Rangnick wird Botschafter für Bewegungsinitiative

Österreichs Fußball-Teamchef unterstützt ab sofort die "Tägliche Bewegungseinheit" des Sportministeriums. Das Programm erhält zusätzlich 1,5 Millionen Euro mehr Budget und soll den Schulsport revolutionieren.
Das Projekt will Bewegung fest im Alltag von Kindergärten und Schulen verankern. Rangnicks Aufgabe: Die öffentliche Wahrnehmung schärfen und neue Partner gewinnen. "Der Sport kommt in die Schule, das ist das Wesen der täglichen Bewegungseinheit", betonte Sport-Staatssekretärin Michaela Schmidt bei der Pressekonferenz in Wien.
Die Fördermittel steigen von 18 auf 19,5 Millionen Euro pro Jahr. Fast das komplette Budget trägt das Sportministerium, vier Bundesländer steuern rund eine Million Euro bei.
"Sport wird als lästiges Beifach gesehen"
Rangnick, der selbst Lehramtsstudium für Sport absolvierte, kritisierte die geringe Wertschätzung des Schulsports. "Das muss sich dringend ändern", warnte der ÖFB-Teamchef vor den gesundheitlichen Folgen von Bewegungsmangel.
Ohne Gegenmaßnahmen werde das Gesundheitssystem kollabieren, so seine drastische Einschätzung. Als Vorbilder nannte er skandinavische Länder wie Norwegen und Schweden.
400.000 Kinder bereits im Programm
Die Initiative läuft bereits seit 2009 und erreicht derzeit 15 Prozent aller Bildungseinrichtungen. Aktuell profitieren 400.000 Kinder in über 3.800 Kindergärten und Schulen vom Angebot.
3.300 speziell ausgebildete Bewegungscoaches hielten im vergangenen Schuljahr 330.000 Bewegungseinheiten ab. Neu ist die Einbindung der Sport-Fachverbände, die qualifizierte Trainer stellen und eine Brücke zum Vereinssport schlagen sollen.
Alarmierende Bewegungsmangel-Statistik
Die Zahlen zeigen den Handlungsbedarf deutlich: Nur 15 Prozent der Mädchen und 29 Prozent der Burschen zwischen 11 und 17 Jahren erreichen die empfohlene Mindestaktivität von 60 Minuten täglich.
"Je früher ich damit anfange, desto mehr wird es zur Normalität", erklärte Sportunion-Vizepräsidentin Michaela Huber. Besonders Kinder mit Bewegungsdefiziten sollen vom niederschwelligen Angebot profitieren.
Medienzeit begrenzen: Rangnicks radikaler Vorschlag
Der Teamchef ging über reine Schulmaßnahmen hinaus und forderte eine Begrenzung der privaten Mediennutzung auf maximal eine Stunde täglich. Damit nimmt er auch die Eltern in die Pflicht.
Das Regierungsziel ist ambitioniert: Zwei von drei Kindern sollen künftig in einem Sportverein aktiv werden. Die neue Kooperation mit Fachverbänden soll den direkten Weg vom Schul- in den Vereinssport ebnen.