Rheinmetall übernimmt Lürssen-Marinsparte: Rüstungsriese sticht in See

Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall übernimmt die Marinesparte der Bremer Werftengruppe Lürssen. Eine spektakuläre Transaktion, die den Dax-Champion zum maritimen Global Player macht - und die Börse begeistert.
Milliarden-Deal besiegelt: So läuft die Übernahme
Nach wochenlangen Spekulationen ist es nun offiziell: Rheinmetall und Lürssen haben sich auf die wesentlichen Bedingungen für den Verkauf der Naval Vessels Lürssen (NVL) geeinigt. Die Transaktion soll kurzfristig formal abgeschlossen werden.
Sollten die Kartellbehörden grünes Licht geben, könnte die Übernahme bereits Anfang 2026 vollzogen werden. Zum Kaufpreis herrscht zwar Stillschweigen, aber Branchenexpertin Chloe Lemarie vom Analysehaus Jefferies schätzt die Summe ohne Berücksichtigung von Schulden auf 1,5 bis 2 Milliarden Euro.
Das steckt hinter der Marinesparte NVL
Die zu übernehmende Naval Vessels Lürssen ist kein kleiner Player:
- Rund 2.100 Beschäftigte
- Umsatz 2024: etwa eine Milliarde Euro
- Werften in Bremen, Wilhelmshaven, Hamburg und Wolgast
- Internationale Standorte in Bulgarien, Kroatien, Ägypten und Brunei
- Spezialisiert auf Schiffsbau für Marine und Behörden weltweit
Börsenjubel: Rheinmetall-Aktie auf Rekordhoch
Die Ankündigung befeuerte die Rheinmetall-Aktie am Montag kräftig. Zeitweise legte sie um 2,8 Prozent auf 1.949 Euro zu - ein absolutes Allzeithoch. Seit dem Vorabend des Ukraine-Kriegs hat sich der Kurs der Waffenschmiede etwa verzwanzigfacht.
Eine beeindruckende Entwicklung für ein Unternehmen, das 2024 bereits 9,8 Milliarden Euro Umsatz mit rund 40.000 Beschäftigten an 174 Standorten erzielte.
Strategischer Coup: Vom Land- zum Meereskrieger
Bislang konzentrierte sich Rheinmetall vor allem auf Rüstungsgüter für Landstreitkräfte - Panzer, Artillerie und Flugabwehrsysteme. Als Zulieferer ist der Konzern auch am US-Kampfjet F35 beteiligt und produziert Drohnen sowie militärische Satelliten.
Doch nun expandiert das Unternehmen in die maritime Domäne. "Künftig werden wir zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum ein relevanter Akteur sein", verkündete Rheinmetall-Chef Armin Papperger stolz.
Marine profitiert von Synergien
Die deutsche Marine nutzt bereits Schiffsgeschütze und Lasermodule von Rheinmetall. Künftig könnten komplette Schiffe aus dem Hause Rheinmetall folgen. Papperger spricht von einem "vitalen deutschen Kraftzentrum für hochmoderne Überwasserschiffe - ein Powerhouse".
Gleichzeitig treibe man die politisch gewünschte Konsolidierung der deutschen Verteidigungsindustrie voran. Friedrich Lürßen, Chef der Beteiligungsgesellschaft, betont: "Diese Konsolidierung ist vor dem Hintergrund der verschärften Bedrohungslage notwendig und sinnvoll."
Lürssen konzentriert sich auf Luxus-Jachten
Bei Lürssen verbleibt nach dem Verkauf das Geschäft mit Luxus-Jachten. Diese Sparte beschäftigt rund 2.000 Mitarbeiter und bleibt unter dem traditionsreichen Werftnamen erhalten.
Das dürfte für beide Seiten eine Win-Win-Situation sein: Rheinmetall gewinnt maritime Kompetenz, während Lürssen sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann. In unsicheren Zeiten eine strategisch kluge Entscheidung, die die deutsche Rüstungslandschaft nachhaltig verändern wird.