Die Salzburger Serienmeister-Ära bröckelt: Nach der 0:2-Heimpleite gegen Sturm Graz steht der einst unantastbare Branchenführer vor den Trümmern seiner Dominanz. Mit nur elf Punkten aus sieben Spielen belegt der Verein den enttäuschenden fünften Tabellenplatz – eine Katastrophe für die gewohnten Maßstäbe.

Die Situation ist dramatisch: Die gefürchtete Tormaschine stottert, das Selbstverständnis ist dahin. Geschäftsführer Rouven Schröder stellte Trainer Thomas Letsch ein Ultimatum bis zum Europa-League-Spiel gegen Porto am Donnerstag. Die Botschaft war eindeutig: "Thomas Letsch sitzt am Donnerstag auf der Bank, aber jeder ist gefragt."

Wo die Salzburger Dominanz verloren ging

Der Niedergang hat tiefere Wurzeln als nur die jüngsten Pleiten. Experten sehen den Wendepunkt im Verlust zentraler Führungspersönlichkeiten: Der Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz 2022 hinterließ eine strategische Lücke. Der Weggang von Erfolgssportdirektor Christoph Freund zum FC Bayern 2023 verschärfte das Problem zusätzlich.

Gleichzeitig holte die Konkurrenz auf. Vereine wie Sturm Graz kopierten das Salzburger Modell und entwickelten es teilweise weiter. Die aktuelle Bilanz spricht Bände: nur ein Punkt aus den letzten drei Ligaspielen und zehn Gegentore in sieben Runden.

Die Krise in Zahlen:
* Platz 5 statt gewohnter Tabellenführung
* Nur 11 Punkte aus 7 Spielen
* 10 Gegentore in 7 Partien
* Erster Torschuss gegen Sturm erst in Minute 65

Fans wenden sich gegen Trainer Letsch

Die Stimmung unter den Anhängern erreichte einen Tiefpunkt. In sozialen Medien entlädt sich massive Kritik gegen Cheftrainer Letsch. Nach der blutleeren Vorstellung gegen Sturm scheint sein Kredit aufgebraucht.

Letsch übernahm nach der Niederlage die volle Verantwortung, doch die Rufe nach seinem Rücktritt werden lauter. Seine Position gilt als extrem wackelig – das Porto-Spiel wird zur letzten Chance.

Diabatés Platzverweis als Sinnbild der Krise

Die Rote Karte für Soumaïla Diabaté nach nur 22 Minuten gegen Sturm war mehr als spielentscheidend – sie symbolisierte die aktuelle Verfassung: fahrig, undiszipliniert, verunsichert. Nach seinem harten Einsteigen und der VAR-Überprüfung stand Salzburg in Unterzahl da.

Tomi Horvat (41.) und Seedy Jatta (50.) besiegelten die verdiente Pleite. Der frühe Platzverweis beraubte das Team jeder Chance und offenbarte die fehlende mentale Stabilität in kritischen Momenten.

Das Ende einer Ära?

Über ein Jahrzehnt definierte Red Bull Salzburg die Maßstäbe im österreichischen Fußball. Das System schien unfehlbar: Talente aus aller Welt anziehen, in Liefering entwickeln, in Salzburg zu europäischen Top-Spielern formen.

Doch der Erfolg war stärker an Schlüsselpersonen gebunden als gedacht. Das Scouting-Netzwerk und die Spielphilosophie wurden längst von anderen Klubs adaptiert. Der finanzielle Vorsprung allein reicht nicht mehr aus.

Schicksalsspiel gegen Porto entscheidet über Letschs Zukunft

Am Donnerstag fällt die Entscheidung über Trainer Letsch. Das Europa-League-Duell gegen den FC Porto wird zum Schicksalsspiel. Eine weitere Niederlage könnte das endgültige Aus bedeuten – ein Sieg hingegen als Befreiungsschlag dienen.

Nach sechs Champions-League-Teilnahmen in Folge könnte ausgerechnet die Europa League zur Chance werden. Doch langfristig muss die Vereinsführung grundlegende Fragen beantworten: Wer ersetzt Christoph Freunds strategische Expertise? Wie kann die Mannschaft neu justiert werden?

Die kommenden Wochen zeigen, ob Red Bull Salzburg die Kraft für einen Turnaround hat – oder ob der Herbst 2025 als Wendepunkt einer beispiellosen Erfolgsära in die Geschichte eingeht.