Sie ist nach wie vor Branchenleader im globalen Feuerwehrmarkt und will das auch bleiben. Deswegen bereitet sie eine Neudefinition ihrer Strategie vor. Sie soll durch ihre Umsetzung das Geschäft wieder ankurbeln, ihren Umsatz bis 2030 auf 2 Milliarden Euro verdoppeln und die EBIT-Marge (= Unternehmensgewinn vor Steuern) auf 7 Prozent heben. Das sollte auch die Dividende wieder auf alte Höhen zurückführen: Nach 1,50 Euro pro Aktie für 2020 schlägt Rosenberger für 2021 nur noch 0,9 Euro vor. Hoffnung gibt auch der derzeit hohe Auftragsstand von gut 1 Milliarde Euro, was einem vollen Jahresumsatz entspricht. Er ist besonders den wachsenden Bestellungen aus den USA zu verdanken, die den Katastrophenschutz zügig ausbauen, sowie der steigenden Nachfrage aus der DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz) sowie aus Skandinavien. Dagegen sinken wegen der Pandemiefolgen die Aufträge aus Asien einschließlich Chinas wegen der dortigen Importbeschränkungen.

Der Überfall Russlands auf die Ukraine bzw. die inzwischen verhängten Sanktionen gegenüber Russland berühren Rosenbauer geringfügig. Der Jahresumsatz mit Russland beträgt bisher knapp 1 Million Euro, das ist kaum ein Tausendstel des Gesamtumsatzes. Auf neue Aufträge aus Russland will Rosenberger verzichten; es würden derzeit nur noch dringende Ersatzteile nach Russland geliefert, um humanitäre Einsätze der bereits gelieferter Feuerwehrfahrzeuge dort nicht zu boykottieren, versichert CEO Siegl.

Vorübergehende Kurzarbeit zur Effizienzsteigerung.

Die zunehmenden Lieferkettenprobleme im zweiten Halbjahr 2021, die anhaltenden negativen Folgen der Pandemie sowie die Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine hatten bereits im Dezember 2021 zu einer Gewinnwarnung der Rosenberger geführt. Der jetzt vorliegende Jahresbericht 2021 hat die gedämpften Erwartungen bestätigt: Der Umsatz ist im Vorjahr unter die 1-Milliarden-Euro-Marke, die 2020 erstmals überschritten worden war, gefallen, ebenso die EBIT-Marge von 5,5 auf 3,6 Prozent. Das sei höchst bedauerlich, bekennt Siegel; externe Probleme beeinträchtigen die hohe Effizienz des Rosenbauer-Geschäfts, die früher dank kontinuierlicher Produktion ohne Verzögerungen durch Unterbrechung der Lieferketten erreicht worden sei.

Um diesen gefährlichen Trend zu stoppen, wird in der Rosenberger-Produktion eine begrenzte Kurzarbeitsphase für rund 260 Mitarbeiter angemeldet. „Aber ein echter Krisenmodus ist vorderhand nicht abzusehen!“, beruhigt CEO Siegel. „Wir müssen unsere knappen Materialreserven aufstocken, um bestehende Aufträge erfüllen zu können.“

Es gebe weiterhin Probleme bei der Lieferung von Elektronikbauteilen oder Kabelsträngen für die großen Nutzfahrzeuge, die aus der Ukraine kommen, sowie aufgrund von Reisebeschränkungen Verzögerungen bei der Abnahme fertiger Fahrzeuge durch Kunden. Siegel: „Das stört den kontinuierlichen Betrieb. Wegen der vielen Disruptionen liegt unser derzeitiger Status noch auf Orange! Wir bleiben zwar unserer Langfriststrategie, der Feuerbekämpfung, treu, aber wir müssen unsere operationelle Exzellenz schärfen, neue Brandgefahren rechtzeitig identifizieren und sie wirksam bekämpfen, noch ehe sie großen Schaden anrichten können“. Die wichtigsten Stichworte für die neue strategische Ausrichtung der Rosenberger, die am 19. Juni 2022 offiziell vorgestellt werden soll, heißen: „vorbeugender Brandschutz“, „emissionsfreie Brandbekämpfung“, „Halbierung des CO2-Ausstoßes“ und „digitales Feuerlöschen“.

