ROUNDUP: Erstes US-Glyphosat-Urteil gegen Bayer wird in Berufung verhandelt
Zahlreiche US-Klagen wegen angeblicher
Krebsrisiken von Unkrautvernichtern mit dem Wirkstoff Glyphosat
haben Bayer
Der 10. August 2018 war für das deutsche Dax
Kläger Johnson, bei dem 2014 Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wurde, hatte Monsantos Unkrautvernichter Roundup für sein tödliches Leiden verantwortlich gemacht und dem nun zu Bayer gehörenden Unternehmen vorgeworfen, die Gefahren verschwiegen zu haben. Die Jury folgte nach einem vierwöchigen Prozess weitgehend der Argumentation der Klägerseite. Für Bayer war es ein Riesenschlamassel, die Leverkusener hatten Monsanto kurz zuvor erst für rund 63 Milliarden Dollar gekauft
- und damit auch die Rechtslasten übernommen. Die nahmen nun rasant
zu, denn das harsche Urteil rief noch viel mehr Kläger auf den Plan.
Es folgten zwei weitere Niederlagen vor US-Gerichten, Imageprobleme, und ein heftiger Kurssturz der Bayer-Aktie - die Konzernführung um Vorstandschef Werner Baumann geriet massiv in die Kritik. Zuletzt war Bayer laut eigenen Angaben mit 52 500 zugestellten US-Klagen wegen angeblicher Krebsgefahren glyphosathaltiger Unkrautvernichter von Monsanto konfrontiert. Der Konzern ist sich keiner Schuld bewusst, die Produkte seien bei sachgemäßer Anwendung harmlos, beteuert der Konzern immer wieder. Das Unternehmen stützt sich dabei auf verschiedene wissenschaftliche Studien und Regulierungsbehörden.
Nach Darstellung von Bayer kamen die erstinstanzlichen Schuldsprüche in den USA trotz mangelhafter Beweise zustande. Zudem seien in den Verfahren verschiedene Fehler gemacht worden, etwa indem bestimmte Beweismittel gar nicht zugelassen wurden. Bayer dürfte auch nicht gerade geholfen haben, dass bei den Prozessen bislang mit Laien besetzte Geschworenenjurys urteilten, die den Argumenten der Klägeranwälte womöglich offener gegenüberstanden als Berufsrichter. Im Berufungsverfahren wird dies nicht mehr der Fall sein - hier entscheidet ein aus drei Richtern bestehendes Panel.
Obwohl Bayers große Krise mit dem ersten Urteil losging, das nun in Berufung verhandelt wird, könnte der Ausgang in der Gesamtbetrachtung am Ende leicht zur Randnotiz werden. Denn mit den Anwälten der meisten restlichen Kläger in den USA laufen längst Gespräche über einen Vergleich. Experten rechnen mit einem Kompromiss, der Bayer geschätzte rund zehn Milliarden Dollar kosten könnte. Der Konzern betont indes, eine solche Lösung nur in Betracht zu ziehen, "wenn diese wirtschaftlich sinnvoll und so strukturiert ist, dass zukünftige Rechtsstreitigkeiten zu einem Abschluss gebracht werden"./hbr/DP/stk
ISIN DE000BAY0017
AXC0054 2020-06-02/06:50
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