletzt war das Papier mit einem Minus von 8,45 Prozent immer noch größter Verlierer im Nebenwerte-Index SDax . Auch die Aktie des Siltronic-Großaktionärs Wacker Chemie wurde leicht in Mitleidenschaft gezogen - sie lag zuletzt mit rund einem Prozent im Minus. Wacker hält noch gut 30 Prozent an Siltronic.

Nach Vorstellung der beiden Unternehmen könnte die Bundesregierung besondere Stimmrechte in Form einer sogenannten Goldenen Aktie erhalten, hatte Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet. Zudem könnte es Klauseln geben, um den Kauf rückabzuwickeln oder zentrale Teile von Siltronic nachträglich an die Bundesrepublik zu übertragen.

Siltronic und Globalwafers lehnten eine Stellungnahme zu den angebotenen Zugeständnissen auf Nachfrage von Bloomberg zunächst ab. Siltronic äußerte sich am Freitagabend schließlich schriftlich. Demnach gibt es bisher "keine Fortschritte" bei der Prüfung des Vorhabens. Vertreter von Siltronic und Globalwafers hätten im Zuge der jüngsten Gespräche mit Vertretern des Bundeswirtschaftsministeriums "keine Angaben dazu erhalten, ob und unter welchen Umständen eine außenwirtschaftsrechtliche Unbedenklichkeitsbescheinigung" für die Übernahme erteilt werden könne.

Eine Sicherheitsvereinbarung sei nach Auffassung des Ministeriums offenbar nicht geeignet, Bedenken im Hinblick auf die Transaktion zu beseitigen, teilte das Unternehmen mit. Die Beamten hätten "auch keine konkreten Zusagen oder Auflagen genannt, unter denen eine Unbedenklichkeitsbescheinigung erteilt werden könnte".

Dabei drängt die Zeit. Gemäß dem Übernahmeangebot von Globalwafers müssen alle Vollzugsbedingungen bis zum 31. Januar vorliegen. Wenn das Wirtschaftsministerium bis dahin keine Unbedenklichkeitsbescheinigung erteile, könne die Transaktion nicht vollzogen werden, stellte Siltronic klar.

Das Wirtschaftsministerium prüft das Vorhaben bereits seit über einem Jahr und will bis Ende Januar über das Geschäft entscheiden. Bei der Entscheidung geht es auch darum, ob Deutschland zukunftsorientierte Technologien in ausländische Hände gibt. Außerdem spielen die außenpolitischen Spannungen zwischen China und Taiwan eine Rolle. Auch Chinas Behörden haben die Übernahme noch nicht genehmigt.

Die beiden Konzerne hatten den Plan für die Übernahme Ende 2020 öffentlich gemacht. Globalwafers musste die Offerte auf zuletzt 145 Euro je Aktie nachbessern. Damit wird Siltronic insgesamt mit knapp 4,4 Milliarden Euro bewertet./stw/he/nas/stk

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AXC0110 2022-01-17/10:15

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