Im Frühjahr 2022 hatte der langjährige Rosenbauer-CEO Dieter Siegel seinem Unternehmen noch eine neue Agenda zur Rückkehr des Unternehmens in die Gewinnzone vorgegeben: Bis 2030 Verdopplung des Umsatzes auf 2 Milliarden Euro, Erhöhung der Profitabilität durch Erreichung einer EBIT-Marge (= Unternehmensgewinn vor Steuern) von 7 Prozent und die Rückkehr zu annehmbaren Dividendenhöhen, wie sie vor wenigen Jahren noch üblich waren. Diese Strategie unterstützt auch der neue CEO und zugleich CFO Sebastian Wolf. Aber er setzt neue Prioritäten bei deren Umsetzung: Er setzt seinen primären Fokus auf operationelle Exzellenz, auf die Verringerung des Kapitaleinsatzes auf das in der aktuellen Krisenphase absolut notwendige Maß und er setzt auf ein klares Bekenntnis zur e-Mobilität, die Rosenbauer lang vor vielen anderen Fahrzeugproduzenten gestartet hat. Rosenberger-Ziel für 2030 ist, die Hälfte aller Lösch- und Kommunalfahrzeuge mit alternativen Antrieben zu bauen. Wolf kündigt an, künftig vier unterschiedliche Fahrzeugtypen bauen und sie weltweit herzeigen zu wollen. Eine einzige Zahl zeigt, wie breit der Konzern derzeit aufgestellt ist: In den Lagern der Rosenbauer liegen zur Zeit nicht weniger als 600.000 Teile; aber es fehlt sehr an Kabelbäumen aus der Ukraine oder an elektronischen Steuergeräten aus China.

Um die ehrgeizigen Unternehmensziele konkret zu erreichen, will Wolf die konzerneigene Herstellung ausweiten, die Fertigungstiefe besonders der angebotenen Fahrzeuge vergrößern, angesichts der anhaltenden Lieferkettenprobleme technisch unabhängiger von Zulieferern zu werden sowie die Ergebnisbeiträge merklich zu erhöhen. Weiters plant er, die Vorfertigung von Fahrzeugteilen auszuweiten, um die Lieferzeiten zwischen einem Auftrag und dessen Auslieferung zu verkürzen. Zur Zeit betragen die durchschnittlichen Lieferzeiten von Kommunal- und Feuerwehrfahrzeugen der Rosenberger aufgrund anhaltender Probleme mit Zulieferungen wichtiger Teile bis zu 16 Monaten. Wolf peilt mit seiner Initiative höherer Vorfertigungen Lieferzeiten von 12, in Sonderfällen und bei standardisierten Fahrzeugen von nur noch 6 Monaten an.

Vorbild für Erdgaseinsparungen.

Eine weitere Idee von CEO Wolf zur Kosteneinsparung und Absicherung des laufenden Betriebes der Rosenbauer-Werke ist die Verringerung der fremdbezogenen Energieträger, insbesondere Erdgas und Strom. „Wir konnten seit 2020 aufgrund zahlreicher Maßnahmen den Bezug nicht erneuerbarer Energieträger schrittweise um rund 35 Prozent reduzieren.“ Damit unterschreitet Rosenbauer die für die im Ernstfall politisch geplante Krisen-Abschaltung von Gasgroßverbrauchern relevante Menge von mehr als 50 Megawattstunden (= sogenannte 1. Erdgas-Lenkungsmaßnahme) und rechnet damit, dass erst bei Inkrafttreten der 2. Lenkungsmaßnahme für Gaskleinverbraucher im Erdgasbezug mit Lieferreduktionen zu rechnen sei. Wolf: „Wir haben damit begonnen,, die Heizung auf unserem österreichischen Hauptstandort auf Fernwärme umzustellen, und wir wollen nun auch den von uns benötigten Strom selbst erzeugen; das ist für 5 Prozent unseres Bedarfs möglich. Das sind zwei Maßnahmen, die wir auch anderen heimischen Mittelbetrieben empfehlen können. Die Umstellung auf Fernwärme ist so gut wie jedem Betrieb möglich.“ So hofft er, bei akutem Erdgasmangel plötzliche Produktionsstopps und damit Jobverluste seiner Mitarbeiter möglichst vermeiden zu können.

Unternehmenspolitik International.

Rosenbauer beziffert ihren Produktanteil am Feuerwehr-Weltmarkt mit durchschnittlich 14,5 Prozent und sieht sich als Weltmarktführer; bei Löschfahrzeugen für Flughäfen ist der Weltmarktanteil doppelt so hoch. Die wesentlichen Standorte des Konzerns liegen in Österreich, Deutschland und den USA; deren Umsatz im ersten Halbjahr 2022 von 429,7 Millionen Euro ist mit 40 Prozent auf Österreich und je 30 Prozent auf Deutschland und den USA fast gleichmäßig verteilt. Eine wesentliche Änderung im Eigentum der Rosenbauer hat sich in den USA ergeben: Dort ist der Konzern seit 1995 – im Gegensatz zu Europa – vor allem über Zwischen- und Fahrzeughändler auf dem Markt vertreten. Seither wurden in den USA für Fertigung und Wartung mehrere Tochtergesellschaften gegründet, wobei 50 Prozent in ausländischem Eigentum gestanden sind. Der Rosenbauer-Marktanteil in den USA liegt zur Zeit bei 25 Prozent. Im laufenden Jahr hat Rosenbauer International die früheren Holdinggesellschaften ganz erworben und für sie ein neues Führungsteam bestellt. Das Ziel dabei ist, die Synergien der ehemaligen Holdings besser als bisher zu nutzen und den dynamischen US-Markt durch Erweiterung des Händlernetzwerks und dem Angebot einer hochwertigen Produktpalette besser bedienen zu können. In die USA, dem größten Feuerwehrmarkt der Erde, hat Rosenberger bisher rund 6000 Spezialfahrzeuge verkauft und hofft auf weiter steigende Verkaufszahlen. Und hat sich diese Hoffnung viel kosten lassen: Die Übernahme der US-Holdings hat die Nettoverschuldung des Konzerns um 110,7 Prozent auf 428,9 Millionen Euro mehr als verdoppelt, weit stärker den Verschuldungsgrad von 90,4 auf 217 Prozent hinaufgetrieben. Umgekehrt hat diese Operation einen positiven Steuereffekt für Rosenbauer ausgelöst.

Positiv ist auch, dass die Zukunftsfelder der Rosenbauer - die vorauslaufende Brandverhütung, die Waldbrand-Früherkennung durch Satelliten und Drohnen, die Feuerbekämpfung mit Löschbooten oder Wechseltanksysteme für Löschflugzeuge - die Verlustzone allmählich hinter sich lassen. Konkrete Auftragssteigerungen in diesem Segment erhofft Rosenbauer aber erst in absehbarer Zukunft. Wolf: „Die Feuerbekämpfungsbranche tickt leider eher langsam!“

Der Neue.

Sebastian Wolf ist in Linz geboren, hat dort Betriebswirtschaft studiert, als Managementberater das Berufsleben gestartet, 2008 das Ressort Human Ressources bei Rosenberger übernommen und unter Ex-CEO Siegel die neuen Standorte Saudi Arabien und England aufgebaut. Seit 2017 war er CFO und hat schon damals begonnen, die Höhe des betriebsnotwendigen Kapitals des Konzerns zu reduzieren.

 

 

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