Italien, Deutschland, die Alpen, die Ausflugsziele mit dem besten Freund des Menschen, seinem Auto, sind vielseitig und häufig mit positiven Assoziationen behaftet. Jedoch erscheint das derzeitige Reiseziel und die Fahrtrichtung der Automobilbranche ziemlich unklar zu sein und schwerer abschätzbar als jemals zuvor. Seit der zweiten Jahreshälfte hatte die Branche, vor allem in Deutschland mit dem neuen von der EU eingeführten Testverfahren WLTP zu kämpfen und konnte sich seitdem nur schwer erholen. Zudem kam noch ein rückläufiger chinesischer Markt, der innerhalb der letzten Jahre für die großen europäischen Produzenten zunehmend an Bedeutung gewonnen hat und mittlerweile den wichtigsten Absatzmarkt darstellt. Zuletzt kamen noch weitere Sonderthemen erschwerend hinzu: Einerseits meldete sich Donald Trump wieder über sein Lieblingsmedium zu Wort und twitterte, dass seine Geduld mit China enden wollend sei und er nun endlich Fortschritte in den Verhandlungen rund um den Handelskonflikt sehen wolle, ansonsten würden die Strafzölle weiter erhöht werden. Für die wie bereits erwähnt mittlerweile stark von China abhängige Automobilindustrie wirkte sich diese Verschärfung der Verhandlungen deutlich negativ auf die Aktienkurse aus. Andererseits prüft die EU derzeit Kartellvorwürfe gegen VW, Daimler und BMW, da man Absprachen der drei Automobilkonzerne im Zusammenhang mit der Entwicklung und Einführung von Systemen zur Verringerung der Emissionen von Benzin- und Diesel-Pkw vermutet, um nicht unter Wettbewerbsdruck zu geraten. Dies würde implizieren, dass die Hersteller den Verbrauchern die Möglichkeit vorenthalten haben, umweltfreundliche Autos zu kaufen, obwohl die entsprechenden Technologien zur Verfügung standen.

Auch in den vergangenen Wochen hat der Patient Autobranche wieder nur eher schwache Lebenszeichen von sich gegeben. Am Dienstag (07.05.) präsentierte die Münchner Autofraktion (BMW) ihre Q1/19 Ergebnisse und diese wussten erneut zu einem großen Teil nicht zu überzeugen. Aufgrund des anhängigen EU-Verfahrens bezüglich der Kartellabsprachen wurden insgesamt €1,4 Mrd. an Rückstellungen gebildet, die naturgemäß deutlich auf die Resultate drückten (Konzernüberschuss: -74% YoY). Zusätzlich wirkten sich negative Wechselkurseffekte, höhere Rohstoffkosten und Mehrausgaben für Forschung und Entwicklung sowie für Investitionen, unter anderem in ein neues Werk in Mexiko negativ aus und führten zu einem operativen Verlust von €310 Mio. im Autogeschäft. Jedoch gab es auch ein paar positive Highlights zu berichten. Während die Konkurrenz aus Baden-Württemberg (Daimler) mit rückläufigen Fahrzeugverkäufen zu kämpfen hatte, konnte BMW die Absatzzahlen und den Umsatz nahezu konstant halten. Außerdem wurde trotz der schwachen Q1 Resultate an der Prognose für das laufende Geschäftsjahr festgehalten, da man von einer starken zweiten Jahreshälfte ausgeht. VW konnte sich im ersten Quartal 2019 achtbar aus der Affäre ziehen. Der Wolfsburger Konzern konnte im Q1 überraschend leicht steigende Umsätze verbuchen (trotz eines Absatzrückgangs in China von 6%), bei einem leichten Rückgang des operativen Ergebnisses. Im Vergleich hierzu kam Daimler nicht so glimpflich davon. Das operative Ergebnis der Schwaben ließ, aufgrund eines rückläufigen Absatzes (-5,6%) um 16% nach. Mithilfe eines Sparprogrammes möchte man nun die ambitionierten Jahresziele doch noch erreichen…

