Ein Gegentreffer in der Nachspielzeit gegen den FC Porto stürzt Red Bull Salzburg tiefer in die Krise. Die 0:1-Niederlage zum Europa-League-Auftakt markiert die dritte Pleite in Folge - und bringt Trainer Thomas Letsch in Bedrängnis.

Die Niederlage am Donnerstagabend war symptomatisch für Salzburgs aktuelle Verfassung. Trotz verbesserter Leistung gegen den portugiesischen Spitzenklub stand die Mannschaft mit leeren Händen da. William Gomes' Tor in der 93. Minute ließ die Hoffnungen auf einen Befreiungsschlag zerplatzen.

"Direkt nach dem Schlusspfiff ging es mir fürchterlich", gestand Trainer Letsch nach dem bitteren Ende vor knapp 10.000 Zuschauern - eine enttäuschend niedrige Kulisse für Salzburger Verhältnisse.

Porto bestraft harmlose Offensive

Salzburg zeigte sich deutlich verbessert im Vergleich zu den jüngsten Ligaspielen. Die Mannschaft agierte mit hohem Einsatz und erarbeitete sich Chancen. Yorbe Vertessen vergab im Finish eine hochkarätige Möglichkeit, die den Spielverlauf hätte drehen können.

Doch während Salzburg seine Gelegenheiten ungenutzt ließ, schlug Porto eiskalt zu. Der späte Gegentreffer offenbarte die fehlende Effizienz und das schwindende Selbstvertrauen der "Bullen".

Liga-Dominanz komplett verflogen

Die Probleme beschränken sich längst nicht auf die internationale Bühne. Nach sieben Bundesliga-Spieltagen rangiert der einstige Serienmeister auf Platz fünf - mit nur elf Punkten und drei sieglosen Spielen in Serie.

Besonders die jüngsten Niederlagen gegen Wolfsberg (1:3) und Sturm Graz (0:2) verschärften die Krise. Die gefürchtete Tormaschine stottert, die Defensive zeigt sich mit zehn Gegentoren ungewohnt anfällig.

Die spielerische Leichtigkeit und Überlegenheit, die Salzburg über eineinhalb Jahrzehnte auszeichneten, sind einem verunsicherten Auftreten gewichen. Die Stimmung unter den Anhängern erreichte einen Tiefpunkt.

Letsch unter massivem Druck

In den Mittelpunkt der Kritik rückt zunehmend Thomas Letsch. In sozialen Medien mehren sich die Forderungen nach seiner Ablösung. Die sportliche Stagnation seit seinem Amtsantritt im Januar wird ihm angelastet.

Geschäftsführer Rouven Schröder hatte bereits vor der Porto-Partie den Druck erhöht und unmissverständlich Ergebnisse gefordert. Die Partie galt intern als Ultimatum. Die unglückliche Niederlage trotz verbesserter Leistung macht die Entscheidung über Letschs Zukunft zur Zerreißprobe.

Tiefere Wurzeln der Krise

Die aktuelle Misere hat strukturelle Ursachen. Der Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz 2022 hinterließ eine strategische Lücke. Der Abgang von Erfolgsarchitekt Christoph Freund zum FC Bayern 2023 wiegt schwer.

Gleichzeitig holte die nationale Konkurrenz auf. Sturm Graz adaptierte das Salzburger Modell erfolgreich und durchbrach die Vormachtstellung der "Bullen". Der einstige Pionier des modernen Fußballs in Österreich droht ins Mittelmaß abzurutschen.

Schicksalswochen beginnen

Entscheidende Wochen bestimmen nun über Salzburgs Saisonverlauf. Bereits am Sonntag wartet die WSG Tirol - ein Sieg ist Pflicht, um den freien Fall zu stoppen.

In der Europa League folgt das schwere Auswärtsspiel bei Olympique Lyon. Eine weitere Niederlage würde das vorzeitige Gruppenphase-Aus gefährlich nahe rücken lassen.

Der Herbst 2025 könnte als entscheidender Wendepunkt in Salzburgs Geschichte eingehen - entweder als Beginn einer Neuausrichtung oder als Ende einer beispiellosen Erfolgsära.