Wie definiert sich ein börsenotiertes Familienunternehmen? Viele denken sofort an Palfinger, Rosenbauer oder Mayr-Melnhof in Österreich, Porsche und LVMH sind’s beim Blick gen Europa. Doch was ist mit den Teslas und Facebooks dieser Welt? Auch deren Führungsstruktur gestaltet sich durchaus hierarchisch anders ...

Für Anleger:innen stellt sich aber vor allem die Frage der Stärke von Familienunternehmen und wo es Möglichkeiten gibt, von dieser zu profitieren. Wieso sollte man überhaupt in Familienunternehmen in investieren? Zu Gast dazu Andreas Lesniewicz, Fondsmanager bei der Schweizer Conren.

Lesniewiczs These ist klar: „Aktien von Familienunternehmen sind die besseren Investments”. Und hat als Argument eine (von Conren erstellte) Studie zur Hand (hier zum Download). Doch was zeichnet Familienunternehmen aus? Einen zentraler Unterschied gegenüber Wettbewerbern sieht Lesniewicz in der langfristigen, strategischen Ausrichtung von Familienunternehmen. Frei nach dem Motto „gut Ding braucht oftmals Weile”. Der maßgeblich auf Quartalsergebnisse fixierte Manager ist da klar unterlegen. Lesniewicz spricht von „inhabergeführt und nicht managergetrieben“ ... und stellt als Wesen des Familienunternehmen die „Enkelsicherheit” in den Fokus der Strategie.

Derartige Führungsstrukturen haben oft den Vorteil, rascher und unbürokratischer handeln zu können, als der angestellte Manager, beherbergen aber natürlich die Gefahr, einen ‘starrsinnigen’ Patriarchen an der Spitze zu haben, der neue Zeiten nicht erkennen will. Oder dass Familienstreitigkeiten bis hin zur Spaltung des Unternehmens führen können, mit dem vielleicht bekanntestes Beispiel Adidas und Puma. Für Lesniewicz ist das eine Aufgabe des Risikomanagements im Fonds - und hat für solche Fälle den eigens entwickelten Family Risk Score zur Hand. Gleichzeitig steht dem, die zumeist völlige Identifikation der Führungsriege mit dem Unternehmen gegenüber: „Da steht oft der eigene Name drauf.”

Einen weiteren Pluspunkt attestiert Lesniewicz Familienunternehmen: Das permanente Arbeiten an kleinsten Verbesserungen – „da sind Familienunternehmen Meister darin, über Jahre den Zinseszins von permanenter Verbesserung voranzutreiben.” (Anm.: Henry Ford wäre das klassische Beispiel) Was nur wenig bekannt ist: Familienunternehmen melden mehr Patente als andere Unternehmen an, geben dafür aber weniger Geld aus.

Was Familienunternehmen noch unterscheidet - die Führungsriege sitzt wesentlich länger im Sattel als bei anderen Unternehmen, mit der entsprechenden Erfahrung ... auch wie man mit Krisen umgeht. Was gerade im aktuellen Umfeld für Lesniewicz ein großer Vorteil ist.

Lesniewicz versucht das Portfolio im Generations Family Business Equity Fonds konzentriert (40+ Aktien), aber diversifiziert zu halten. Unter den Top-Positionen befinden sich mit LVMH das wertvollste Unternehmen der Eurozone, wie auch die in der Schweiz notierte Aluflexpack, die für Lesniewicz von einem Vollblutunternehmer geführt wird und die sich durch ihre smarte Zukaufsstrategie auszeichnet ... ein Unternehmen im Einflussbereich des Österreichers Michael Tojner. Warum die Dividendenrendite bei Familienunternehmen oftmals etwas geringer ist, wie in diesem Bereich mit dem Stichwort ESG umgegangen wird, dies und mehr gibt’s im Podcast hier

 

Aus dem Börse Express PDF vom 23.09. hier zum Download

 

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