Nach drei Niederlagen in Serie steht der österreichische Serienmeister am Abgrund. Das bittere 0:1 gegen Porto in letzter Minute verschärfte die bereits angespannte Lage dramatisch. Mit nur fünf Punkten aus drei Ligaspielen rutschte Salzburg auf Platz fünf ab – eine ungewohnte Position für den Dominator der letzten Jahre.

Das Bundesliga-Duell gegen die WSG Tirol am Sonntag wird zur ultimativen Bewährungsprobe. Trainer Thomas Letsch steht massiv unter Druck.

Porto-Knockout zertrümmert letzte Hoffnungen

Die Salzburger zeigten gegen Porto ihre beste Saisonleistung – und verloren trotzdem. William Gomes' Treffer in der 93. Minute beendete alle Träume vom Befreiungsschlag auf europäischer Bühne.

"Direkt nach dem Schlusspfiff ging es mir fürchterlich", gestand Letsch nach dem Spiel. Torhüter Alexander Schlager ergänzte: "Es ist sehr schmerzhaft. Jeder Einzelne hat das Herz auf dem Feld liegen gelassen."

Yorbe Vertessen hatte die beste Chance des Spiels, doch am Ende stand die dritte Niederlage in Serie. Nur knapp 10.000 Zuschauer verfolgten das Drama – eine enttäuschende Kulisse für Salzburger Verhältnisse.

Bundesliga-Realität: Vom Dominator zum Verlierer

In der heimischen Liga ist die Situation noch düsterer. Nur ein Punkt aus den letzten drei Spielen katapultierte den Serienmeister auf Rang fünf. Der Tiefpunkt: die verdiente 0:2-Heimniederlage gegen Sturm Graz.

Nach Soumaila Diabatés frühem Platzverweis agierte das Team "zu naiv", wie Routinier Stefan Lainer kritisierte. Dem Verteidiger fehlen "Selbstvertrauen und Qualität" bei der Mannschaft.

Die einstige Souveränität ist einer spürbaren Verunsicherung gewichen.

Letsch kämpft um seinen Job

Obwohl Sportdirektor Rouven Schröder dem Trainer eine Jobgarantie aussprach, stellte er klar: "Jeder wird hinterfragt – auch der Trainer." Elf Punkte aus sieben Ligaspielen sind für Salzburgs Ansprüche schlichtweg zu wenig.

Die kämpferische Porto-Leistung könnte Letsch kurzfristig Luft verschaffen. "Man hat gesehen, dass diese Mannschaft Charakter hat", betonte er. Doch das Tirol-Spiel wird zur Schicksalsfrage.

Eine weitere Niederlage würde seine Position unhaltbar machen.

Das System Red Bull bröckelt

Die Krise hat tiefere Wurzeln als eine bloße Formschwäche. Der Umbruch nach Dietrich Mateschitz' Tod 2022 und der Abgang von Christoph Freund, Ralf Rangnick und Christopher Vivell hinterließ ein Vakuum.

Das einst perfekte System aus Scouting, Talententwicklung und Spielphilosophie zeigt Risse. Gleichzeitig hat die Konkurrenz, allen voran Sturm Graz, aufgeholt und das "System Red Bull" teilweise überholt.

Die sportliche Dominance ist Geschichte – trotz finanzieller Überlegenheit.

Tirol als letzte Chance

Ein überzeugender Sieg in Tirol ist die einzige Option, um die Negativspirale zu stoppen. Die zentrale Frage: Kann die Mannschaft die gegen Porto gezeigte Stabilität konstant abrufen?

Schlager gab sich optimistisch: "Wir haben uns heute einen Maßstab gesetzt. Darauf können wir aufbauen."

Ob Taten folgen, entscheidet sich am Sonntag. Für den Serienmeister geht es um mehr als drei Punkte – es geht darum, einen schleichenden Niedergang zu stoppen.