Revolution im Autorecycling: Neues Verfahren macht Demontage überflüssig

Ein bahnbrechendes Recyclingverfahren könnte die Automobilindustrie nachhaltig verändern. Dow und Gruppo Fiori haben heute eine Innovation vorgestellt, die Polyurethan-Abfälle aus Altfahrzeugen ohne aufwändige Demontage zurückgewinnen kann. Diese Entwicklung markiert einen Meilenstein auf dem Weg zur echten Kreislaufwirtschaft.
Vom Problemstoff zum Wertstoff: So funktioniert der Durchbruch
Polyurethanschaum ist in fast jedem Auto verbaut – durchschnittlich 28 Kilogramm pro Fahrzeug, davon allein 10 bis 15 kg in den Sitzen. Bisher mussten diese Komponenten mühsam demontiert werden, bevor sie recycelt werden konnten. Das neue Verfahren macht diesen Schritt nun überflüssig.
Die Technologie ermöglicht eine vereinfachte Rückgewinnung mit der für chemisches Recycling notwendigen Reinheit. Das bedeutet: Wertvoller Kunststoff landet nicht mehr auf Deponien, sondern wird wieder in den Produktionskreislauf zurückgeführt.
Diese Vorteile bringt die Innovation für die Industrie
Das gemeinsame Projekt der beiden Unternehmen schafft ganz konkret Mehrwerte:
- Aufbereitung von PU-Abfällen ohne Demontage für die Depolymerisation
- Vermeidung von Deponieabfällen und Wiedereinspeisung in produktive Nutzung
- Industrielles Recycling von Polyurethan für Mobilitätsanwendungen
- Erleichterte Herstellung von Polyol mit Recyclinganteil
- Einhaltung kommender gesetzlicher Recyclingquoten
Dr. Esther Quintanilla von Dow betont: "Zusammenarbeit ist für den Aufbau einer geschlossenen Lieferkette entscheidend. Wir unterstützen OEMs dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen – ohne Kompromisse bei der Leistung."
Vom Memorandum zur Marktreife: So schnell kann Innovation gehen
Bereits 2024 unterzeichneten Dow und Gruppo Fiori eine Absichtserklärung für dieses Projekt. In rekordverdächtiger Zeit analysierten die Partner Demontageprozesse, bewerteten Materialreinheit und testeten innovative Geschäftsmodelle.
Mauro Grotto von Gruppo Fiori erklärt: "Wir holen alle Akteure an den Tisch, um Recycling-Herausforderungen gemeinsam zu lösen. Unser Know-how in der Materialrückgewinnung kombiniert mit Dows Depolymerisationstechnologie stellt den Wert von Abfällen wieder her."
Was bedeutet das für die Zukunft der Automobilindustrie?
Diese Entwicklung kommt zur richtigen Zeit: Die EU verschärft kontinuierlich die Vorgaben für Recyclingquoten in der Altfahrzeugrichtlinie. Hersteller stehen unter Druck, nachhaltige Lösungen zu finden – und könnten mit dieser Technologie gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Die Partnerschaft zeigt, wie durch branchenübergreifende Zusammenarbeit echte Kreislaufwirtschaft möglich wird. Wenn aus Abfällen wieder wertvolle Rohstoffe werden, profitieren nicht nur die Unternehmen, sondern auch Umwelt und Verbraucher.
Das dürfte erst der Anfang sein: Gelungenes Recycling wird zum Wettbewerbsvorteil – und treibt die gesamte Branche in eine nachhaltigere Zukunft.