Die Bundesregierung prescht vor: Das Rentenniveau soll dauerhaft bei 48 Prozent bleiben. Doch die Reform spaltet Experten und Generationen gleichermaßen.

Das sogenannte Rentenpaket II wurde im September erstmals im Bundestag beraten und soll eine Haltelinie bis 2039 ziehen. Ohne diese Maßnahme würde das Rentenniveau bis 2040 auf nur noch 44,9 Prozent absinken.

Parallel dazu startet eine Wachstumsinitiative mit finanziellen Lockmitteln für Beschäftigte über 67. Das Ziel: Den Fachkräftemangel durch erfahrene Arbeitskräfte mildern.

Generationenkapital soll ab 2036 helfen

Neu ist der Einstieg in die Kapitaldeckung durch das Generationenkapital. Diese Stiftung soll ab 2036 jährlich zehn Milliarden Euro aus Kapitalerträgen an die Rentenversicherung überweisen.

Doch Kritiker bezweifeln den Plan. Die Deutsche Rentenversicherung Bund warnt: Der Zeithorizont für einen nennenswerten Kapitalaufbau sei zu kurz. Ob die Erträge wirklich spürbare Entlastung bringen, bleibt fraglich.

Der Preis für die Stabilität: Der Beitragssatz steigt von aktuell 18,6 Prozent auf 20 Prozent bis 2028 und auf 22,3 Prozent bis 2035.

Prämie für späteren Renteneintritt

Wer freiwillig länger arbeitet, wird belohnt. Die neue Rentenaufschubprämie zahlt eine steuerfreie Einmalzahlung für alle, die ihren Renteneintritt um mindestens zwölf Monate verschieben.

Ab Juli 2025 können Arbeitgeber ihre Sozialversicherungsbeiträge (10,6 Prozent) direkt an Beschäftigte im Rentenalter weiterreichen. Das entspricht einer deutlichen Lohnerhöhung.

Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters über 67 Jahre hinaus wird explizit ausgeschlossen.

Minijobs werden teurer

Mit dem höheren Mindestlohn (12,82 Euro ab Januar 2025) steigt auch die Minijob-Grenze von 538 auf 556 Euro monatlich. Die Kopplung soll verhindern, dass Beschäftigte ihre Arbeitszeit reduzieren müssen.

Hinterbliebene profitieren von höheren Freibeträgen bei der Einkommensanrechnung.

Experten warnen vor Generationenkonflikt

Die Reform entzweit die Fachwelt. Sozialverbände loben die Stabilisierung als Schutz vor Altersarmut. Ökonomen schlagen Alarm: Die jungen Generationen würden überproportional belastet.

Der Wirtschaftsweise Martin Werding kritisiert die einseitige Fokussierung auf Leistungsstabilität. Bernd Raffelhüschen spricht sogar von einem "großen Wurf ins Unheil".

Selbst der Deutsche Gewerkschaftsbund übt Kritik an den erleichterten Befristungen für Altersrentner. Arbeitgebern sei auch die unbefristete Einstellung älterer Beschäftigter zuzumuten.

Parlamentshürden und offene Fragen

Das Paket muss noch durch den Bundestag. Selbst innerhalb der Regierungskoalition gibt es weiterhin Diskussionsbedarf über die langfristige Finanzierbarkeit.

Experten sind sich einig: Die aktuellen Reformen reichen nicht aus. Die Debatte über weitere Anpassungen - wie eine Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung - wird die Politik auch künftig beschäftigen.

Der Erfolg des Generationenkapitals hängt stark von den globalen Kapitalmärkten ab. Ob die Rechnung aufgeht, zeigt sich erst in über einem Jahrzehnt.