Der Serienmeister steckt in der schwersten Krise seit Jahren. Nach der 0:2-Heimpleite gegen Sturm Graz steht Trainer Thomas Letsch vor dem Aus – das Europa-League-Spiel gegen Porto wird zum Schicksalsspiel.

Nur ein Punkt aus drei Spielen, Platz fünf in der Liga, ein verunsichertes Team: Red Bull Salzburg erlebt den tiefsten Absturz der jüngeren Vereinsgeschichte. Die Niederlage gegen Sturm Graz offenbarte schonungslos alle aktuellen Schwächen.

Bereits in der 22. Minute sah Soumaila Diabaté nach einem groben Foul die Rote Karte. In Unterzahl agierte der Titelverteidiger völlig ideenlos – der erste Torschuss gelang erst in der 65. Minute.

Stefan Lainer fand nach dem Schlusspfiff deutliche Worte: Die Leistung sei "zu naiv" gewesen, dem Team fehle Selbstvertrauen und Qualität. Trainer Letsch übernahm die Verantwortung und räumte ein: "Wir haben uns bei den Gegentoren dumm angestellt."

Sportdirektor stellt Ultimatum

Sportdirektor Rouven Schröder vermied ein klares Bekenntnis zum Coach. "Thomas Letsch sitzt am Donnerstag auf der Bank", bestätigte er zwar die Jobgarantie für das Porto-Spiel. Mehr Sicherheit gibt es nicht.

Seine Analyse war unmissverständlich: "Elf Punkte aus sieben Spielen sind zu wenig. Jeder wird hinterfragt – auch der Trainer." Das Europa-League-Duell gegen den portugiesischen Spitzenklub wird zur Bewährungsprobe für Letsch.

System Red Bull zeigt Risse

Die Krise hat tiefere Ursachen als nur eine Formschwäche. Der Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz 2022 und der Weggang von Schlüsselfiguren wie Sportdirektor Christoph Freund hinterließen ein Vakuum.

Das einst perfekt funktionierende System aus Scouting, Talententwicklung und einheitlicher Spielphilosophie bröckelt. Konkurrenten wie Sturm Graz haben das "System Red Bull" kopiert und weiterentwickelt – der sportliche Vorsprung schmilzt.

Porto als letzte Chance

Das Donnerstags-Spiel gegen Porto entscheidet über Letschs Zukunft. Ein positives Ergebnis könnte den Befreiungsschlag bedeuten und das Selbstvertrauen wiederherstellen.

Eine weitere Niederlage würde die Diskussionen um den Trainer neu entfachen. Für Red Bull Salzburg geht es um mehr als Punkte – es geht darum, den schleichenden Niedergang zu stoppen und zu beweisen, dass der Verein sich neu erfinden kann.

Die kommende Woche wird zeigen, ob der einstige Dominator die Kraft für eine Wende hat.