Nach über drei Jahren steht der SK Rapid Wien wieder an der Spitze der ADMIRAL Bundesliga. Der 1:0-Sieg beim TSV Hartberg bescherte den Hütteldorfern die Führung in der Tabelle – und das völlig ungeschlagen. Wann war Rapid das letzte Mal Erster? Kapitän Matthias Seidl musste passen: "Das ist wahrscheinlich schon ein Zeitl her, aber wir nehmen das gerne mit."

Dramatischer Sieg in der Schlussphase

Das entscheidende Tor fiel erst in der 83. Minute. Ercan Kara, einmal mehr als Joker eingewechselt, köpfte nach einer Ecke zum Siegestreffer. Davor hatten die Wiener zwar das Spiel bestimmt, taten sich aber schwer mit der Torerzielung. Erst System- und Personalanpassungen brachten die Wende.

"Wir hätten auch vorher schon das Tor machen können", meinte Seidl, der ebenso wie Torschütze Kara und Vorlagengeber Andrija Radulovic erst von der Bank kam. Der Sieg wurde also maßgeblich von den Ersatzleuten erkämpft.

Kara: Unzufrieden aber effektiv

Ercan Kara zeigte sich trotz seiner Matchwinner-Rolle nicht ganz glücklich: "Ich wäre nicht Profi geworden, wenn ich gesagt hätte, ich fühle mich wohl auf der Bank." Doch der Erfolg zählt: "Wichtig ist, dass ich helfen kann - das habe ich heute getan. Jetzt in die Länderspielpause als Tabellenführer zu gehen, fühlt sich gut an. Heute kann jeder Rapidler mit einem Lächeln ins Bett gehen."

Hartberg-Coach mit verblüffendem Lob

Während Rapid feiert, müssen die Hartberger eine zweite Heimniederlage in Folge verkraften. Coach Manfred Schmid zog einen überraschenden Vergleich: "Ich bin der Überzeugung, dass Rapid den besseren Kader hat als Salzburg, die besseren Einzelspieler, die erfahrenen Einzelspieler."

Die Grün-Weißen seien "extrem schwer auszurechnen" und vereinten alle spielerischen Elemente: "Kopfballstärke, unglaublich schnelle Spieler auf den Außen, Dribblings und Distanzschüsse." Schmid sprach von einem "richtig starken, großen Kader und einem sehr guten Trainer."

Stöger bleibt realistisch

Rapid-Trainer Peter Stöger nahm das Lob gelassen auf, blieb aber realistisch. Der Kader werde etwas überbewertet, besonders nach den Abgängen von vier wichtigen Spielern. Die Neuzugänge seien "zum Teil noch sehr jung oder Zweitliga-Torschützenkönig".

"Es steckt viel Arbeit dahinter", betonte der 59-Jährige. "Ich sage ja nicht, dass wir nichts draufhaben. Aber es ist jetzt einmal eine kurze Phase." Stöger verwies auf den begrenzten Kader: Beim WAC-Spiel habe man sogar zwei Amateurspieler mitgenommen.

Transfergerüchte und Ziele

Bis zum Transferschluss könnte sich noch etwas tun bei Rapid. Stöger deutete mögliche Abgänge an: "Vielleicht entscheidet sich jemand dazu, dass er woanders mehr Spielzeit bekommen möchte."

Doch unabhängig von personellen Veränderungen: Rapid geht als Tabellenführer in die nächste Runde. Stögers Ziel ist klar: "Über ein ganzes Jahr relativ stabil sein. Dann bist du im Normalfall etwas weiter vorne als Vierter oder Fünfter – wie wir es in den letzten Jahren waren."

Die Überraschungsmannschaft aus Hütteldorf hat also durchaus Ambitionen, die aktuelle Spitzenposition zu verteidigen. Ob das gelingt? Die Bundesliga hat einen neuen Spitzenreiter – und der will mehr sein als nur kurzfristiger Überraschungsgast.