Red Bull Salzburg steckt in der tiefsten Krise seit Jahren. Nach der 0:2-Heimniederlage gegen Sturm Graz am Wochenende steht Trainer Thomas Letsch vor dem Aus. Das Europa-League-Spiel gegen Porto am Donnerstag wird zur Schicksalsbegegnung.

Mit nur elf Punkten aus sieben Ligaspielen liegt der einstige Serienmeister bereits auf dem enttäuschenden fünften Tabellenplatz. Ein Punkt aus den letzten drei Partien spricht eine deutliche Sprache: Das Red-Bull-System wankt.

Desaster gegen Meister Sturm Graz

Die Heimpleite gegen die Grazer offenbarte schonungslos die aktuellen Defizite. Bereits nach 22 Minuten schwächte sich Salzburg durch die Rote Karte für Soumaila Diabaté nach einem groben Foul selbst. In Unterzahl agierte das Team harmlos und ideenlos - der erste Torschuss kam erst in der 65. Minute.

Diese schwache Vorstellung ist kein Einzelfall. Zuvor verlor Salzburg bereits 1:3 gegen den Wolfsberger AC und erreichte nur ein 2:2-Unentschieden gegen Aufsteiger Blau-Weiß Linz.

Letsch unter Dauerdruck

Sport-Geschäftsführer Rouven Schröder vermied ein klares Bekenntnis zu Trainer Letsch. "Elf Punkte aus sieben Spielen sind zu wenig. Jetzt sind wir alle gefragt - auch der Trainer wird hinterfragt", stellte er unmissverständlich klar.

Letsch selbst übernahm nach der Sturm-Niederlage die Verantwortung: "Wir haben uns bei den Gegentoren dumm angestellt." In den sozialen Medien und Fan-Foren hat der Deutsche längst seinen Kredit verspielt.

Das System bröckelt

Die Krise geht tiefer als nur eine Trainerdiskussion. Das einst perfekt funktionierende Red-Bull-Modell zeigt Risse:

  • Führungsvakuum: Der Tod von Gründer Dietrich Mateschitz 2022 hinterließ eine Lücke
  • Schlüsselabgänge: Sportdirektor Christoph Freund wechselte 2023 zum FC Bayern
  • Erstarkte Konkurrenz: Sturm Graz hat Teile des Red-Bull-Modells erfolgreich kopiert und weiterentwickelt

Stefan Lainer sprach nach dem Sturm-Spiel offen über die Probleme: "Zu naiv" sei die Leistung gewesen, Selbstvertrauen und Qualität würden fehlen.

Porto als ultimativer Test

Am Donnerstag gastiert der FC Porto in der Red Bull Arena zum Europa-League-Auftakt. Der portugiesische Spitzenklub startete überragend in die Saison und feierte zuletzt einen klaren 3:0-Erfolg.

Für Letsch wird es zum Alles-oder-Nichts-Spiel. Ein positives Ergebnis gegen Porto könnte die Wende einleiten. Eine weitere Niederlage würde personelle Konsequenzen unausweichlich machen.

Die nächsten Tage entscheiden, ob Salzburg den Weg aus der Krise findet - oder ob dem Verein ein unruhiger Herbst bevorsteht.