Österreichs Teamchef Ralf Rangnick führt seine Doppelrolle fort. Der 67-Jährige wird auch in dieser Saison ausgewählte Champions-League-Spiele für den französischen Sender analysieren. Eine Entscheidung, die erneut Fragen zur Prioritätensetzung aufwirft.

"Meine Tätigkeit als Teamchef hat natürlich allerhöchste Priorität", betont Rangnick. Die TV-Rolle sieht er als Win-Win-Situation - schließlich muss er österreichische Legionäre ohnehin beobachten.

Scouting meets TV-Studio

Für Rangnick ist die Analysetätigkeit Pflicht, nicht Kür. David Alaba bei Real Madrid, Konrad Laimer beim FC Bayern, Marcel Sabitzer in Dortmund oder Kevin Danso bei Tottenham - seine Nationalspieler stehen regelmäßig in der Königsklasse auf dem Rasen.

"Wenn es meine Zeit erlaubt, werde ich die Topspiele analysieren und das machen, was ich sowieso tun würde: Fußball schauen und darüber diskutieren", erklärt der Deutsche. Das TV-Studio wird zum erweiterten Arbeitsplatz.

CANAL+ sichert sich Taktik-Experten

Der Sender profitiert von Rangnicks Reputation als Gegenpressing-Pionier. Seine Philosophie prägte eine ganze Trainergeneration - von Jürgen Klopp über Thomas Tuchel bis Julian Nagelsmann.

Zuschauer erhalten präzise taktische Analysen statt oberflächlicher Spielbeschreibung. Rangnicks Fähigkeit, komplexe Spielzüge verständlich zu erklären, bietet echten Mehrwert.

Alte Diskussion, neue Akzeptanz

Die Debatte um Rangnicks Doppelrolle ist nicht neu. Als ÖFB-Teamchef startete er parallel als Manchester-United-Berater - Legenden wie Gary Neville und Lothar Matthäus äußerten damals Bedenken.

Rangnick ließ sich die Möglichkeit für Nebentätigkeiten vertraglich zusichern. Auch bei DAZN war er bereits als Experte aktiv. Die aktuelle CANAL+-Kooperation stößt jedoch auf breitere Akzeptanz - dank direkter Synergien mit der Teamchef-Aufgabe.

Erfolg entscheidet über Bewertung

Solange die sportlichen Ergebnisse stimmen, gilt die Doppelrolle als unproblematisch. Bleiben Erfolge aus, könnte die TV-Tätigkeit schnell als Ablenkung kritisiert werden.

Rangnick selbst koppeelt seinen Verbleib an den sportlichen Erfolg: Bei einer verpassten WM-Qualifikation wäre seine Zeit als Teamchef beendet. Die kommenden Länderspiele entscheiden nicht nur über Österreichs WM-Traum - sondern auch darüber, wie seine mediale Präsenz bewertet wird.