Switch in der Unternehmens-Strategie.

Die langfristige Zukunft der Brandbekämpfung wird weniger durch noch modernere, noch höher gerüstete Feuerwehrautos geprägt werden, sondern eher durch den Einsatz flexibler Drohnen, intelligenter Raupenroboter und elektronischer Brandsensoren, betont das Rosenberger-Management. Alle diese Vorrichtungen sollen dazu dienen, latent drohende Feuersgefahr zu erkennen, bevor noch die Flammen hochschlagen und Werte vernichten. Siegel nennt praktische Beispiele für die größten Brandrisiken der Zukunft, die von seinem Unternehmen identifiziert und ausgeschaltet werden sollen:

• 15 bis 20 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen werden durch Waldbrände verursacht. Das Risiko von Waldbränden steigt wegen der Klimaveränderung weiter an. Daher wird es immer wichtiger, Brandgefahren in den Wäldern durch Sensoren zu orten und vorausschauend zu beseitigen. Bricht ein Waldbrand aus, muss er rasch und wirksam auch in schwer zugänglichen Regionen bekämpft werden; aber nicht durch schwere Feuerwehrfahrzeuge, sondern durch neue Schwerlastdrohnen, die mit Wasser oder anderen Löschmitteln unbemannt Erstlöschaktionen am Brandort starten. Solche Spezialdrohnen werden von der chinesischen Firma DJI gebaut.

• Der neue klimaschonende Trend zur E-Mobilität auf den Straßen erhöht die Brandgefahr batteriegetriebener Autos. Wenn deren Batterien nach einem Unfall nicht rasch und fachgerecht behandelt bzw. entsorgt werden, können gefährliche Brände entstehen, die schwer zu bekämpfen sind. Daher müssen neue Löschsysteme entwickelt und auf den Markt gebracht werden, um riskante Kettenreaktionen von beschädigten Batterien kontrolliert ablaufen zu lassen bzw. durch Luftdrucksysteme löschen zu können. Auch achtlos weggeworfene Mini-Batterien von Handies können zur Brandfalle in simplen Müllcontainern werden.

• Besonders herausfordernd sind Brände in alten Kirchen, Museen oder Kulturtempeln, wie etwa der Brand der Notre-Dame-Kirche in Paris, wo die Brandbekämpfung durch Menschen wegen extremer Rauchentwicklung oder wegen ungekennzeichneter Labyrinthe behindert wird. Zu diesem Zweck sind raupenbetriebene Roboter in Entwicklung, die autonom den Brandherd ansteuern, um dort Erstlöschaktionen zu starten. Damit soll wertvolles Kulturgut zeitsparend vor den Flammen gerettet und der Nachwelt erhalten bleiben.

Mit derartigen Innovationen in der Brandbekämpfung will Rosenbauer in die absehbare Zukunft der vorsorgenden Brandbekämpfung vordringen. Die zunehmende Aktionsbreite der aufgezeigten Anwendungen soll ihr neue Geschäftsfelder öffnen und die Erträge sichern. Die aus den USA kommenden Trends zu perfekten, bulligen und hochstilisierten Feuerwehrfahrzeugen, sogenannten RTX, mit zwei oder drei Achsen mit bis zu 40 Tonnen Einsatzgewicht werden zwar weiterhin durch hohe Beschleunigungswirkung, Off-Road-Qualitäten und umweltfreundliche Elektroantriebe perfektioniert werden. Daneben aber soll das Geschäftsfeld „vorbeugender Brandschutz und Zusatzausrüstung“ den Umsatz- und die EBIT-Marge hinauftreiben. CEO Siegel versichert: „Nicht unser Fahrzeuggeschäft soll wachsen, sondern unser Know-How und unser Kundenservice wird allmählich bedeutender werden. Dadurch wird sich die Gewinn- und Verlustrechnung freundlicher darstellen, die Gewinnmargen sollen höher und der Kapitaleinsatz soll geringer werden.“

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