BAYERISCHE MOTOREN WERKE AG - 5 JAHRE
BAYERISCHE MOTOREN WERKE AG - 5 JAHRE
Quelle: BLOOMBERG / Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie oder ein verlässlicher Indikator für Wertentwicklungen in der Zukunft.
Insbesondere in Österreich gibt es einige Unternehmen die am Futtertrog der Autobranche hängen. Hierzu zählen unter anderem voestalpine, Andritz, AMAG, Polytec und AT&S. Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S legte diese Woche seine Zahlen zum Geschäftsjahr 2018/19 vor und musste auch von einer Nachfrageschwäche aus dem Automobilbereich berichten. Insgesamt geht man aber weiterhin davon aus, dass das Segment aufgrund der steigenden Bedeutung von autonomem Fahren und der Elektrifizierung des Antriebs ein starker Wachstumsmarkt für AT&S sein wird. Laut CEO Andreas Gerstenmayer werden elektronische Komponenten für die Steuerung der Antriebe in Zukunft in großem Umfang notwendig werden. Auch bei voestalpine, Andritz und AMAG spürte man zuletzt die schwache Nachfrage aus der Automobilindustrie. Während dies bei voestalpine zu Gewinnwarnungen im abgelaufenen Geschäftsjahr führte (neben einigen anderen Problemen), resultiert dies bei Andritz in Kapazitätsanpassungen des Segments Metals Forming (das Tochterunternehmen Schuler), dessen Hauptkunden die wichtigsten Auto OEMs sind.

Polytec ist zweifelsohne das österreichische Unternehmen, das die stärkste Abhängigkeit von der Automobilindustrie aufweist! Der oberösterreichische Kunststoffverarbeiter litt in den letzten Quartalen stark unter der Schwäche der großen Automobilproduzenten und musste sowohl bei den Ergebnissen, als auch beim Aktienkurs deutliche Rückgänge verzeichnen. Nachdem am Mittwoch (8.5.) die Zahlen zum Q1/19 vorgelegt wurden, erweckte man jedoch wieder einen optimistischeren Eindruck. Das Unternehmen befindet sich derzeit in Verhandlungen mit den wichtigsten OEMs bezüglich möglicher Kompensationsmaßnahmen für die entgangenen Zahlungen und Aufträgen der letzten Quartale. Häufig soll es dabei zur Erteilung von kurzfristigen Kompensationsaufträgen für Polytec kommen . Insgesamt geht es um Forderungen in zweistelliger Millionenhöhe (€), die sich vor allem in der zweiten Jahreshälfte positiv auf die Ergebnisse auswirken sollten.

Seit dem Beginn der Krise der Automobilindustrie klagen viele der Zulieferfirmen über die geringe Visibilität der zukünftigen Entwicklungen in der Branche und die damit verbundene Planungsunsicherheit. Es bleibt für viele Beobachter schwierig abzuschätzen ob es sich um eine kurzfristige Schwächephase im Zusammenhang mit WLTP, oder um einen fundamentalen Abschwung handelt der mit einer rückläufigen Nachfrage in Verbindung steht. Hinzu kommt noch die Unsicherheit bezüglich der im September dieses Jahres von der EU eingeführten Verschärfung von WLTP, namens RDE (Real Driving Emissions), bei der die Schadstoffgrenzwerte nicht nur unter Laborbedingungen, sondern auch im Straßenverkehr eingehalten werden müssen. Auf jeden Fall sind es stürmische Zeiten welche die gesamte Industrie derzeit durchlebt!

POLYTEC AG - 5 JAHRE
POLYTEC AG - 5 JAHRE
Quelle: BLOOMBERG / Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie oder ein verlässlicher Indikator für Wertentwicklungen in der Zukunft.
 

Aktuelle Investmentstrategie Blaue Kante Rechts

 

Nach dem starken ersten Quartal des Jahres haben wir in unseren Produkten da und dort Gewinne mitgenommen und einen kleinen Cash-Polster aufgebaut um kurzfristig auf Marktrücksetzer reagieren zu können. Dennoch sind wir nach wie vor absolut von der langfristig ausgezeichneten Investmentperspektive der Assetklasse „Equities“ überzeugt! Wir glauben nicht an eine unmittelbar bevorstehende globale Rezession à la 2008/2009 und lassen uns deshalb auch nicht von kurzfristigen Kursschwankungen verunsichern. Aktien gefallen uns nach wie vor bewertungstechnisch deutlich besser als Anleihen! Auf der Equity-Seite sind wir – verglichen mit dem MSCI World – in Europa übergewichtet, in Nordamerika hingegen aus Bewertungsgründen vergleichsweise unterinvestiert und in Schwellenländern nur gering allokiert. Auf der Bond-Seite gefallen uns flexible „Total Return“-Produkte, die sich auf dynamische Art und Weise verschiedensten Marktgegebenheiten anpassen können, am besten. In klassischen Staatsanleihen von Industrienationen sind wir hingegen schon seit geraumer Zeit deutlich untergewichtet, das Risiko-/Ertragsprofil erscheint uns hier nur äußerst begrenzt attraktiv.